Wirtschaft
Die Kosten der Klimatransformation
Eigentlich ist es logisch: Klimapolitische Transformation allein schafft kein Wirtschaftswachstum. Warum nicht? Weil das Ersetzen von fossiler durch erneuerbare Energie zwar die Umwelt schont, aber für sich genommen an der Wertschöpfung nichts verändert.
Eine Tonne traditioneller Stahl und eine Tonne grüner Stahl erzielen im Weltmarkt den gleichen Preis, sie werden nur unterschiedlich produziert. Genauso ein Auto mit Elektromotor statt konventionellem Verbrenner. Genauso jedes andere Produkt des verarbeitenden Gewerbes, dessen Herstellungstechnik von "braun" zu "grün" umgewandelt wird. Der "Wertzuwachs" ist eben kein ökonomischer, der individuell verteilbar ist, sondern nur ein ökologischer, der ganz langfristig der Menschheit zugute kommt.
Mehr Wachstum entsteht also nicht. Allenfalls kann die neue Technologie positive "externe Effekte" haben, weil sie hilft, neue und andere Produkte günstiger zu erzeugen. Aber das gilt eben nicht nur für "grüne", sondern für alle Technologien, wobei im Vorhinein nur schwer zu prognostizieren ist, wo genau in der Wirtschaft die neuen Chancen und Innovationen entstehen. Deshalb ist es für den Staat ja so schwierig, durch Subventionen eine "gute" Industrie- und Technologiepolitik ins Werk zu setzen. Davor warnen liberale Ökonomen schon lange.
Nun zeigt eine Studie des IW Köln - zusammen mit der Stiftung KlimaWirtschaft und dem Bundesverband der Energie-Abnehmer, dass alles womöglich noch viel schwieriger ist. Der Grund: Unternehmen des Produzierenden Gewerbes sehen eine Welle der Kosten auf die Industrie zurollen, bedingt durch die klimapolitisch verursachte Verteuerung der Energie und Verschlechterung der Standortbedingungen in Deutschland. Wie eine Umfrage zur Sommerzeit 2024 unter etwa 500 Unternehmen zeigt, bewerten 71 Prozent die Energiekosten, 65 Prozent das regulatorische Umfeld und 58 Prozent die Höhe der steuerlichen Abgaben als schlecht oder mangelhaft. Fast 90 Prozent der Unternehmen erwarten steigende Produktionskosten. Mehr als drei Viertel der Unternehmen befürchten Arbeitsplatzverluste in energieintensiven Branchen und insgesamt eine Schwächung der deutschen Wirtschaft. Von einer Aufbruchstimmung zum Wirtschaftswachstum aufgrund der Klimapolitik kann also nicht die Rede sein.
Aufschlussreich ist dabei auch die Struktur der Antworten: Kleine und mittlere Unternehmen sind stärker besorgt als große, nord- und ostdeutsche stärker als süd- und westdeutsche. Interessant auch, dass Engpässe der Infrastruktur - von Verkehr bis zum Digitalen - durchweg weniger dramatisch gesehen werden als die Verteuerung von Energie, die Dichte der Regulierung und die Höhe der Steuern.
Fazit: Die deutsche Wirtschaftsrealität ist wohl ein ganz beachtliches Stück weg von der Traumwelt des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck. Die Skepsis, was "grünes Wachstum" betrifft, ist hoch. Von einer Hoffnung, gar Teil eines grünen Wirtschaftswunders (o. ä.) zu werden, ist wenig zu spüren - und zwar umso weniger, je mehr man sich in die Gefilde des deutschen industriellen Mittelstands begibt und Großunternehmen hinter sich lässt.
Die Politik sollte mit Blick auf dieses Stimmungsbild aufhorchen. Ermutigend ist dabei, dass nur 10 Prozent der Unternehmen schon darüber nachdenken, ihre eigenen Produktionsstandorte aus Deutschland ins Ausland zu verlagern. Noch ist also die industrielle Struktur einigermaßen stabil, auch wenn die allermeisten der Befragten - immerhin 80 Prozent - mit einer zunehmenden Abwanderung von Unternehmen rechnen. Es ist also höchste Zeit zum Handeln. Das zentrale politische Thema der kommenden Jahre lautet: Standort Deutschland.