„Business in Afrika boosten“
Im Interview mit freiheit.org erklärt der Präsident von "Hub Africa", Zakaria Fahim, welche Rolle Marokko für die Entwicklung der afrikanischen Wirtschaft spielt.
Was hat sich durch die Afrika-Strategie für die marokkanische Wirtschaft gebessert?
Durch seine geo-strategische Lage und durch seinen Willen, sich den Erfordernissen der Globalisierung anzupassen, seinen Einflussbereich zu erweitern und sich als Absatzgebiet für Wirtschaft und Handel zu öffnen, hat sich Marokko – Zoll- und Wirtschaftspartner von Europa, den USA und den Golfstaaten –vor einigen Jahrzehnten entschieden, der Sub-Sahara mit dem Konzept der Ko-Entwicklung zu öffnen. Einzig eine pragmatische Strategie, die in Teilen durch den Willen zur Vermarktung einer win-win-Partnerschaft bestimmt ist, kann aus alten Schemata, die noch aus der Kolonialisierung stammen, ausbrechen.
Ein bedeutendes, bislang ungenutztes Potential des inner-afrikanischen Handels, besonders im Gesundheitswesen, der Landwirtschaft, der Banken und Versicherungen, des Bildungswesens und nicht zuletzt des Immobilienmarktes mit der Expertise in den Bereichen Soziales und der neuen Informationstechnologien.
Marokko stützt sich auf Handlungswissen in diesen gerade genannten Sektoren, um Teile der Märkte durch Verbindungen mit lokalen Unternehmen zu gewinnen.
Die marokkanische Strategie in Afrika basiert auf einer erweiterbaren und fortwährenden finanziellen Zusammenarbeit und wird durch Schuldenerlass der am wenigsten entwickelten Länder sowie durch den Einsatz der Marokkanischen Agentur für Internationale Zusammenarbeit (AMCI) realisiert.
In diesem Sinne hat Marokko mit afrikanischen Ländern rund 20 Übereinkünfte nach dem Grundsatz der Meistbegünstigung sowie mehrere Wirtschafts- und Zollabkommen abgeschlossen; zudem Investitionsförderung aus und nach Afrika.
Die marokkanischen Exporte in die Länder der Sub-Sahara haben 2013 11,7 Milliarden Dirhams (ca. 10,4 Mio. Euro) erreicht im Gegensatz zu 2,2 Milliarden im Jahr 2003. Marokko ist der größte afrikanische Investor in der Zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft (CEMAC) und der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA) sowie in den letzten drei Jahren zwei Mal größter Investor in der Elfenbeinküste noch vor Frankreich.
Diese anerkannte Führungsposition gilt es zu konsolidieren und mit anderen internationalen Akteuren wie MarocExport zu begleiten.
Was verspricht sich Marokko davon, ECOWAS-Mitglied zu werden?
Das ist in erster Linie eine politische Angelegenheit durch [die Initiative und die Leitlinien] seine[r] Majestät auf sehr hohem Niveau. Marokko will seine Rückkehr in die Afrikanische Union absichern, indem es ein bedeutender Akteur in ECOWAS wird, an zweiter Stelle nach Nigeria, und Zugang zu einem Markt von 350 Millionen Menschen erlangen mit einem konsolidierten BIP von 628 Mio. US-Dollar.
Im Hinblick auf gebotene Möglichkeiten könnte Marokko auf Grundlage einer Strategie einer Dreiecks-Zusammenarbeit eine noch bedeutendere Rolle in der Region spielen, indem es Expertise und Know-How marokkanischer Unternehmen in den Dienst von Entwicklungsprojekten auf dem Kontinent stellt. Ein Ziel, das zur Verbesserung der Wirtschaftsinfrastruktur und des rechtlichen Rahmens, der die Wirtschafts- und Investitionsbeziehungen mit afrikanischen Ländern regelt, beiträgt.
Der Wille für eine afrikanische Politik ist bei den Akteuren der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft gegeben, um diese bei der Erhöhung der Schlagzahl zu begleiten und daraus einen Erfolg im Dienste der Afrikaner zu machen.
Auf welche Art kann Deutschland und können deutsche Unternehmen vom „eurafrikanischen Hub“ profitieren? Was empfehlen Sie ihnen?
Wir brauchen nicht mehr zu beweisen, dass Marokko ein afrikanischer Hub geworden ist. Casablanca Finance City (CFC) ist im dritten Jahr in Folge zum besten Finanzplatz Afrikas gewählt worden – noch vor Südafrika und Mauritius. Mehrere globale Akteure im Bereich Finanzen, Telekommunikation, neue Informationstechnologien haben nicht zuletzt CFC als ihren Sitz gewählt, um von hier aus in Afrika zu investieren. Man kann den Fond Africa 50 der Afrikanischen Entwicklungsbank (ADB) nennen, der sich für Casablanca entschieden hat, während man mit der Türkei und Indien in Konkurrenz stand.
Die Deutschen können von dieser Plattform profitieren, um ihr Business in Afrika zu boosten, den engen Märkten, in denen die kulturelle Dimension sehr wichtig ist und Marokko ein Champion geworden ist.
Marokko hat das Vertrauen seiner Counterparts im frankophonen Afrika gewinnen können, aber durch gigantische Investition der OCP [Office Chérifien des Phosphates, i.e. die nationale Phosphatgesellschaft] auch im anglophonen. Letztgenannte wird mit der Gruppe Dangote (größtes Vermögen in Afrika) eine Düngemittelfabrik in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar und mit 50.000 Angestellten errichten. Die OCP hat zudem eine Partnerschaft mit dem lokalen Ministerium für Staatsbetriebe von Äthiopien für eine Investition einer Düngemittelfabrik in Höhe von 3,7 Milliarden US-Dollar abgeschlossen.
Das alles zeigt sehr gut Marokkos Ambitionen und Umsetzung, um ein globaler Akteur auf dem Kontinent zu sein. Es kann deutschen Unternehmen Verbindungen herstellen, um Zugang zu sub-saharischen Märkten zu erlangen. Eine solche Partnerschaft brächte das Beste zweier Welten mit sich: die Expertise und deutsche Technologie wie Finanzierung, die lokale Nähe und die Kenntnis der Märkte und geringere Kosten in Marokko ermöglichen es, unmittelbar den weniger lauten, aber effektiven Konkurrenten, den asiatischen Ländern (China, Indien) und den USA, den Rang abzulaufen.
Zakaria Fahim ist Präsident von „Hub Africa“ und Organisator der gleichnamigen Konferenz in Casablanca, die im Mai 2017 zum fünften Mal stattfand. Zuvor war er u.a. Präsident der FNF-Partnerorganisation Centre des Jeunes Dirigeants d'Entreprises (CJD), einem Verband junger Führungskräfte.