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KRIEG IN EUROPA
Militärjournalistin Iryna Sampan: „Während vier Monaten adrenalingeladener Freiwilligenarbeit wurde mir klar, dass mir nur der Journalismus helfen kann, wieder zu Kräften zu kommen.“

Ірина Сампан

Iryna Sampan ist eine Militärjournalistin, die bei Kriegsbeginn beschloss, sich freiwillig zu melden und Autos für das Militär zu transportieren, weil sie glaubte, dass dies für die Ukraine im Moment notwendiger ist. Nach vier Monaten kehrte sie jedoch zum Journalismus zurück und bringt jetzt Geschichten über das Militär von der Frontlinie.  Im Sonderprojekt „Die Unbeugsamen“ erzählt Iryna, wie sie es schaffte, Autos ohne Fahrpraxis zu transportieren und warum sie sich für den Journalismus entschied. 

Übergang vom Journalismus zur Freiwilligenarbeit

Als der Krieg begann, war ich mit meinem Sohn und meiner Freundin im Urlaub in der Nähe von Dubai. Wir flogen dorthin am 23. Februar, weil es an diesem Tag eine Ermäßigung gab – es war also ein Zufall. Wir kamen nach Dubai und da begann der Krieg. Damals war ich froh, dass ich das Kind mit dem Flugzeug wegbrachte und es die Schrecken des Krieges nicht sah. Mein Sohn war die ersten 5 Kriegstage am Strand und ich wollte sofort zurückfliegen, blieb aber am Ende am Meer, dazu noch unter den Russen und Belarussen. Zu dieser Zeit machte ich noch einige Sendungen im Hromadske Radio, aber die meiste Zeit saß ich zusammen mit meiner Freundin am Telefon und verfolgte die Nachrichten. 

Ірина Сампан

3-jähriger Sohn von Iryna

© Ірина Сампан | Iryna Sampan

Dann begann ich, die Bewegung der russischen Militärtechnik zu koordinieren. Zivilisten schickten mir Informationen, und ich schickte sie an den Nachrichtendienst, weil ich Beziehungen hatte und wusste, dass die Informationen dort ankommen würden, wo sie gebraucht wurden. Ich machte dies Tag und Nacht. So bräunten wir uns mit dem Telefon ein – der Bauch weiß, der Rücken rot. 

Dann brachte ich meinen Sohn mit der Freundin nach Georgien und kehrte am 3. März in die Ukraine zurück. Ich flog aus Georgien mit 9 georgischen Soldaten, die zu ihrer Legion in die Ukraine flogen. Sie wurden von der Schwester eines Kommandeurs ausgewählt, den ich zuvor interviewt hatte. Wir flogen nach Warschau, wo ich alle am Flughafen versammelte und freiwillige Fahrer sie zur Grenze brachten. Es war Nacht und es gab große Warteschlangen nach Polen – Kinder, Frauen, alle weinen, viel Lärm, und Männer brechen das Tor auf, um von den Grenzschützern durchgelassen zu werden. Ein Bild der Apokalypse. Und hier, in der entgegengesetzten Richtung von Polen, gehen ich und 9 kräftige Männer hinter mir her. Die Menschenschlange verstummt und schaut uns an, und ich rufe: „Ruhm der Ukraine!“. Als Antwort darauf höre ich von allen Leuten: „Ruhm den Helden!“ 

So kamen wir rein. Wir wurden in Lwiw abgeholt, ich brachte die ersten Soldaten und begann, ein Koordinationsstab zu organisieren. 

Georgische Legion und Rekrutierung von Soldaten

Ich half dem Kommandeur der georgischen Fremdenlegion bei der Rekrutierung von Ausländern. Ich hatte drei Wochen vor der großangelegten Invasion Russlands ein Interview mit ihm, und er sagte damals, dass es Krieg geben würde. Ich glaubte es bis zum letzten Moment nicht. 

Er rief die Ausländer auf, für die Ukraine zu kämpfen. Er appellierte sogar an diejenigen, die keine Erfahrung hatten, und sagte, dass sie in der Ukraine ausgebildet würden, und wenn sie bereits Erfahrung hätten, könnten sie Neuankömmlinge unterrichten. Menschen aus aller Welt riefen ihn an: Taiwan, arabische Länder, USA, Japan, Korea. Er hatte keine Zeit, diese Anfragen zu bearbeiten und die Soldaten zu filtern, also schlug ich vor, es zu systematisieren, und richtete einen Koordinierungsstab ein, organisierte eine Hotline mit freiwilligen Studenten aus Lwiw, die Englisch sprechen. Dieser Stab arbeitet auch heute noch.

Wir kommunizierten mit Soldaten und denen, die bereit sind, in die Ukraine zu kommen, über WhatsApp. Wir arbeiteten in vier Schichten rund um die Uhr, weil Anrufe aus verschiedenen Ländern kamen und Zeitzonen unterschiedlich sind. Der Zulauf war wahnsinnig – 60-80 Anrufe gingen pro Tag ein. Und allen Ausländern musste erklärt werden, auf welchem Weg sie am besten in die Ukraine kommen, über welche Grenze, was sie mitnehmen können. Beispielsweise schrieben viele amerikanische und britische Veteranen, dass sie Waffen hätten mit sich führen können, aber sie wären dann nicht reingelassen. Also mussten wir das alles systematisieren. Wir schrieben Antworten auf die häufigsten Fragen auf, insbesondere, wie man Ausländer richtig ablehnt, wie man sie filtert und überprüft. Schließlich wollten die Menschen mit unterschiedlichen Absichten in die Ukraine kommen, z. B. um die Staatsbürgerschaft zu erhalten oder ihr persönliches Leben aufzubauen, wir brauchten aber diejenigen, die kämpfen würden. 

Zu Beginn des Krieges nahmen wir jeden auf, ob mit oder ohne Kampferfahrung, denn wir brauchten Leute. Aber dann wurde uns klar, dass wir nur motivierte Leute mit Erfahrung nehmen sollten. Manche konnten es nicht aushalten. Jemand ging zum Roten Kreuz, zur Minenräumung von Gebieten oder verschwand einfach. Jetzt pausierten wir die Rekrutierung von Soldaten und konzentrierten uns auf die Rekrutierung ausländischer Ausbilder mit Kampferfahrung. Es gibt keinen großen Zulauf mehr. Als ich die Arbeit des Stabs einrichtete und einen Stellvertreter zurückließ, der für mich arbeiten konnte, wurde mir langweilig. Also beschloss ich, Autos für das Militär zu transportieren. 

„Ich hatte einen Führerschein, konnte aber nicht fahren“: Transport von Autos in die Ukraine

Zu Beginn des Krieges zogen sehr viele Freiwillige in den Krieg und der Bedarf war so groß, dass die Freiwilligen, die dies schon immer getan hatten, einfach nicht ausreichten. Es war eine Situation, in der es etwas zu fahren gab, aber niemanden, der es tun konnte. Die Pressesprecherin einer Einheit kam auf mich zu und sagte, dass teure Hilfsmittel an die Front transportiert werden müssten: Visiereinrichtungen, Funkgeräte, Optik. Ich sagte zu, aber damals konnte ich noch nicht Auto fahren und es gab kein Auto – es waren die ersten Wochen des Krieges. Man fand mir einen Fahrer, ein Auto und wir fuhren dies nach Osten nach Pisky. Dann wurden Kontakte zu anderen Freiwilligen geknüpft, und ich begann, Hilfsgüter zu transportieren. 

Und dann schrieb ein Freund von mir, er habe eine Idee, wie man Vans für die Armee überführen könne – Frauen werden gebraucht, weil Männer das Land nicht verlassen dürfen. Und dann wurde mir klar, dass ich die Frau bin, die das schaffen kann. Ich hatte meinen Führerschein, den ich vor zwei Jahren gemacht hatte, aber keine Fahrpraxis. Ich fuhr nur ein paar Mal mit dem Auto meines Vaters zum Laden in der Nähe des Hauses, und das auch nur mit ihm. Und jetzt habe ich 50.000 Kilometer, die ich gefahren bin.

Ірина Сампан

Iryna transportiert ein Auto für das Militär aus dem Ausland

© Ірина Сампан | Iryna Sampan

Für das erste Auto musste man nach Krakau in Polen fahren. Nach einem Auto suchte ich über meine Bekannten, sie haben mir Optionen mit Fotos geschickt, und ich musste sie mir schon in Polen ansehen. Ich betonte, dass ich ein Auto mit dem Automatikgetriebe brauche, kein Schaltgetriebe. Ich fuhr zwei Tage durch Polen und sah mir diese Autos an. Ich war müde, hatte Hunger und wollte schlafen. Schließlich kam ich in der Nacht zum Haus eines polnischen Mannes, wo das Auto stand. Er öffnete die Tür, und ich sehe dort drei Pedale. Ich weinte fast vor Frust. Es war aber nichts zu machen, es gab auch keine Zeit, noch einen Tag herumzufahren, um sich Autos anzuschauen. Also stieg ich ein und fuhr in die Ukraine.

Ірина Сампан

Iryna in Krakau, wo sie ihr erstes Auto für das Militär abholte

© Ірина Сампан | Iryna Sampan

Ich transportierte nur 5 Autos – vier aus Deutschland und Polen, und eines wurde in der Ukraine gefunden. Autos zu überführen ist sehr anstrengend, außerdem hat jedes Land seine eigenen Gesetze. Wir mussten zwei riesige Autos Mitsubishi L 200 und Hyundai Terracan überführen. Das sind zwei Panzer 5 Meter lang und mit einem riesigen Hubraum, das waren damals die größten Autos in meinem Leben – jetzt fuhr ich schon „Bohdan“-Busse und Volkswagen Transporter Technik.

Von Deutschland fuhr ich zum Beispiel zwei Tage. Einen Tag fuhr ich, und 40 Stunden stand ich in einer 6,5 km langen Schlange an der Grenze. Ich fuhr gerade ein Auto für mich selbst unter Null-Zoll-Zollabfertigung, da ich im Pressedienst der Legion tätig bin, fuhr ich Hilfskräfte an die Front. Ich konnte zwei Tage lang nicht schlafen, weil sich die Schlange nur sehr langsam bewegte, buchstäblich einen halben Meter auf einmal, aber sie bewegte sich.

Ірина Сампан

Irina am Lenkrad eines Autos in einer Warteschlange in die Ukraine

© Ірина Сампан | Iryna Sampan

Dann bekam ich eine Partnerin-Beifahrerin, eine Kollegin vom Hromadske Radio mit mehr als 10 Jahren Fahrpraxis, die sich bereit erklärte, die Autos ebenfalls zu überführen. Mit der Partnerin machte es mehr Spaß, aber ich merkte trotzdem, dass meine Ressourcen langsam zur Neige gingen. Und die anderen Freiwilligen machten diese Arbeit besser – sie fuhren einige Autos gleichzeitig, weil sie das seit 8 Jahren machen. 

Du versuchst zu verstehen, wo du nützlich sein kannst, welche Lücke du mit dir ausfüllen sollst, wägst es ab und kommst trotzdem zu dem Schluss, dass du doch Journalistin bist, was versuchst du, dich zu ändern. 

Rückkehr zum Journalismus

Als ich mich freiwillig meldete, hatte ich kein Gehalt und meine Ressourcen, sowohl physisch als auch finanziell, gingen langsam zur Neige. Das Geld, das mir Leute für Autos für die Streitkräfte zukommen ließen, konnte ich nicht ausgeben. Es kam so weit, dass ich mich fragte, ob ich 50 Hrywnja für einen Hotdog nehmen könnte, weil ich dachte, ich fahre doch ein Auto, aber schließlich traute ich mich nicht, das Geld zu nehmen, weil es nicht mein war. Außerdem war ich es einfach müde, ständig lange Strecken zurückzulegen und am Lenkrad zu sein. Dann wurde mir klar, dass ich zum Journalismus zurückkehren und das tun möchte, was ich gut kann.

Ірина Сампан

Iryna während einer Geschäftsreise in der Ostukraine

© Ірина Сампан | Iryna Sampan

Ich beschloss, Geschichten über Menschen zu schreiben, die unseren Staat verteidigen. In dieser Phase des Krieges kam das Gefühl zurück, dass Journalismus wichtig ist, nicht nur physische Hilfe. Ich postete einen Beitrag, dass ich zum Journalismus zurückkehre, und der Chefredakteur von „Censor.net“ Jurij Butussow antwortete mir. Er schrieb, dass er mich brauchte – ich hatte dort früher mein Programm gemacht. Gleichzeitig sagte der Geschäftsführer von Hromadske Radio, dass die Organisation ein bestimmtes Budget für meine Geschäftsreisen hat und ich für sie filmen kann. Ich dachte, wenn ich gefragt bin, sollte ich es tun. 

Geschichten von Soldaten, Frauen in der Armee und Geschäftsreisen an die Front

Jetzt konzentriere ich mich auf die Geschichten derer, die kämpfen, also vom Soldaten bis zum Kompaniechef. Das sind die Menschen, die an vorderster Front mit Waffen kämpfen. Mit Beginn des Krieges wurden viele Menschen mit völlig nichtmilitärischen Berufen mobilgemacht. Sie kommen aus dem zivilen Leben – sie sind Musiker, Lehrer, Bergleute. Einige Einheiten wurden um 80 % erneuert. Dies ist eigentlich ein Volkskrieg, weil normale Bürger an der Front kämpfen, daher ist es sehr interessant herauszufinden, wer sie sind. Das Gesicht der Armee von heute zu sehen.

Ірина Сампан

Militärjournalistin Iryna Sampan

© Ірина Сампан | Iryna Sampan

Frauen in der Armee gibt es nicht viele, aber es gibt sie. Auch in Kampfpositionen. Ich hörte jedoch mehrfach, auch von Journalisten, dass Frauen aus den vorderen Stellungen weggeholt werden, und dies ist eine nichtöffentliche Versetzung. Und ich sah sie dort selbst nicht, als ich zum Beispiel auf den 300. Meter fuhr (dies ist, wenn die Position des russischen Militärs 300 Meter entfernt ist). Aber ob die Frauen wirklich von der Frontlinie weggeholt werden, weiß ich nicht, ich habe dieses Gerücht nicht überprüft. Im Allgemeinen traf ich Frauen, aber in der Einheit, in der ich zuletzt war, sagte man, dass es eine Frau in einer Kampfposition gab, sie war aber die einzige in der Kompanie. Das Frauenthema ist also nicht erschlossen.

Selbststützung während der Arbeit

In den ersten Kriegsmonaten machte ich eigentlich nichts, um mich fit zu halten, außer mich zu bewegen. Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, dass ich müde war. Es war so ein Adrenalinschub. Schon der letzte Monat Mai war schwierig, weil ich meinen Sohn sehr vermisste, den ich damals nur einmal gesehen hatte. Derzeit ist er in Kiew. Dann tauchte ein Mann auf, den ich zu Beginn des Krieges kennenlernte, als ich die freiwillige Hilfe brachte. Ich begann mir auch Sorgen um ihn zu machen, weil er im Osten war. Ich wusste nicht, wohin ich mich wenden sollte, außerdem gingen mir damals Geld und Kräfte aus. Emotionale, familiäre Faktoren begannen mich zu zerlegen, ich muss mich aber gebraucht und nützlich fühlen.

Ірина Сампан

Iryna mit ihrem 3-jährigen Sohn Mychailo

© Ірина Сампан | Iryna Sampan

Ich hatte eine Therapeutin, die sogar um zwei Uhr nachts mit mir arbeitete. Ich schrieb ihr, sie half mir etwas nach, aber das war ein einziges Mal. Ich dachte nicht, dass ich das Recht hatte, müde zu werden. 

Jetzt beziehe ich also meine Ressourcen aus dem Journalismus und den Geschichten, die ich schreibe.

Eine Woche an der Front, eine Woche zu Hause: Alltag einer Militärjournalistin

Jede Woche ist für mich anders. Ich war kürzlich in der Nähe der Oblast Saporischschja, noch in der Oblast Donezk, in der Nähe von Awdijiwka, Pisky. Jetzt ist Awdijiwka dran. In Pisky wurden wir durch Feuer zugedeckt. Pisky ist nach Lyssytschansk und Sewerodonezk eines der heißesten Gebiete, aber ich kannte den Kommandeur dort und wusste, dass ich normal arbeiten konnte. Das heißt, zur Einheit kommen, Menschen kennenlernen, mit den Soldaten in der Einheit übernachten. Ich habe den Grundsatz, dass ich die Nacht in der Einheit verbringen muss, Soldaten in ihrem Alltag sehen muss, und dann bekomme ich ein Bauchgefühl dafür, welche Geschichte von welchem Soldaten gehört werden soll.

Ірина Сампан
© Ірина Сампан | Iryna Sampan

Deshalb stieg ich ins Auto und kam zu dieser Einheit. Ich stellte das Auto in der Nähe des Dorfes ab, das ziemlich weit von der Frontlinie entfernt ist. Ich ging an die Frontlinie, lebte einen Tag in einer der Kompanien, und in der Nacht, als ich dort war, versuchten die Russen durchzubrechen. Sie wollten eine Gruppe unserer Soldaten abriegeln. Zuerst beschossen sie uns mit schwerer Artillerie, dann warfen sie Brandgranaten und versuchten durchzubrechen, aber unsere Truppen schlugen sie zurück. 

Dabei filmte ich Dunkelheit und Knalle. Dann half ein Soldat mit dem Nachnamen Selenskyj und dem Rufnamen „Legitimer“, die Phosphorgranaten zu filmen. Er hielt mich am Gürtel fest und sagte, dass er mich in den Unterstand zerren würde, falls etwas anfliegen sollte. Ich bedeckte also den Bildschirm der Kamera mit meiner Hand, weil er nicht erlosch, und filmte den Phosphor. 

Der Beschuss endete und wir gingen schlafen in der Hoffnung, dass nichts mehr anfliegen würde. Um 8 Uhr gingen wir zu der Stelle, wo der Durchbruch war. Ich drehte eine Szene 300 Meter von den russischen Stellungen, und da rennt ein Soldat auf mich zu und fragt, wo die Schlüssel zu meinem Auto sind, weil dort Granaten fliegen. Sie wollten das Auto umparken, aber ich lehnte ab, weil ich die Soldaten nicht gefährden wollte. 

Der Beschuss dauerte einen vollen Tag. Die Russen feuern alles, was sie haben, ohne Munition zu sparen. Jetzt können sie Mörserfeuer sogar wegen eines Soldaten eröffnen, den sie sehen. So etwas gab es seit acht Jahren nicht. So warfen russische Soldaten zum Beispiel 208 Granaten auf einmal auf das Territorium wie ein großes Café. 

Aber ich filmte einige tolle Interviews. Ich traf einen Traktorfahrer aus Riwne, der sagte, er würde diese Felder besäen, die beschossen werden. Es ist meine innere Ressource, die mir die Kräfte gibt, mich zu bewegen und weiterzufahren.

Ratschläge für Journalisten, die in den Krieg geraten sind

Beim Filmen befolge ich drei Hauptregeln. Erstens: die Position und Nummer des Geräts nicht filmen. Das Filmmaterial immer vom Presseoffizier oder Kommandanten überprüfen lassen. Fragen, ob es veröffentlicht werden darf. Das ist keine Zensur, das ist die Sicherheit von Soldaten, denn du gehst weg und sie bleiben. Man muss akribisch sein.

Ірина Сампан
© Ірина Сампан | Iryna Sampan

Zweitens, einen Menschen so darstellen, wie er ist, und nicht ein künstliches Heldentum schaffen. Einen Traktorfahrer soll man nicht als einen Cyborg darstellen. Sein Heldentum besteht schon darin, dass er da ist. Darin, dass er aus der Region Iwano-Frankiwsk stammt und für die Felder des Donbass kämpft. Und so ist es bei jedem. 

Drittens werde ich hier die Worte meines Lehrers Mykola Weresen wiedergeben, der immer sagte, dass ein toter Journalist nichts nützt. Man sollte kein Risiko eingehen, wo man Risiko vermeiden kann. Man sollte kein Risiko eingehen um des Risikos willen. Du musst verstehen, wie wertvoll und hilfreich dieses Material ist, das du unter gefährlichen Bedingungen erhältst. Vielleicht geht es nicht so schnell, aber alle bleiben am Leben und du bringst dich und die Soldaten nicht in Gefahr.

Dieser Artikel wurde im Rahmen des speziellen Autorenprojektes "Die Unbeugsamen" in Kooperation mit WoMo veröffentlicht - gefördert durch das Auswärtige Amt.

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