EN

Europa
Albanien auf dem Weg nach Europa?

Europa_Sterne_GRafik

Einst das ärmste Land Europas, konnte Albanien bedeutende Fortschritte erzielen und ist seit 2014 ein offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union. Dennoch hat das Land noch einen weiten Weg vor sich und einige Herausforderungen zu bewältigen haben, bevor ein Beitritt Realität werden kann. So kämpft Albanien unter anderem mit einer hohen Arbeitslosigkeit, einer geringen wirtschaftlichen Produktivität sowie Korruption. Trotz dieser Schwierigkeiten wurde im März 2020 eine politische Einigung über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Albanien erzielt. Seither wartet das Land jedoch noch auf den Beginn der Verhandlungen. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit widmete der europäischen Perspektive Albaniens und dem aktuellen Stand der Verhandlungen eine virtuelle Veranstaltung. Sebastian Schäffer, Geschäftsführer des "Institut für den Donauraum und Mitteleuropa" in Wien, diskutierte gemeinsam mit Renata Alt, Bundestagsabgeordnete der Freien Demokraten, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Berichterstatterin der ihrer Fraktion für Russland, Osteuropa und den Balkan, mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern.

Im Zentrum der Veranstaltung stand die Diskussion, inwiefern Albanien die EU-Beitrittskriterien erfüllt. Positiv wurden mäßige wirtschaftliche Fortschritte, Justizreformen und der Erfolg bei der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit gesehen. Auf der anderen Seite wurden eine geringe Produktdiversifikation in der Exportwirtschaft sowie ein niedriges Innovations- und Produktivitätsniveau bei lokalen Unternehmen kritisiert. Aus dem Plenum erfolgten daraufhin Verbesserungsvorschläge, wie beispielsweise die Haushaltsführung zu stärken, Einnahmen auf wachstumsfreundliche Weise zu erhöhen, das Berufs- und Ausbildungssystem für eine Stärkung des Arbeitsmarktes zu verbessern sowie informelle in formelle Erwerbstätigkeit zu konvertieren.

Die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer warfen während der Veranstaltung eine Reihe unterschiedlicher Fragen auf. Diskutiert wurde zum Beispiel die Rolle des Drogenhandels und der organisierten Kriminalität in Albanien. Mit Blick auf die Beitrittsverhandlungen von Albanien und Nordmazedonien wurde auf Emmanuel Macrons Ausbremsen der Aufnahmeprozesse Bezug genommen. Der französische Präsident hatte im Jahr 2019 ein Veto gegen den Beginn der Gespräche mit Nordmazedonien eingelegt und die EU aufgefordert, ihre Erweiterungspolitik zu reformieren. In diesem Zusammenhang wurde auch über alternative Formen der engen Zusammenarbeit auf europäischer Ebene ohne Vollmitgliedschaft in der EU debattiert. 

Webtalk-Reihe "Auf dem Weg nach Europa"

Die digitale Veranstaltung zu Albanien war Teil der Webtalk-Reihe "Auf dem Weg nach Europa" der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Dieses Format thematisiert die seit 1993 geltenden Kopenhagener Kriterien für potenzielle EU-Beitrittskandidaten. Trotz dieser strengen Vorgaben sind seither 16 Mitgliedsstaaten beigetreten und die Attraktivität der EU kennt weiterhin keinen Abbruch – trotz des Austritts der Briten. Es handelt sich oft um eine „Generationen-Aufgabe“, doch die Anstrengungen zahlen sich aus: Enge Zusammenarbeit zwischen einst verfeindeter Staaten zur Erreichung von großen gemeinsamen Zielen in einer globalisierten Welt sowie der Zugang zum größten zusammenhängenden Binnenmarkt der Welt – das alles sind Versprechen, die eine Mitgliedschaft in der EU beinhalten.