60 Jahre Stiftung
„Die Stiftung für die Freiheit hält, was sie verspricht.“
Liberale Zitate und visuelle Eindrücke aus 60 Jahren Stiftungsarbeit hängen von der Decke in der großen ehemaligen Fabrikhalle der STATION Berlin. Geschichte trifft auf Moderne. Sich des Vergangenen erinnern und gleichzeitig in die Zukunft zu blicken, darum sollte es beim Festakt anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit gehen. Die wichtige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart spiegelte sich dabei nicht nur in der Hallengestaltung, sondern auch in den Ansprachen der Redner wider.
Die besondere Bedeutung politischer Stiftungen unterstrich Prof. Jürgen Morlok, der Kuratoriumsvorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, gleich zu Beginn der Veranstaltung, die mit rund 600 Gästen aus Politik und Wirtschaft, Gesellschaft und Stiftungswesen bis auf den letzten Platz besetzt war. „Politische Stiftungen sind eine deutsche Besonderheit, um die uns Europa und Teile der Welt beneiden.“ Und er zitierte den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Lord Dahrendorf „Sie sind verortet auf der Seite des Geistes, aber doch an der politischen Praxis orientiert“. Für Morlok stellen sie „eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politikpraxis dar und sie erlauben Linien und Richtpunkte des Handelns jenseits einer Legislaturperiode formulieren zu können“.
Förderung von Demokratie und Freiheit
Vor diesem Hintergrund gratulierte Prof. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a. D. und Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit nicht nur im Namen der anderen politischen Stiftungen, sondern betonte deren Verbundenheit untereinander, trotz ihrer Unterschiede: „Alle nehmen den gleichen Auftrag wahr: Die Förderung von Demokratie und Freiheit mit jeweils eigenem Profil und mit gewollt unterschiedlichen Akzenten.“
„Das Bewusstsein für die Bedeutung von Freiheit ist vermutlich schon einmal ausgeprägter gewesen.“
Dass Bildungsarbeit im Dienste der Freiheit mehr denn je gefragt ist, zeige die zunehmende Sehnsucht nach autoritären Alternativen, in Deutschland und weltweit. „Das Bewusstsein für die Bedeutung von Freiheit ist vermutlich schon einmal ausgeprägter gewesen - aber 'im Eimer' ist die Idee ganz sicher nicht“, so Lammert. Sie sei jedoch nicht ein für alle Mal gesichert. Daher müssten sich damit nicht nur die Naumann-Stiftung, sondern auch die anderen politischen Stiftungen sowie die politische Klasse weiterhin befassen.
Auch Christian Lindner MdB, Fraktionsvorsitzender der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag und Kuratoriumsmitglied der Friedrich-Naumann-Stiftung würdigte die Arbeit der Stiftung, die sich mit ihrem Einsatz für Demokratie und gegen den Populismus, über ideelle und nationale Grenzen hinweg, verdient gemacht habe. "Sie hilft Menschen weltweit dabei, ihre Chancen zu nutzen. Mutig, optimistisch und weltoffen - ich bin mir sicher, dass ihr Gründer Theodor Heuss stolz darauf wäre, wenn er sehen würde, wie sich die Stiftung entwickelt hat", sagte Lindner.
Die Würdigungen seiner Vorredner aufgreifend, betonte Wolfgang Gerhardt, Vorstandsvorsitzender der Naumann-Stiftung, noch einmal die Bedeutung des Stiftungsauftrags: "Freiheitliche Politik, wie wir sie in der politischen Bildungsarbeit vermitteln, ist nie perfekt. Aber sie ist besser als alle Gesellschaftsentwürfe, die sie unterdrücken wollen. Sie will, dass Menschen nie mehr das Knie vor Menschen beugen müssen, die stärker sind als sie selbst."
Ein großes Versprechen
In ihrer Festrede würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Stiftung für ihr weltweites Engagement für bürgerliche Rechte und Freiheiten seit sechs Jahrzehnten. "Die Stiftung für die 'Freiheit' ist ein großes Versprechen. Die Naumann-Stiftung hält, was sie verspricht. Sie scheut sich nicht vor schwierigen Themen, sie mischt sich in aktuelle Debatten ein, sie zeigt, was liberale Ideen heute bedeuten."
„Die Stiftung zeigt, was liberale Ideen heute bedeuten.“
Doch Freiheit bedeute auch Zumutung, so Merkel. Die Zumutung, eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen, für sich und für andere. "Freiheit ist die Zumutung, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und für sein Tun und Lassen auch Verantwortung zu übernehmen." Und genau da knüpfe die Naumann-Stiftung an, die seit sechs Jahrzehnten Bürgerinnen und Bürger fortbildet und zu Engagement in und für Gesellschaft ermutigt. Dies sei ganz im Sinne ihres Namensgebers Friedrich Naumann, einem Mann der Tat, dessen Ziel es gewesen sei, die Menschen zu befähigen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. "Friedrich Naumann wäre stolz auf das, was in den vergangenen sechzig Jahren in seinem Namen erreicht wurde. Er wäre stolz auf die vielen engagierten Mitstreiter, die in Deutschland und der Welt die Ideen der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der freien Entfaltung des Individuums vermitteln. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit: Sie wird auch in Zukunft gebraucht."
Freiheit ist ein Lebensgefühl
Diese Zukunft der Stiftung wird maßgeblich von Prof. Karl-Heinz Paqué, dem stellv. Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, geprägt werden. Ab September folgt er Wolfgang Gerhardt als Vorstandsvorsitzender. In seinem Schlusswort stellte Paqué fest: „Es gibt für die politische Bildung viel zu tun – im Inland und im Ausland. Das motiviert uns.“ Eine wichtige Voraussetzung, denn „Freiheit ist ein Lebensgefühl. Nur wer mit Begeisterung und Leidenschaft argumentiert, der kann andere von seiner Sache überzeugen“, so Paqué.