M100 Young European Journalists
Journalistische Unparteilichkeit in Zeiten des Krieges – Der Umgang mit Fake News und Desinformation
„Wir müssen mit NGOs, Universitäten, Faktencheckern, wissenschaftlichen Fakten und Journalisten zusammenarbeiten. Journalisten kontrollieren funktionierende Demokratien." Mit diesen Sätzen von Christiane Hoffmann, der stellvertretenden Sprecherin der deutschen Bundesregierung, endete der von M100 organisierte und von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit geförderte Workshop für junge europäische Journalistinnen und Journalisten.
Jedes Jahr werden Nachwuchsjournalisten zwischen 20 und 30 Jahren aus Europa und den Ländern der östlichen Partnerschaft nach einem Bewerbungsverfahren für die Teilnahme an dem Workshop ausgewählt. Diesmal waren von Georgien bis Frankreich, von der Ukraine bis Armenien aus 21 Ländern 21 junge Journalistinnen und Journalisten zur FNF nach Berlin gekommen. Der Workshop stand unter dem Motto „Journalistische Unparteilichkeit in Zeiten des Krieges –Der Umgang mit Fake News und Desinformation.“
Gerade während der Pandemie und in den letzten Monaten hat der Angriff Russlands auf die Ukraine gezeigt, wie wichtig es ist, Desinformationen zu erkennen, zu identifizieren und zu bekämpfen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine war lange im Voraus durch gezielte Falschinformationen vorbereitet worden. Desinformationen übernehmen jetzt auch im Krieg eine einflussreiche Rolle. Parallel zum militärischen Krieg mit all seinem Leid und Schrecken wird ein erbitterter Informationskrieg geführt, ein Krieg um Bilder, Emotionen, Deutungshoheit und Wahrheit.
In diesem fünftägigen M100 Young European Journalists (YEJ) Workshop hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, Input von Experten aus verschiedenen Bereichen zu erhalten und das Gelernte intensiv zu bearbeiten. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden vermittelt, wie man Fake News und Deepfakes erkennt, welche Tools dafür existieren und wie professionelle Faktenchecker und Plattformen wie Facebook mit der wachsenden Flut von Desinformationen umgehen. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf den Umgang in Kriegszeiten gelegt, aber auch auf die Frage, welche Rolle traditionelle und welche soziale Medien spielen. Gezielt wurde analysiert, wie die deutsche Regierung mit Desinformation umgeht. Eine aktive Beteiligung der Workshop-Teilnehmer war gefragt.
Highlight eines jeden M100YEJ ist die Teilnahme am M100 Sanssouci Colloquium am 15. September, bei dem die jungen Journalistinnen und Journalisten mit den Konferenzteilnehmern direkt in Kontakt treten können. Sie hatten die Gelegenheit, ihr Projekt vorzustellen, an dem sie während des Workshops gearbeitet hatten. Die Nachwuchsjournalisten und -journalistinnen betonten die Narrative der Desinformation und die eigene psychische Gesundheit. Sie ermutigten im Plenum, dem neuen Instagram-Konto "Journomind" zu folgen, um ihre Kampagne zu unterstützen.
Rund 60 Vertreter aus Politik, Medien und Wissenschaft aus ganz Europa diskutierten mit den Nachwuchsjournalistinnen und –journalisten über die Perspektiven eines freien und demokratischen Europas und die Rolle der Medien in der neuen Weltordnung. Sie konzentrierten sich auf drei Schwerpunkte: Europäische digitale strategische Autonomie, die Rolle Europas in einer neuen Weltordnung, Informationskriegsführung und Journalismus in Kriegszeiten. Die Hauptthemen der Diskussion waren die Schwierigkeiten Europas, die Einheit zu erreichen und zu bewahren, die mangelnde Führungsrolle Deutschlands, insbesondere während des Krieges in der Ukraine, und das Versagen der traditionellen Medien, die Medienpolitik, die finanzielle Unabhängigkeit und die Notwendigkeit von Medienkompetenz in der Bevölkerung.