Beyond Borders
Migrant Founders Monitor 2023
Internationalität und Einwanderung sind für das Startup-Ökosystem von zentraler Bedeutung. Talentierte Mitarbeitende lindern den Druck des Fachkräftemangels für Unternehmen, während ambitionierte Gründerinnen und Gründer wertvolle Impulse für Innovation und Wachstum leisten. Migrant Founders sind überdurchschnittlich ambitioniert und machen die deutsche Wirtschaft internationaler. Mit dem Migrant Founders Monitor rücken der Startup-Verband und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit die Verbindung von Migration und Innovation in den Fokus. Der neue Report zeigt, was Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund auszeichnet, welche Rolle sie im deutschen Startup-Ökosystem spielen und mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind.
Migrant Founders stärken Deutschland
Mit einem Anteil von 21 % machen Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund einen signifikanten Teil des deutschen Startup-Ökosystems aus – zudem haben sechs von zehn deutschen Startups mit Milliardenbewertung mindestens einen Migrant Founder im Gründungsteam. Dabei zeigt sich, dass sie in allen Branchen und Bundesländern aktiv sind, wobei die Verteilung stark durch die Internationalität und Bevölkerungsstruktur der jeweiligen Standorte geprägt ist. Sechs von zehn Migrant Founders sind Gründerinnen und Gründer erster Generation – sie sind im Ausland geboren und verfügen über eigene Migrationserfahrung. Gerade in dieser Gruppe zeigen sich Stärken, Potenziale und bestehende Hürden besonders deutlich.
Hochschulen und Arbeitsmarkt ziehen internationale Gründungstalente an
Ein Drittel der Migrant Founders erster Generation ist für das Studium nach Deutschland gekommen – was die internationale Anziehungskraft der deutschen Hochschul- und Forschungslandschaft bestätigt. Auch die Stärke des Arbeitsmarktes wird sichtbar: 22 % der Gründerinnen und Gründer sind für einen Job ins Land gekommen. Mit Blick auf die Attraktivität als Gründungsstandort verweist der mit 8 % geringe Anteil an Befragten, die für die Gründung nach Deutschland gekommen sind, auf Möglichkeiten zur gezielten Verbesserung.
Barrieren bei Bürokratie und Banken abbauen
42 % der Migrant Founders erster Generation sehen sich im Kontakt mit Behörden und Ämtern im Nachteil. Kritisiert werden komplexe Vorgänge und fehlende Digitalisierung, vor allem im internationalen Vergleich. Das führt für Gründerinnen und Gründer zu einem höheren Kosten- und Zeitaufwand, weil zusätzliche Dienstleistungen wie Übersetzungen fällig sind. Von einem Drittel wird auch der Kontakt mit Banken als schwierig herausgestellt – hier kommen ähnliche Herausforderungen zum Tragen.
Potenzial von Migrant Founders nutzen
Drei Viertel der Gründerinnen und Gründer erster Generation sind sogenannte High Potentials – sie verfügen über einen akademischen Abschluss und verfolgen ambitionierte Wachstumspläne für ihr Unternehmen. Gerade mit Blick auf Venture Capital als zentrale Wachstumsressource werden die Ambitionen der High Potentials erster Generation klar sichtbar: 73 % streben eine VC-Finanzierung an, für Startups insgesamt liegt dieser Wert bei 44 %. Das unterstreicht, dass Barrieren für Migrant Founders abgebaut werden müssen, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland weiter zu erhöhen.
Migrant Founders denken internationaler
Vor allem die Gründerinnen und Gründer der ersten Generation zeichnen sich zudem durch eine deutlich internationalere Ausrichtung ihres Unternehmens aus: So erwirtschaften sie mit 33 % bereits einen größeren Anteil ihrer Umsätze im Ausland als Startups insgesamt (20 %). Zudem stammen im Schnitt die Hälfte ihrer Beschäftigten aus dem Ausland (28 % bei Startups insgesamt) und 23 % der Mitarbeitenden haben ihren primären Arbeitsort außerhalb Deutschlands (11 % bei Startups insgesamt). Hier wird deutlich, dass diese Gründerinnen und Gründer ihren Blick stärker auf internationale Märkte richten und auch beim Thema Talente breiter aufgestellt sind.
„Der diesjährige Migrant Founders Monitor zeigt: Migrant Founders der ersten Generation sind außerordentlich gut gebildet und wachstumsorientierter als der deutsche Durchschnitt. Gerade in Zeiten anhaltenden Fachkräftemangels sind Migrant Founders zentraler Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Es ist Aufgabe der Politik, dieses Potenzial zu nutzen und bürokratische und sprachliche Hürden abzubauen.“
„Das Startup-Ökosystem ist sehr international – auch hier in Deutschland. Gleichzeitig liegt noch viel Potential brach. Wenn wir internationaler und attraktiver für Gründerinnen und Gründer aus aller Welt werden, profitiert unser Land davon. Daraus ergibt sich für uns die Aufgabe, gemeinsam mit der Politik Barrieren im Bereich Zuwanderung abzubauen, bürokratische Prozesse zu verschlanken und alle relevanten Informationen auch auf Englisch zugänglich zu machen. Mit Blick auf den demographischen Wandel haben wir hier keine Zeit zu verlieren.“
Der Migrant Founders Monitor 2023 kann hier heruntergeladen werden.
Über den Migrant Founders Monitor
Der Migrant Founders Monitor rückt Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund in den Fokus und identifiziert ihre Stärken und Herausforderungen im deutschen Startup-Ökosystem. Damit setzt der Report die Themen Migration, Innovation, Wachstum und gesellschaftliche Offenheit zueinander in Beziehung und gibt auf diese Weise neue Impulse zu aktuellen Debatten rund um Zuwanderung, Fachkräftemangel, Diversität und Teilhabe. Zentrale Datenbasis ist der Deutsche Startup Monitor (DSM) – mit 1976 Teilnehmenden die umfassendste Befragung im Feld. Der Migrationshintergrund wurde im DSM der Definition des Statistischen Bundesamtes folgend erfasst. Insgesamt konnten damit Daten von 380 Gründerinnen und Gründern mit Migrationshintergrund berücksichtigt werden.
Über den Startup-Verband
Der Startup-Verband ist Repräsentant und Stimme der Startups in Deutschland und vertritt ihre Interessen, Standpunkte und Belange gegenüber Gesetzgebung, Verwaltung und Öffentlichkeit. Er wirbt für innovatives Unternehmertum und trägt die Startup-Mentalität in die Gesellschaft. Der Verein versteht sich als Netzwerk der Startups in Deutschland. Weitere Informationen zum Startup-Verband finden sich unter www.startupverband.de.
Über die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Anliegen und Verpflichtung zugleich: Seit 2007 ist der Zusatz "für die Freiheit" Bestandteil unseres Namens: In mehr als 60 Ländern setzen wir uns als Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit für Menschenrechte und Demokratie ein, indem wir Politikdialog und Politikberatung unterstützen. Wir bieten liberale Angebote zur Politischen Bildung und ermöglichen damit dem Einzelnen, sich aktiv und informiert ins politische Geschehen einzumischen.