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Energiekrise
Was ist eigentlich... die Gas-Krise

Der Gasmarkt und seine Tücken
FNF

Die angespannte Situation auf den Gasmärkten ist längst auch bei den deutschen Verbrauchern zu spüren. Hierzulande vervielfachen sich die Heiz- und Wärmekosten, sowohl für die privaten Verbraucher, als auch für die Wirtschaft, die Energiepreisentwicklung treibt die Inflationsraten wie zuletzt in den Achtzigern – so ist das Preisniveau im September 2022 im Vergleich zum vergangenen Jahr um 10 Prozent gestiegen. Kurzum: Die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger sinkt massiv. Eine kurzfristige Verbesserung auf dem Gasmarkt ist nicht in Sicht. Denn wo dieses Jahr noch prall gefüllte Gasspeicher die Versorgung sichern, wird die Versorgungssituation im kommenden Winter voraussichtlich weniger erbaulich. Eine europäische Lösung muss her – wie diese ausschauen könnte, hat der Bundeskanzler mit den europäischen Staats- und Regierungschefs dieser Tage auf dem EU-Gipfel in Brüssel besprochen.

Was heißt Markt bei der Gasversorgung?

Wie funktioniert eigentlich der Gasmarkt? Märkte sind der Ort, an dem Angebot und Nachfrage zu einem Marktpreis zum Ausgleich kommen und die Regeln für das Geschäft festgelegt sind. Wenn das Angebot eines Gutes sinkt, gleichzeitig aber die Nachfrage bestehen bleibt, entsteht Knappheit, und die Preise steigen. Andersherum führt ein Überangebot dazu, dass die Preise fallen. Diese Logik gilt im Prinzip auch für den Gasmarkt. Allein: Der Handel mit Erdgas ist von einer komplizierten Infrastruktur aus Pipelines und Speichern abhängig. Deshalb ist auch das Marktdesign etwas komplexer. Stark vereinfacht ist die Beziehung wie folgt: Der Großhandel bezieht das Gas von den Erzeugern und Importeuren und verkauft es dann an die Energieunternehmen und an industrielle Großabnehmer. Dabei wird die beschriebene komplexe Infrastruktur verwendet, deren Betreiber nicht direkt als Marktakteure im Gashandel auftreten dürfen, sondern die Nutzung ihrer Infrastruktur als Dienstleistung anbieten. Aber welche dieser Stufen trägt nun die Verantwortung für die Preisentwicklung?

Die Rolle Versorger

Sind es vielleicht die Energieversorger, die die Preise treiben? Sie sind privatwirtschaftliche oder kommunale Unternehmen wie z.B. Stadtwerke und erstehen Gas im Großhandel, um dieses an ihre Kunden weiterzuverkaufen. Die Kunden sind die Endverbraucher – also Privathaushalte und kleine und mittlere Unternehmen. Da der Endverbraucher, nicht zuletzt auch durch europäische Rechtsprechung gestärkt, relativ flexibel beim Umstieg zu anderen Anbietern ist, stehen die Versorger in Deutschland im echten Wettbewerb zueinander. Das heißt: Kunden suchen nach den besten Konditionen und wählen den günstigsten Anbieter. Wenn ein Unternehmen bestehen möchte, muss es günstige Bedingungen anbieten und kann nicht die Preise treiben. Im Umkehrschluss bedeutet das: Die Versorgungsunternehmen in Deutschland können auch nicht allein für die hohen Preise beim Endkunden verantwortlich sein.

Die Komplexität der Infrastruktur

Sind es also die Betreiber der Gaspipelines und Speicher, die nun die Preise treiben? Dazu muss man zunächst deren Rolle im Markt verstehen. Ohne diese Infrastruktur kann das Gas nicht gehandelt werden. Sie muss zunächst einmal entwickelt und gebaut werden– ein auf Grund der Komplexität enorm kostspieliges Unterfangen. Daher lohnt sich eine Investition nur, wenn danach mit einem hohen Handelsvolumen gerechnet werden kann. Denn das hat zur Folge, dass die anfänglichen Kosten relativ zur gehandelten Menge niedriger werden. Aus einer Kostenperspektive kann es folglich sinnvoll sein, wenn einige wenige Betreiber ihre Infrastruktur voll auslasten und dadurch ihre Durchschnittskosten pro Gaseinheit sinken. Ökonomen sprechen hier von einem Natürlichen Monopol. Das Problem dabei: Niedrige Kosten für den Betreiber werden nicht automatisch an die Konsumenten weitergereicht. Daher müssen die Infrastrukturbetreiber durch staatliche Regulierung gezwungen werden, die Verbraucher an ihren Kostenvorteilen zu beteiligen. Gleichzeitig verhindert die Regulierung, dass die Infrastrukturbetreiber auch am Endkundenmarkt beteiligt sind. So haben diese Unternehmen keinen Anreiz, das Marktgeschehen zu manipulieren, und ein volkswirtschaftlich optimales Ergebnis stellt sich ein. Daher lautet die Antwort auf die anfangs gestellte Frage abermals: Nein – die Infrastrukturbetreiber sind nicht direkt für das Preisniveau verantwortlich.

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Was ist eigentlich… kritische Infrastruktur?

Was versteht man unter kritischer Infrastruktur?

Wie widerstandsfähig muss unsere kritische Infrastruktur sein? Was ist kritische Infrastruktur überhaupt? Wasser, Strom, Lebensmittel oder der öffentliche Nahverkehr sind für uns alltägliche Dinge, die jedoch lebensnotwendig sind. Dazu gehören beispielsweise die Energie- und Wasserversorgung, der Verkehr, aber auch die medizinische Versorgung. Welche Konsequenzen hat ihre Beeinträchtigung und wie können wir sie gegen Angriffe wappnen? Unsere neue Erklärreihe "Fakten zur Krise - Einfach Erklärt" soll zeigen, welche Gefahren im Fall der Fälle drohen könnten.

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Was ist eigentlich... Inflation?

Inflation

Im Durchschnitt sind die Preise für Produkte und Dienstleistungen in Deutschland im Oktober 2022 etwa 10,4 Prozent höher als noch im Vorjahresmonat. Der Zuwachs bei den Einkommen ist dagegen vergleichsweise niedrig. Die Angst, dass das Geld nicht reicht, wächst bei vielen Menschen. Die Finanzwelt warnt nun vor einer ausufernden Inflation. Aber was bedeutet „Inflation“ eigentlich? Welche Rolle spielt die Zentralbank dabei? Und was hat das mit dem Krieg in der Ukraine zu tun? Unser Experte Maximilian Reinhardt erklärt die Zusammenhänge hinter den Entwicklungen und ordnet die aktuellen Preissteigerungen ein.

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Den Angebotsschock überwinden

Kurz gesagt: Die Verantwortung für die aktuellen Entwicklungen auf dem Gasmarkt trägt letztlich Russland. Preise auf Märkten entstehen als ein Produkt aus Angebot und Nachfrage – das gilt auch für den Gasgroßhandel. Nun hat der russische Wirtschaftskrieg gegen den Westen – und Deutschland im speziellen – eine starke Verknappung des Angebotes zur Folge. Spätestens durch die Sabotage der Ostseepipelines wird diese zunächst nur politische Verknappung auch durch physikalische Umstände manifestiert. Das Ergebnis ist klar: Deutschland wird auch langfristig auf russisches Gas verzichten müssen.

Die nun im Eiltempo errichteten LNG-Terminals an der Nordsee werden zeitnah das Verschiffen von Erdgas aus fernen Regionen nach Deutschland erlauben. Die Terminals werden allerdings nur einen kleinen Teil der russischen Pipelinekapazitäten ersetzen können – und das zu einem Vielfachen der Transportkosten. Hier hat die Politik in den vergangenen Jahren Fehler gemacht. Anstatt früher in Flüssiggasterminals zu investieren, setzte man mit dem Pipelineprojekt Nordstream II auf eine noch intensivere Vernetzung mit Russland. Die Rechnung zahlen nun die Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die deutschen Industriebetriebe. Nun ist es an ihnen, nicht zwingend notwendige Gasverbrauche zu vermeiden. Denn kurzfristig kann nur durch eine sinkende Nachfrage der Preis stabilisiert werden. Hier zeigen Marktpreise und Informationskampagnen bereits ihre Wirkung. Die deutschen Haushalte und Betriebe haben in den vergangen zwei Wochen ca. 30 Prozent weniger Gas verbraucht als im Vorjahreszeitraum.

Zudem reagiert die Politik mit großvolumigen Unterstützungspaketen für private Verbraucher und Unternehmen. Mittel- und langfristig muss die Strategie sein, die Angebotsseite nachhaltig zu diversifizieren und auszubauen: Durch LNG-Terminals, den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien, der Wasserstofftechnologie und gezielte Nutzung der Potentiale wie etwa der Geothermie.

Die Antworten der EU

Auf europäischer Ebene wurden nun die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Lösung der Angebotskrise besprochen. Dabei war den Beteiligten klar: Eine Rückkehr zu Gaspreisen auf Vorkriegsniveau wird auf längere Sicht undenkbar bleiben. Alle Möglichkeiten, Erdgas in Europa zu fördern oder anzulanden sowie innerhalb der Union zu transportieren, müssen nun vollumfänglich ausgenutzt werden. Das verlangt nicht nur die wirtschaftliche Intuition, sondern auch die politische Solidarität. Hier möchte die Europäische Union nun gemeinsam auftreten und sich gebündelt an den internationalen Gasmärkten eindecken.

Über das weitere Vorgehen angesichts der hohen Preise herrscht allerdings noch Uneinigkeit. Ein nicht unwesentlicher Teil der europäischen Regierungschefs befürwortet einen Preisdeckel für Gas – dieser wurde in Spanien und Portugal bereits eingeführt. Dabei stellt sich allerdings aus einer volkswirtschaftlichen Perspektive eine Anreizproblematik. Ein politisch festgelegter Preisdeckel verzerrt die Knappheitssignale und kann zu übermäßigem Verbrauch und in der Folge zu einem tatsächlichen Gasversorgungsnotstand führen.

Ein ähnliches Anreiz-Dilemma ergibt sich beim Umgang mit den „Krisengewinnern“. Denn eine zusätzliche Abschöpfung der Unternehmergewinne in der Energiebranche kann dringlich benötigte privatwirtschaftliche Investitionen in die europäische Energieinfrastruktur abschrecken. Kommenden Dienstag werden die europäischen Energieminister zusammenkommen, um weitere Details auszugestalten. Es bleibt zu hoffen, dass die Funktionsweise des europäischen Gasmarktes nicht über alle Maßen strapaziert werden wird. Hier werden noch manche Gipfel in Brüssel folgen.