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Regionale Kooperation
#ALGREE: Erster MORE Medienbericht

More report
© Friedrich Naumann Foundation for Freedom Greece & Cyprus

Politisches Umfeld in der Region

Südosteuropa steht wieder einmal im Mittelpunkt der geopolitischen Entwicklungen. Der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise und der „Wettbewerb“ zwischen Ost und West bestimmen die politischen Entwicklungen in der Balkanregion. Darüberhinaus bieten die seit langem andauernden bilateralen Streitigkeiten und der EU-Erweiterungsprozess für den westlichen Balkan einen offenen Raum und eine Gelegenheit für externe Einflussnahme und Einmischung in die Region und die europäische Perspektive.

Einer dieser Fälle sind die bilateralen Beziehungen zwischen Griechenland und Albanien. Interessanterweise bleiben die Beziehungen zwischen den beiden Ländern ein kompliziertes Rätsel in Südosteuropa. Die Bindungen zwischen Albanern und Griechen sind historischer, wirtschaftlicher und sozialer Natur, die mit der Zugehörigkeit zur gleichen euro-atlantischen geopolitischen Sphäre zusammenhängen und weitgehend übereinstimmen, wenn es um die umfassendere makrohistorische politische Agenda der Region geht: die Errichtung gesunder Demokratien, starker Marktwirtschaften und Rechtsstaaten sowie die Integration des gesamten Balkans in die Europäische Union und die NATO. Darüber hinaus haben die beiden Länder nach dem Ende des Kalten Krieges seit den frühen 1990er Jahren eine intensive Interaktion aller Art gepflegt. Diese Interaktion erhöhte die Sichtbarkeit der Länder, brachte aber auch alte Stereotypen und Ängste sowie neue Quellen für Meinungsverschiedenheiten und Spannungen an die Oberfläche.

Infolgedessen besfinden sich Albanien und Griechenland in einer paradoxen Situation. Die beiden Gesellschaften und Volkswirtschaften sind eng miteinander verflochten, doch die diplomatischen und politischen Beziehungen stehen weiterhin auf dem Prüfstand und befinden sich in einem nahezu permanenten Zustand der Unbeständigkeit. Gleichzeitig schafft die zunehmend feindselige Rhetorik, die sich in den digitalen und sozialen Medien manifestiert, einen fruchtbaren Boden für die beiden Nationen, ihre Identitäten in Gegensatz zu einander zu entwickeln.

An diesem kritischen Punkt der Geschichte, mit der russischen Invasion und der Rückkehr des Krieges nach Europa, erinnert sich der Balkan an die verheerenden Jugoslawienkriege der 1990er Jahre, die für die gesamte Region einen Rückschlag bedeuteten. Die Impulse für die Regierungen und die politischen Eliten in der Region müssen genutzt werden, um die Entwicklung, Integration und Vernetzung ihrer Staaten aktiv voranzutreiben und zu unterstützen.

ALGREE-Projekt

Zu diesem kritischen und unbeständigen Zeitpunkt scheinen die Regierungen Albaniens und Griechenlands eine strategische Entscheidung getroffen zu haben, um die Lösung ihrer noch offenen bilateralen Fragen voranzutreiben; sie haben beschlossen, eine neue, dynamische Beziehung aufzubauen, die sie von bloßen NATO-Verbündeten zu echten Partnern und schließlich zu starken Mitstreitern in der Europäischen Union machen wird. Eine erfolgreiche Partnerschaft zwischen Athen und Tirana kann der Beginn einer neuen „europäischen Dynamik“ für die Region makieren, so wie vor fast fünf Jahren das Prespa-Abkommen die Bereitschaft von Skopje und Athen signalisierte, ihren erbitterten Streit hinter sich zu lassen und dem Rest der Region den Weg zur Beilegung von Streitigkeiten zu zeigen.

In diesem Sinne zielt das ALGREE-Projekt darauf ab, die schwerwiegenden Probleme und die Defizite in den bilateralen/offiziellen, gesellschaftlichen und bürgernahen Beziehungen zwischen Albanien und Griechenland auf umfassende Weise anzugehen. Genauer gesagt will ALGREE die Elemente hervorheben, die von Behörden, Medien, einflussreichen Personen des öffentlichen Lebens und der Gesellschaft genutzt werden können, um das Vertrauen und das Verständnis zwischen beiden Ländern zu verbessern. ALGREE hat den Anspruch, Ideen, Daten und Instrumente  bereitzustellen, auf denen die Bemühungen um eine koorperative und europäische Zukunft zwischen den beiden Gesellschaften aufbauen können. Zu diesem Zweck wird ALGREE mit zahlreichen Akteuren und anderen interessierten Parteien sowie mit der breiten Öffentlichkeit in beiden Ländern zusammenarbeiten. Die umfassenden Projektmaßnahmen werden sich auf drei Schlüsselebenen konzentrieren:

  • Behörden/Regierung
  • Medienlandschaft und Mediendarstellung
  • Gesellschaftlich/Sozial

Medienberichterstattung und Außenpolitik

Der Zusammenhang zwischen Medienberichterstattung, öffentlicher Meinung und Politik wird von vielen Wissenschaftlern und Medienexperten erforscht und analysiert. In der Literatur bilden die Begriffe Agenda Setting, Grundeinstellung und Tonalität die Grundlage für das Verständnis unserer Fallstudie zur Medienberichterstattung über Griechenland und Albanien.

Der traditionelle Ansatz der Agenda-Setting-Theorie besagt, dass die neuen Medien die Fähigkeit haben, nicht nur zu beeinflussen, was die Menschen "denken", sondern auch, wie sie über bestimmte Themen denken. In ihren Untersuchungen stellen McCombs und Shaw fest, dass "die Massenmedien in der Lage sind, die Agenda für jede politische Kampagne festzulegen und die Bedeutung der Einstellungen zu politischen Themen zu beeinflussen". Daher können die Medien eine entscheidende Rolle dabei spielen, welche Bedeutung die Menschen den verschiedenen Themen beimessen und wie hoch oder niedrig sie sie einstufen. Auf einer weiteren Ebene haben Studien das Agenda-Setting-Modell auf die Einstellungsänderung des Publikums und die Entwicklung seiner politischen Präferenzen ausgeweitet.

Darüber hinaus können wir durch die Analyse der Medienberichterstattung über außenpolitische Themen feststellen, in welchem Umfang, in welchem Sinne und in welchem Ton die Medien über einen Nachbarstaat berichten. Genauer gesagt, je mehr Medienberichterstattung über ein Land stattfindet, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Menschen der Meinung sind, dass dieses Land für ihren Staat und ihre nationalen Interessen von entscheidender Bedeutung ist. Hat die Berichterstattung einen negativen Beigeschmack, neigen die Menschen dazu, negativ über diese Nation zu denken, was die stereotype Sichtweise und das Gefühl der Unsicherheit und Bedrohung verstärkt. Dies lässt sich leicht an den Beziehungen ablesen, die die griechischen Medien im Laufe der Jahre zu den Nachbarstaaten (Türkei, Albanien usw.) entwickelt haben.

Die Macht der Medien, die Agenda einer Nation zu bestimmen und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf einige wenige öffentliche Schlüsselthemen zu lenken, ist ein immenser und gut bewiesener Einfluss. Die Menschen erhalten nicht nur sachliche Informationen über öffentliche Angelegenheiten aus den Nachrichten, sondern die Leser und Zuschauer lernen auch, wie viel Bedeutung sie einem Thema beimessen sollen, je nachdem, wie stark es in den Nachrichten hervorgehoben wird. In der Tat beeinflussen die Medien nahezu jeden Aspekt der Beziehung zwischen öffentlicher Meinung und Außenpolitik.

MORE Bericht

Ein Teil des ALGREE-Projekts besteht darin, die mangelhafte Funktion und Berichterstattung der Medien in beiden Ländern zu ermitteln und aufzuzeigen. Wie Medien das Agenda Setting und die Aufbereitung von bilateralen Themen zwischen Griechenland und Albanien betreiben und wie dies die öffentliche Meinung und die bilateralen Themen insgesamt beeinflusst. Der Bericht der Medienbeobachtungsstelle (MORE) zielt darauf ab, anhand aktueller Fallstudien aufzuzeigen, wie die Medien, die die öffentliche Meinung prägen und beeinflussen, es versäumen, genaue Informationen und ein gutes Verständnis für die verbesserten bilateralen Beziehungen zu liefern, die im Kontext von falschen Vorstellungen und Vorurteilen bestehen bleiben.

Der erste MORE-Bericht ist veröffentlicht worden. Die Themen, die für die Analyse verwendet wurde, sind:

  • Dendias΄ Besuch: Der Besuch des griechischen Außenministers in Tirana im Mai 2022: Die Medien haben das Thema verfehlt
  • Die Frage der maritimen Grenzen: Die Besessenheit der albanischen Medien von der Frage der Seegrenzen
  • Die Beziehungen zwischen der Türkei und Albanien: Griechische Medien beschäftigen sich mit den Beziehungen zwischen der Türkei und Albanien
  • Albaniens EU-Integration: Medien auf beiden Seiten verkennen die politische Bedeutung des Themas
  • Elina Tzengkos Erfolgsgeschichte: Die Gesellschaft zeigt den Weg

Erster MORE Medienbericht (Englische Version)

Erster MORE Medienbericht (Griechische Version)

Erster MORE Medienbericht (Albanische Version)