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MIGRATION
Migration in Griechenland

Europäisches Städtenetz für Migration: Synchronisierung der Qualifikationen
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© ELF & Friedrich Naumann Foundation for Freedom

Wie ist die aktuelle Situation und die generelle Zahl der Migranten/Flüchtlinge?

Nach Angaben des Ministeriums für Migration und Asyl kamen im Jahr 2021 17.470 Flüchtlinge in Griechenland an (12.346 auf dem Festland und 5.124 auf den Inseln).

In Griechenland leben schätzungsweise 32.647 Asylbewerber. Denselben Quellen zufolge wurden in Griechenland seit 2013 über 350.000 Asylanträge registriert, die sich wie folgt auf die einzelnen Jahre verteilen:

Die Asylanträge im Jahr 2021 wurden hauptsächlich von Afghanen, Pakistanern und Syrern gestellt. Die 10 wichtigsten Nationalitäten bei den Asylanträgen im Jahr 2021 sind im Folgenden aufgeführt.

Nach Angaben des Ministeriums für Migration und Asyl beläuft sich die Gesamtzahl der Einwanderer auf 965.749.4. Darunter sind 213.016 EU-Bürger und im Ausland lebende Personen (22 %); 693.517 sind Bürger anderer Länder (72 %), während 6 % als Flüchtlinge eingestuft werden. Bürger aus Drittstaaten kommen hauptsächlich nach Griechenland, um eine Beschäftigung zu finden oder ihre Familien wiederzusehen. Die große Mehrheit der Migranten in Griechenland kommt aus Albanien (62,82 %).

Siehe die nachstehende Tabelle:

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Figure 2.1: Asylum Applications in Greece, 2013 - 2021

© ELF & Friedrich Naumann Foundation for Freedom

Wie ist die momentane Situation in Bezug auf die Einstellungsprozesse und die Arbeitserlaubnis von Miranten/Flüchtlingen?

Migranten und Flüchtlinge, die nach Griechenland einreisen, sehen sich bereits in der Frühphase ihrer Aufnahme mit mehreren Hindernissen konfrontiert. Erstens verzögert sich die Anerkennung ihres Status im Aufnahme- und Registrierungsprozess in den meisten Fällen. Das führt dazu, dass Migranten und Flüchtlinge versuchen, das Festland ohne Papiere und mit einem nicht anerkannten Aufenthaltsstatus zu erreichen. Was die Beschäftigungspolitik der Regierung anbelangt, so gibt es keinen spezifischen Aktionsplan und keine dauerhafte aktive Politik, die sich mit der Beschäftigungsfähigkeit von Migranten und Flüchtlingen befasst. Die derzeitige nationale Strategie des Ministeriums für Migration und Asyl enthält keine realistischen Maßnahmen zur Integration der Migrantenbevölkerung und ist mit nur 27 Seiten zu kurz, um ihren Zweck erfüllen zu können. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind vage und schlagen eine Zusammenarbeit zwischen Regierung, Gewerkschaften und Arbeitgebern, sowie einen besseren Informationszugang durch die Organisation für Arbeit und Beschäftigung (OAED) vor, um die Qualifikationen der Migranten zu bewerten und anzuerkennen. Die Qualifikationen der Migranten und ihr früherer beruflicher Status werden bei ihrer Aufnahme nicht registriert, so dass es keine einheitliche Methode für den Abgleich ihrer Qualifikationen mit potenziellen Stellenangeboten auf dem Arbeitsmarkt gibt.

Obwohl Flüchtlinge, die den Status einer Person mit internationalem Schutzstatus erhalten, dieselben Rechte und Pflichten in Bezug auf die Beschäftigung haben wie griechische Staatsbürger (Artikel 71 des Gesetzes 4375/2016 und Artikel 15 des Gesetzes 4540/2018), ist es für sie schwierig, bestimmte erforderliche Dokumente wie Steuernummern oder Sozialversicherungsnummern zu erhalten. Sie verfügen nicht über die entsprechenden gesellschaftlichen Netzwerke, um Zugang zum Arbeitsmarkt zu erhalten, ebenso wie Migranten. Die üblichen Einstellungsverfahren (z. B. Karrierewebseiten) funktionieren für Einwanderer ohne Papiere nicht. Laut dem Bericht über die Arbeitssuche von Flüchtlingen des Griechischen Flüchtlingsrats (GCR), des International Rescue Committee Hellas (IRC) und des Diotima-Zentrums  "ist die Kultur der Arbeitssuche und die Behandlung, die Bewerber und Personen mit internationalem Schutzstatus in Griechenland erfahren, wie sie den Arbeitsberatern unserer Organisationen berichten, nicht freundlich".

Tourismus und Landwirtschaft sind die wichtigsten Sektoren, in denen Migranten in Griechenland saisonal (unangemeldet) beschäftigt sind. Es sei darauf hingewiesen, dass es eine Ausnahmeregelung gemäß Artikel 13A (Gesetz 4251/2014) für die "Beschäftigung von illegal aufhältigen Drittstaatsangehörigen im Agrarsektor" gibt. Ein Einwanderer ohne Papiere kann nur dann in der Landwirtschaft beschäftigt werden, wenn gegen ihn eine Abschiebungsanordnung vorliegt. Dann wird die Abschiebung nur so lange ausgesetzt, bis der Job beendet ist und der Einwanderer mit einer ausstehenden Abschiebungsanordnung dasteht. Sowohl legale als auch illegale Migranten arbeiten in der informellen Wirtschaft und sind oft Opfer von Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen (siehe den "Fall Manolada").

Welche Projekte/Politiken/Programme/Schulungen gibt es für die Beschäftigung von Migranten/Flüchtlingen?

Die überwiegende Mehrheit der derzeitigen Maßnahmen zur Beschäftigung von Migranten wird von sozialen Organisationen angeboten, die versuchen, die fehlenden Maßnahmen der Regierung zu ersetzen. Das Haupthindernis für Migranten ist die fehlende Kommunikation in der griechischen Sprache. Die NROs bieten diese Programme für die erste Zeit ihres Aufenthalts in Griechenland an. Neben dem Sprachunterricht arbeiten die NROs mit ihren Teilnehmern daran, sich auf bestimmte Hindernisse zu konzentrieren, mit denen sie konfrontiert sind (unterschiedlich für Einwanderer, Flüchtlinge, Herkunftsland, Kultur, Geschlecht usw.), anstatt eine bestimmte Politik in gegenseitigem Einvernehmen mit der Regierung gemäß einem nationalen Aktionsplan zu verfolgen.

Die "Migrant Integration Centers" (M.I.C.) bieten Berufsberatung an, um Drittstaatsangehörigen bei der Arbeitssuche zu helfen und Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen. Außerdem informieren sie über Arbeitnehmerrechte, Einstellungsverfahren und verfügbare Ausbildungsprogramme. Allerdings verfügen nicht alle MICs über die Kapazitäten für eine solche Beratung. Darüber hinaus bieten die Gemeindezentren der Kommunen Beratungsdienste für die Arbeitssuche in den lokalen Gebieten an, die sich vor allem an junge Menschen richten. Allerdings decken die angebotenen Dienstleistungen nicht die gesamte Bevölkerung ab.

Das bekannteste Bildungsprogramm von Nichtregierungsorganisationen heißt "HELIOS" und wird von der Internationalen Organisation für Migration durchgeführt, die unter anderem auch professionelle Beratungsdienste zur Verbesserung der Arbeitsbereitschaft anbietet.

Was sind die kurz- und langfristigen Bedürfnisse der Arbeitsmärkte?

Die Beschäftigungsaussichten der Migranten sind durch die Wiederbelebung der griechischen Wirtschaft begrenzt, die in den letzten 12 Jahren eine schwere Wirtschaftskrise, inklusive den Auswirkungen der Covid-19 Pandemie, erlebt hat. Die hohe Arbeitslosenquote trifft sowohl die einheimische Bevölkerung als auch die Migranten. Da Griechenlands Wirtschaft auf dem Tourismus basiert, ist die Zukunft für alle, die einen Arbeitsplatz suchen, schwierig. Unter diesen allgemeinen Herausforderungen gibt es mehrere Wirtschaftssektoren, die in den letzten sieben Jahren einen Aufschwung erlebt haben; Manufakurhandwerk, der Einzelhandel, das wissenschaftliche Fachpersonal, die Informations- und Kommunikationsbranche und der Bergbau scheinen seit der großen Rezession von 2015 mehr Personal zu beschäftigen, trotz der negativen Auswirkungen der Pandemie 2020.

Was sind die Forderungen und Bedürfnisse der Migranten/Flüchtlinge?

Migranten benötigen in erster Linie zwei Arten von Maßnahmen, die ihnen helfen, ein höheres Maß an Integration zu erreichen und ihnen die Möglichkeit geben, einen Arbeitsplatz zu finden, der ihren Fähigkeiten entspricht. Erwerbstätige Migranten sind oft überqualifiziert für die Arbeit, die sie ausüben, da sie in erster Linie einen Arbeitsplatz suchen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Zunächst erwarten sie mehr politischen Willen un einen realistischen nationalen Integrationsplan, der sich auf den Abbau der administrativen Hindernisse konzentriert, damit sie in Griechenland leben und ihre Ziele verfolgen können. Das bedeutet, dass der Staat vom ersten Tag an Sprachunterricht anbieten und geschultes Personal im Sozialdienst bereitstellen sollte, das die Fremdsprachen beherrscht und die Migranten über die entsprechenden staatlichen Verfahren zur Ausstellung der rechtmäßigen Dokumente informieren kann. Es geht also um die Vereinfachung des rechtlichen Rahmens und um eine angemessene Unterstützung der Migranten.

Zweitens würde ihnen ein System helfen, das ihre Fähigkeiten und die früheren Berufe registriert. die Anerkennung ihrer beruflichen Befähigungsnachweise ist ebenso wichtig. Dies ist eine Aufgabe, die von der Organisation für Arbeit und Beschäftigung (OAED) zusammen mit den einheimischen Arbeitslosen übernommen werden sollte.

Was fehlt auf dem Markt und wie können wir daran arbeiten?

Es ist notwendig ein Migrationsregister einzurichten, in dem die Qualifikationen der Migranten gemäß ihrer Angaben, etwaigen Zertifikierungsnachweisen, der Berufserfahrung und den möglichen Kommunikationswegen erfass werden. Diese Liste könnte den Arbeitgebern und Gewerkschaften, die  bestimmte Berufe nachfragen, übermittelt werden. Der Staat könnte mit den Arbeitgebern spezifische Berufsvereinbarungen abschließen und ihnen Anreize (zum Beispiel Steuervergünstigungen) für die Beschäftigung von Migranten anbieten. Der Zugang zu Informationen über den beruflichen Status würde beiden Seiten die Möglichkeit zum gegenseitigen Profitieren ermöglichen.

Es ist jedoch zu betonen, dass diese Vorgehensweise zunächst eine nationale Integrationsstrategie braucht. Momentan gibt es für Migraten keinen Grund sich registrieren zu lassen, insbesondere wenn sie von einer möglichen Abschiebung bedroht sind.

Wie können wir unsere Interessenvertreter erreichen, damit sie dazu beitragen, die Fähigkeiten von Migranten/Flüchtlingen mit den Bedürfnissen der europäischen Märkte in Einklang zu bringen?

In Griechenland ist der wichtigste Akteur, der stärker in die Synchronisierung der Qualifikationen von Migranten und den Bedarf der europäischen Märkte einbezogen werden muss, der öffentliche Dienst des Staates. Das Ministerium für Migration und Asyl und die Kommunen sollten mit den sozialen Organisationen zusammenarbeiten, um eine nationale Strategie für die Integration von Migranten zu entwickeln. Da es im Falle Griechenlands an politischem Willen mangelt, sollten die EU-Institutionen und die internationalen Organisationen mehr Druck auf den griechischen Staat ausüben, vor allem um die Menschenrechte der Migranten zu garantieren, die in einigen Fällen verletzt werden.

Der Zugang zu hochrangigen Regierungsbeamten scheint derzeit begrenzt zu sein. Soziale Organisationen sollten die politische Führungsebene für die Situation der Migranten in Griechenland zur Rechenschaft ziehen. Die sozialen Organisationen sollten zusammenarbeiten und sich auf ein Mindestmaß an erforderlichen Maßnahmen einigen (Sprachunterricht für alle und Registrierung von Fähigkeiten), damit der Dialog mit der Regierung wieder aufgenommen werden kann. Die Verabschiedung integrationspolitischer Maßnahmen durch die Regierung hängt vom Druck der EU-Institutionen und dem Zugang der sozialen  Organisationen zu den Menschen ab, die ein Mindestmaß an Verständnis für die Bedeutung solcher Maßnahmen aufbringen können.

Wie können wir die Einschreibung von Migranten/Flüchtlingen an den beruflichen Gymnasien unterstützen?

Für die Einschreibung von Migranten/Flüchtlingen an den berufsbildenden Gymnasien gibt es zwei Hauptparameter. Der erste Parameter ist, dass sie Zugang zu Wohnraum, Kleidung, Lebensmitteln und/oder einem Grundeinkommen haben müssen, um einen Mindestlebensstandard zu gewährleisten. Wenn diese grundlegenden Probleme gelöst sind, können die Migranten/Flüchtlinge nach Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen suchen, vor allem durch eine bessere Berufsausbildung.

Der zweite Parameter ist, dass jeder Staat sicherstellen muss, dass Migranten/Flüchtlinge über die Programme der berufsbildenden Schulen informiert werden können. Migranten und Flüchtlinge leben oft in Vierteln, in denen sie zwangsweise ausgegrenzt werden (Ghettos). Der Zugang zu Informationen in diesen Gebieten ist eingeschränkt und sollte auf jeden fall ausgebaut werden.

Welche Rolle spielen die Studenten in diesem System?

Universitätsstudenten sollten die Kinder von Migranten und Flüchtlingen ermutigen, sich in einer Gemeinschaft zu engagieren und zu versuchen, Erfahrungen und Kultur in einem offenen und freundlichen Umfeld auszutauschen.

Könnten Sie kurz über die besten Praxisprojekte in diesem Bereich in unserem Land sprechen?

In Griechenland gibt es kein bedeutendes Netzwerk. Allerdings haben es die Albaner:innen geschafft, sich selbst in die griechische Gesellschaft zu integrieren.

Was sollte in dieser Hinsicht getan werden, was sind ihre politischen Vorschläge?

  • Es sollte ein einzigartiges digitales Register geben, das von der Organisation für Arbeit und Beschätigung (OAED) betrieben wird, in welchem Fähigkeiten, Ausbildung und beruflicher Werdegang der Migranten und Flüchtlinge eingetragen wird. so können sie gebeten werden an Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen. Dadurch können sie in Bereichen mit höherem Beschäftigungsbedarf eingesetzt werden.
  • Notwendig ist auch die  Erleichterung der Verfahren zur Erlangung einer Aufenthalstgenehmigung für Migranten und Flüchtlinge, die eine Anstellung gefunden haben.
  • Es sollten Ausbildungskampagnen für bestimmte Stadtteile, in denen Migranten und Flüchtlinge leben, erarbeitet werden, um besser über Ausbildungs- und Arbeitsangebote informieren zu können.
  • Eine bessere Aufteilung der Bevölkerung in ländlichen Gebieten mit steigender Nachfrage nach Arbeitsplätzen, insbesondere während der touristischen Hochsaison, die in Griechenland von April bis Oktober dauert.

Dieses Kapitel ist Teil der Veröffentlichung “European Cities Network on Migration: Getting the Skills Synchronized“ des Europäischen Liberalen Forums und der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Die Untersuchung wurde von Constantinos Saravakos, Koordinator des Forschungsprojekts am Zentrum für Liberale Studien (KEFiM) und Doktorand für Internationale und Europäische Studien an der Universität Mazedonien durch geführt.