EN

Regional Kooperation
MORE REPORT: IV. Albaniens EU-Integration

Medien auf beiden Seiten verkennen die politische Bedeutung des Themas
algree
© Friedrich Naumann Foundation for Freedom Greece & Cyprus

Kurzer Hintergrund

Nach zahlreichen Verschiebungen haben Albanien und Nordmazedonien am 18. Juli endlich ihre EU-Beitrittsgespräche aufgenommen. Diese Nachricht wurde von Athen, welches die EU-Integration der westlichen Balkanländer seit 2003 unterstützt, als wichtige Entwicklung begrüßt.

Der stellvertretende griechische Minister für europäische Angelegenheiten, Miltiadis Varvitsiotis, der an der ersten EU-Regierungskonferenz mit Albanien und Nordmazedonien teilnahm, sprach von einem wichtigen Tag sowohl für Europa als auch für Griechenland. Er betonte jedoch auch, dass die Verhandlungen beschleunigt werden sollten, "um die wichtigsten nationalen Forderungen, nämlich die getreue Umsetzung des Prespa-Abkommens und den Schutz der nationalen und Eigentumsrechte der griechischen nationalen Minderheit in Albanien, zu konkretisieren und abzuschließen."

Die albanischen Medien berichteten und begrüßten die Unterstützung Athens für den EU-Integrationsprozess in Tirana. Es gab jedoch auch Artikel, die Griechenland mit Misstrauen betrachteten und der albanischen Regierung rieten, sich um den EU-Verhandlungsrahmen zu kümmern, da Griechenland bilaterale Themen hinzufügen könnte.

Medienberichterstattung

Der Beitrittsprozess Albaniens ist ein interessantes Thema für die Medien in Griechenland und natürlich auch in Albanien.

Je nach Entwicklung informiert die griechische Seite die Öffentlichkeit über die Schritte Albaniens auf dem Weg zum Beitritt, meist im Zusammenhang mit Nordmazedonien. Die Berichte beschränken sich jedoch auf die engen nationalen Interessen an dieser Entwicklung und ihre Bedeutung für Griechenland und die Außenpolitik des Landes. Die Analyse steht vielmehr im Zusammenhang mit den "offenen" griechisch-albanischen Fragen, wie etwa dem Schicksal der griechischen Minderheit.

Dementsprechend geben die albanischen Medien die Unterstützung Griechenlands und die Erklärungen des Premierministers und des Außenministers zugunsten des Beitrittsprozesses des Landes wieder.

Im MORE Report finden Sie alternative Vorschläge der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Berichterstattung über die jeweiligen Themen durch Medien und Journalisten hier.

Schlussfolgerungen

  • Griechenland und Albanien sind sich über ihre eigene geopolitische Ausrichtung und die der Region völlig einig. Griechenland ist auch ein starker Befürworter der EU-Mitgliedschaft Albaniens und des gesamten westlichen Balkans.
  • Diese Annäherung bietet eine hervorragende Gelegenheit für die beiden Länder, ihre künftige Partnerschaft auf das solide Fundament der europäischen Integration zu stützen.
  • Die Medienberichterstattung bleibt jedoch auf beiden Seiten engstirnig und konzentriert sich in erster Linie auf die nationalen Interessen. Sie versäumt es, über die Vorteile zu berichten und/oder zu analysieren, welche die europäische Integration für die albanische Gesellschaft, die bilateralen Beziehungen und den westlichen Balkan insgesamt bringen könnte.
  • Dies spiegelt sich auch in der öffentlichen Meinung wider, in der die Einstellungen zweideutiger sind, als es die tatsächliche gemeinsame Vision der EU-Mitgliedschaft rechtfertigt.

Diese Zusammenfassung von "Albaniens EU-Integration" ist Teil des 1. Medienbeobachtungsberichts (MORE). MORE ist Teil des ALGREE-Projekts und zielt darauf ab, anhand aktueller Fallstudien aufzuzeigen, wie Medien, die die öffentliche Meinung beeinflussen und formen, es versäumen, die verbesserten bilateralen Beziehungen auf der Ebene der offiziellen Politik und die gesellschaftlichen Bindungen, die im Kontext von Missverständnissen und Vorurteilen bestehen und bleiben, genau zu informieren und zu verstehen.

Read the report here!