Europäischer Datenschutztag
Menschen in Deutschland fühlen sich durch Corona-Maßnahmen zunehmend überwacht
Datenschutz macht nicht an Grenzen halt. Der europäische Datenschutz ist daher ganz entscheidend, auch für den Schutz unserer Grundrechte. Der heutige Europäische Datenschutztag soll zeigen, wie wichtig eine Gesamtüberwachungsrechnung & ein funktionierendes Überwachungsbarometer sind.
Europäischer Datenschutztag: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Überwachungsbarometer für Deutschland
Überwachung ist das Thema der Befragung, und Überwachung ist offenbar für viele der Befragten tägliche Realität, vor allem im Internet.
So fragten wir, bei welchen Gelegenheiten sich die Menschen in ihrem Alltag generell überwacht fühlen. Hier zeigt sich eine deutliche Skepsis gegenüber elektronischen Medien, zum Beispiel bei der Nutzung von Social Media, wo sich 56 Prozent überwacht fühlen, oder beim Shoppen im Internet, dort fühlen sich 52 Prozent der Befragten überwacht. Eine Überwachung im öffentlichen Raum, also etwa durch Videoüberwachung in Städten (27 Prozent), oder am Arbeitsplatz (24 Prozent) wird hingegen wesentlich seltener als ein Problem gesehen.
Allerdings fühlen sich in der analogen Alltagswelt während der Corona-Pandemie wieder mehr Menschen überwacht. Durch die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung und deren Kontrolle fühlen sich durchschnittlich 42 Prozent der Befragten stärker in ihrem Verhalten überwacht als normalerweise. Hier zeigt sich aber auch ein gewisser Zwiespalt zwischen älteren und jüngeren Befragten. Die Älteren sehen die Corona-Maßnahmen deutlich entspannter und fühlen sich hierdurch weniger überwacht als die Jüngeren.
Auf der anderen Seite zeigt sich allgemein ein größeres Grundvertrauen in den Staat als in andere Akteure. Das Vertrauen sollte nicht durch stärkere staatliche Überwachungsmaßnahmen missbraucht werden. Gleichzeitig kann es aber auch als Rückenwind für die großen Zukunftsprojekte – z.B. die Verwaltungsdigitalisierung – dienen.
Misstrauen gegenüber Digitalkonzernen
Die Ergebnisse bestätigen ein allgemeines Misstrauen gegenüber Digitalkonzernen. Das wird beispielsweise bei der Einschätzung deutlich, welche Institutionen an einer Überwachung der Bürgerinnen und Bürger interessiert sein könnten. Dass der Staat möglichst viele Informationen sammeln möchte, um Verbrechen oder Gefährdungen zu verhindern, sagen 57 Prozent der Befragten. Dass die großen Digital-Konzerne (81 Prozent) oder Online-Händler (84 Prozent) überwachen, um durch das Sammeln von Informationen das Konsumentenverhalten steuern zu können, sehen deutlich mehr Menschen.
Die Abneigung gegen überwachungsfähige Geräte ist deutlich: 45 Prozent der Befragten wollten zu Weihnachten keine Dinge verschenken, die eine Möglichkeit zur Überwachung enthalten. Zusammen mit denjenigen, welche überwachungsfähige Geräte nur auf expliziten Wunsch verschenken wollten (9 Prozent), sprachen sich damit grundsätzlich über die Hälfte der Befragten dagegen aus, Weihnachtsgeschenke mit Überwachungskomponenten von sich aus zu verschenken.
Genauso deutlich ist die Aussage zum Besitz von überwachungsfähigen Geräten. Zwar geben die Hälfte der Befragten (50 Prozent) an, sogenannte „smarte“ Geräte zu besitzen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) zeigen ihre Abneigung gegen Überwachungsfunktionen aber dadurch, dass sie „smarte“ Geräte entweder gar nicht besitzen (29 Prozent) oder zumindest die Überwachungsfunktionen ausschalten (26 Prozent).
Viele Nutzerinnen und Nutzer möchten sich gegen Überwachung durch Digital-Konzerne oder andere Akteure wehren. Sie würden das auch tun, wenn sie entsprechende Möglichkeiten hätten. Datenschutzfreundliche Voreinstellungen und Wahlmöglichkeiten über leicht bedienbare Steuerungselemente – insbesondere bei „smarten“ Haushaltsgegenständen – sollten im Sinne eines selbstbestimmten Nutzungsverhaltens überall zum Standard werden.
Die gesamte Umfrage finden Sie hier:
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YouGov Chartbericht