Vorwahlen
Nirgendwo in Iowa...
… ist die Dominanz von Donald Trump bei den Vorwahlen gebrochen worden. Der Vorsprung von rund 30 Prozent ist der höchste, den ein republikanischer Kandidat ohne Präsidentenamt in Iowa jemals erreichte. Das Ergebnis wird voraussichtlich seine Ergebnisse auch in den kommenden Vorwahlen beflügeln. Dabei liegt Trump in den nationalen Umfragen ohnehin schon scheinbar uneinholbar weit vorn. Es hat sich in Iowa gezeigt: die größte Herausforderung für Donald Trump in Iowa waren nicht seine republikanischen Konkurrenten. Es war vielmehr der hohe Erwartungsdruck, einen großen Erfolg erzielen zu müssen. Von Beginn an waren in Iowa seine Umfragewerte weit besser als die von Nikki Haley, frühere Botschafterin bei den Vereinten Nationen und ehemalige Gouverneurin von South Carolina, und Ron DeSantis, Gouverneur von Florida. Andere Kandidaten erreichten nur sehr geringe Werte.
Iowa ist mit 90 %Prozent weißer Bevölkerung und starken evangelikalen Einflüssen und einem Pro-Kopf-Einkommen höher als Deutschland zwar strukturell für Republikaner ein begünstigendes Umfeld, aber für Trump kein Selbstläufer. 2016 verlor er hier noch mit großem Abstand gegen Ted Cruz.- und beschuldigte Cruz anschließend, bei der Wahl betrogen zu haben. Diesmal trat allerdings nicht der Trump von 2016 an, sondern der ehemalige Präsident. Das scheint zum Teil auch seine Dominanz zu erklären. Eine erstaunliche Mehrheit von mehr als 60 Prozent der Teilnehmer an den Vorwahlen in Iowa sagte in Umfragen, dass der Wahlsieg von Joe Biden im Jahr 2020 auf Betrug beruhte. Für diese Wähler war Trump in Iowa der legitime Präsident. Die falsche Story von Donald Trump verfängt in dieser konservativen Gruppe.
Trump: der Dominator der Republikaner
Trump sieht sich selbst in einer anderen Liga als seine Konkurrenten. Das hat er diese spüren lassen: Er hat an keiner Fernsehdebatte mit den anderen Kandidaten teilgenommen. Damit konnte er jeder argumentativen Debatte ausweichen. Stattdessen hat er immer wieder Bilder von vollen Sälen gezeigt, vor allem in seiner Social-Media-Kampagne mit riesiger Reichweite. Die Botschaft der Bilder ist klar: der von den Massen verehrte und bejubelte Trump. Seine Kritik richtete Trump auch nicht hauptsächlich gegen seine Republikanischen Wettbewerber, sondern gegen Präsident Biden. Er fühlt sich bereits im Wahlkampf gegen diesen und appelliert nach seinem haushohen Sieg an die anderen Kandidaten, ihre Kampagnen zu beenden.
Ohnehin ist schon länger eine gewisse Resignation bei Kritikern Trumps in den Reihen der Republikaner bemerkbar. Sie fügen sich dem vermeintlich Unvermeidbaren und halten sich mit Kritik zurück. Und der eine oder andere wird auch noch auf den Zug Trump aufspringen wollen.
Nikki Haley in Iowa auf Platz drei
Nikki Haley hat angesichts des Rückstandes in Iowa die Erwartungen vor der Wahl öffentlich runtergespielt, obwohl sie USA-weit bei Umfragen inzwischen auf Platz zwei liegt Sie hat dafür die zweite Vorwahl in New Hampshire am 23. Januar in den Vordergrund gerückt. Dort hat sie massiv auch in TV-Spots investiert, die gegen Ron DeSantis gerichtet sind. Sie versucht, ein Szenario aufzubauen, in dem sie als alleinige Konkurrentin von Trump verbleibt, um alle Nicht-Trump Stimmen auf sich zu vereinen. Ob das reicht, um das Rennen nochmal offen zu gestalten, ist allerdings zweifelhaft. In Iowa hat eben diesen zweiten Platz DeSantis gewonnen.
Das Ergebnis von Nikki Haley ist auch deswegen enttäuschend, weil sie die Unterstützung von Kim Reynolds, der sehr beliebten Republikanischen Gouverneurin von Iowa, hatte. Scheinbar hat Kim Reynolds politisches Kapital nicht ausreichend auf Nikki Haleys Wählerkonto eingezahlt. Das könnte daran liegen, dass die deutliche Mehrheit der Wähler in Umfragen angibt, Ihre Entscheidung schon getroffen zu haben, bevor der Wahlkampf überhaupt richtig begonnen hatte.
Ron DeSantis setzt den Kampf um Platz zwei fort
Dagegen hat DeSantis den größten zeitlichen und finanziellen Einsatz aller Kandidaten in Iowa gezeigt. Schon seit neun Monaten war sein Team flächendeckend unterwegs. Nach eigenen Angaben hat sein Team an 900.000 Türen geklopft - Iowa hat nur 3,2 Millionen Einwohner. Er hat sich dabei immer als erfolgreicher Governor von Florida präsentiert.
Aber auch das hat nicht gereicht, um in derselben Liga zu spielen wie Trump. Immerhin jedoch hat er Platz zwei erreicht Für DeSantis war Iowa von großer Bedeutung, denn er hat im Grunde alles auf diesen Staat gesetzt. In den folgenden Vorwahlen in New Hampshire und danach in South Carolina kann er nach aktuellen Umfragen keine großen Erfolge erwarten. DeSantis muss sich deshalb weiter Fragen stellen, ob er seine Kampagne fortsetzt, obwohl er Platz zwei erreicht hat.
Trendwende in New Hampshire?
Die zweite Vorwahl in New Hampshire am 23. Januar sah bisher in den Umfragen deutlich anders aus als das Ergebnis von Iowa. In New Hampshire hat Nikki Haley deutlich aufgeholt und lag zuletzt im Durchschnitt der Umfragen rund 11 Prozentpunkte hinter Trump (41 %) Ob sich der positive Trend für Haley nach dem Ergebnis von Iowa noch fortsetzt, werden Umfragen in dieser Woche zeigen. Ob New Hampshire tatsächlich den Durchmarsch von Trump durch eine Trendwende noch verhindern kann, ist sehr fraglich. Eine Voraussetzung dafür wäre, dass schnell Klarheit entsteht, wer noch im Rennen bleibt.
Iowa: Sieg, Platz und Ausstieg
In der Vergangenheit zeigte sich oft in den Tagen nach den Wahlen in Iowa, wer aus dem teuren Wahlkampf aussteigt. Chancenlosigkeit lässt die Spenden versiegen. DeSantis und auch Haley könnten ihre Kampagnen auch deswegen vor dem sogenannten Super Tuesday am 5. März beenden müssen. Dann wird bei den Republikanern in 15 Bundesstaaten gewählt; darunter die Schwergewichte Kalifornien und Texas. Es war auffällig, dass in den Fernsehdebatten DeSantis und Haley zwar zunehmend Trump kritisierten, aber dabei der sogenannten „Charakterfrage“ auswichen. Der weitgehende Verzicht auf persönliche Angriffe wird als Hinweis gedeutet, dass sich die Kandidaten nicht den Weg verbauen wollen für eine Nominierung für Posten in einer künftige Trump-Regierung. Deswegen wird auch mit Spannung erwartet, wie sich ausscheidende Kandidaten politisch verhalten. Insbesondere, ob sie aktiv zur Wahl Trumps aufrufen.
Themen: immer mehr national, weniger regional
Thematisch war dieser Wahlkampf ein weiterer Beleg für die Nationalisierung der politischen Diskussion. Regionale Themen spielten fast keine Rolle. Dagegen standen die nationalen Themen Immigration und illegale Einwanderung im Mittelpunkt. Spöttisch bemerkte ein Beobachter, dass man meinen könnte, Iowa grenze im Süden nicht an Missouri, sondern an Mexiko.
Wirtschaft ist erneut ein wichtiges Thema, damit sind vorrangig die Inflation und die hohen Zinsen gemeint. Dagegen spielten die radikalen protektionistischen Vorschläge Trumps für die Einführung einer neuen Importsteuer keine Rolle. Dabei könnte solch eine protektionistische Politik auch die Farmer von Iowa erneut treffen. So hatte der Präsident Trump mit seinem Handelskrieg gegen China Vergeltungsmaßnahmen mit Strafzöllen u.a. auf Soja ausgelöst. Und Iowa ist einen der größten Soja-Produzenten in den USA. Dagegen konnte Trump seine enormen Subventionen für die Landwirtschaft anführen, die in seiner Präsidentschaft gewährt wurden.
Generell hat sich auch in Iowa gezeigt, dass die oft sehr ähnlichen Positionen der Kandidaten bei den wichtigen konservativen Themen wie Einwanderung oder Abtreibung den Trend zur Persönlichkeitswahl noch verstärken.
Von Iowa zum Wahlparteitag
Die Republikaner aus Iowa stellen zwar nicht einmal 2 Prozent der Delegierten für den republikanischen Nominierungsparteitag im Juli. Aber es könnte sein, dass die Vorwahl in Iowa bereits die Weichen für den Präsidentschaftskandidaten Donald J. Trump gestellt hat. Vor vier Jahren hat der amtierende Präsident Trump ohne ernsthafte Konkurrenten auch Iowa gewonnen - und dann die Präsidentschaftswahlen gegen Joe Biden verloren. Vielleicht wiederholt sich Geschichte ja doch.