US-Vorwahlen
Vorwahl in New Hampshire: Kein Wendepunkt für Nikki Haley
Das mit 1,3 Millionen Einwohnern kleine New Hampshire im Nordosten der USA spielte bereits einmal eine große Rolle im Präsidentschaftswahljahr: 1980 hatte der Favorit Ronald Reagan überraschend kurz zuvor in Iowa gegen George Bush Senior verloren. Bush glaubte das „Big Mo“, also das große Momentum, auf seiner Seite. Doch verlor er eine Woche später in New Hampshire gegen Ronald Reagan. Kein „Big Mo“ für Bush. Ganz anders Ronald Reagan. Der gewann erst New Hampshire, dann die Präsidentschaftskandidatur und dann auch die Präsidentschaftswahlen.
Alles auf die Karte New Hampshire
Nikki Haley hat fast alles auf die Karte New Hampshire gesetzt. Hier sollte ihr „Big Mo“ kommen und das Rennen gegen den hohen Favoriten Trump nochmal spannend machen. New Hampshire ist bei weitem nicht so konservativ wie Iowa. Und hier registriert sich ein großer Anteil unabhängiger (undeclared) Wähler bei den Vorwahlen. Nikki Haley hat deshalb viel mehr Zeit als Trump hier verbracht und einen Großteil Ihres Wahlkampfbudgets investiert. Ihre Strategie schien aufzugehen: Ihre Umfragewerte stiegen. Sie rückte deutlich näher an Trump heran. Der letzte Konkurrent Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, stieg kurz vor der Wahl in New Hampshire aus. Jetzt gab es die gewünschte, aussichtsreichere Zweikampf-Konstellation für Nikki Haley.
Achtungserfolg, aber keine Trendwende
Zwar ist der Abstand mit ca. 11 Prozentpunkten im Vergleich zur Vorwahl in Iowa deutlich geringer, aber Trump liegt auch hier klar vor Nikki Haley.
Ob mit diesem Ergebnis tatsächlich ein „Big Mo“ ausgelöst wird, ist sehr zweifelhaft. Denn Nikki Haley braucht nun fast ein Wunder. In South Carolina, wo am 24. Februar die nächsten Vorwahlen der Republikaner stattfinden, steht Trump in den Umfragen bei über 60 %. Und das in dem Bundesstaat, in dem Nikki Haley zweimal zur Gouverneurin gewählt wurde. Wohl nur ein Sieg in New Hampshire hätte die Hoffnung geweckt, die Trendwende zu erreichen. So ist das Ergebnis nicht mehr als ein Achtungserfolg.
In aussichtslose Kampagnen investieren Spender nicht. Nikki Haley wird derzeit von den milliardenschweren Koch-Brüdern und deren Netzwerk unterstützt. Diese könnten nun der Kampagne früher den Stecker ziehen als es Nikki Haley lieb ist. Haley versucht diesem Szenario entgegenzuwirken. Ihr Argument: Es dürfe nicht sein, dass Wahlen in den zwei kleinen Bundesstaaten Iowa und New Hampshire, darüber entscheiden, wer Präsidentschaftskandidat der Republikaner wird. Sie will noch den sogenannten Super Tuesday am 5. März erreichen. Dann finden 16 republikanische Vorwahlen statt, darunter in den Schwergewichten Kalifornien und Texas. Aber das ist noch lange hin in einem Land, in dem Wahlkämpfe jeden Tag Millionen Dollar an Spendengeldern kosten.
Trump auf dem Weg zum Durchmarsch zur Nominierung
Die Strategie von Donald Trump dagegen ist aufgegangen. Sein Erdrutschsieg in Iowa hat seine dominierende Rolle noch verstärkt und auch seine Umfragewerte in New Hampshire nach oben gehen lassen. Er versucht so früh wie möglich das Kandidatenrennen zu entscheiden. Dazu fehlt jetzt nur die Aufgabe von Nikki Haley. Trump hat die klare Mehrheit der Basis der Republikaner hinter sich, auch in landesweiten Umfragen. Die Zeichen stehen auf Durchmarsch. Den braucht Trump auch deswegen, um zu verhindern, dass seine zahlreichen Gerichtsverfahren noch Einfluss auf die Nominierung auf der Convention Mitte Juli in Milwaukee haben können. Nicht nur Wahltermine, auch Gerichtstermine füllen seinen Kalender.
Donald Trump besiegt Nikki Haley, doch wer würde eher Präsident Biden besiegen?
Ein Argument hat Trumps Wahlkampfteam in der Woche vor der Wahl immer wieder versucht zu entkräften: Die Frage, wer denn größere Chancen hätte, in den Präsidentschaftswahlen Joe Biden zu besiegen. Die Umfragen zeigten, dass Nikki Haley größere Siegeschancen eingeräumt werden als Trump. Auch Analysten gehen davon aus, dass Präsident Biden durch die Mobilisierung von Anti-Trump-Wähler stärker profitieren könnte als bei einer moderateren Gegenkandidatin. Schon sehr bald könnte aus dem parteiinternen Vorwahlkampf ein ungewöhnlich früher Präsidentschaftswahlkampf werden. Mit zwei Kandidaten, die ungewöhnlich unbeliebt sind.
Joe Biden selbst spielte übrigens bei der Vorwahl der Demokraten in New Hampshire keine Rolle. Nach einem parteiinternen Streit der Demokraten stand der amtierende Präsident nicht einmal auf dem Wahlzettel. Die Wählerinnen und Wähler mussten den Namen am Ende einer Liste von gedruckten Kandidaten von Hand ergänzen. Das hat auch eine Mehrheit getan.