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Russland
Lost in Memory

foto memorial
© Maxim Shipenkov/ТАСС

FNF Russland im Exil unterstützte das Autorenstipendium für das Buch "Lost in Memory: Memorial Society and the Battle for the Russian Past". Das Buch handelt von der "Memorial Society" - der ersten Bürgerrechtsorganisation in der späten UdSSR, die sich für die Rehabilitierung und das Gedenken an die Millionen von Opfern der politischen Repression Stalins einsetzte.

Ausgehend von einer kleinen Gruppe gebildeter Menschen in Moskau, die ähnliche Überzeugungen vertraten, entwickelte sich Memorial schnell zu einer Volksbewegung. Sie spielte eine große Rolle bei der Demokratisierung der sowjetischen Gesellschaft und trug schließlich zum Sturz der sowjetischen Regierung bei.

Nach dem Ende der Sowjetunion ergaben sich für Menschenrechtsaktivisten neue Möglichkeiten und Herausforderungen. Einige dachten, sie könnten nun direkt Einfluss nehmen, etwa durch die Öffnung von Staatsarchiven und die Unterstützung der russischen Gesellschaft bei der Aufarbeitung ihrer Geschichte. Doch die Dinge erwiesen sich als komplexer. Einige Memorial-Mitglieder gingen in die Politik, andere kritisierten den russischen Präsidenten für sein Vorgehen in Tschetschenien, und einige kämpften dafür, dass die zuvor geöffneten KGB-Archive nicht wieder geschlossen werden sollten.

Die Gründer von Memorial wollten ursprünglich eine soziale und keine politische Institution sein. Doch als Wladimir Putin Präsident wurde, geriet Memorial in einen Kampf mit dem Staat um die russische Geschichte. Das Ergebnis war vorhersehbar: Kurz bevor Putin den Einmarsch in die Ukraine befahl, wurde Memorial in Russland offiziell verboten. Einige Monate später erhielten sie den Friedensnobelpreis.

Sergey Bondarenko, ein zentrales Mitglied der jüngeren Generation von Memorial-Aktivisten und der Autor dieses Buches, scheut sich nicht, unbequeme Fragen zu stellen und die Vergangenheit zu durchleuchten. Hätte Memorial mehr tun können, um Transparenz, Gerechtigkeit und ein Ende der KGB-Praktiken zu erreichen? In diesem wunderschön geschriebenen Buch kommen viele Memorial-Mitglieder zu Wort, aber es ist mehr als nur ihre Geschichte - es geht darum, wie die Vergangenheit eines Landes seine Zukunft prägt.

Hier ist ein Auszug aus dem Buch:

» After Alexei Navalny, Vladimir Putin's main political opponent, died in a penal colony far above the Arctic Circle in February 2024, people across the country spent days and days carrying flowers to monuments to victims of political repression. They were arrested, the flowers were broken and thrown in the garbage. But people and flowers continued to appear at the monuments again and again. These memorials were erected to commemorate crimes organized and committed by the Soviet state. For many years, they were monuments of warning and, at the same time, a symbol of the informal agreement reached between the state and society: an agreement to recognize the crimes of the past and not to repeat them in the future.  In the second half of the 1980s, the idea of installing a memorial to the victims of repression united thousands of people. The idea quickly evolved into something more — a social movement that was named “Memorial”. «

Die offizielle Veröffentlichung des Buches in russischer Sprache ist für den Herbst geplant, aber Sie können die englische Leseprobe bereits hier herunterladen und lesen.