"Das Schiff der Freiheit wird nicht sinken"
Der britische Historiker und Professor of European Studies an der University of Oxford, Timothy Garton Ash, hat die diesjährige Berliner Rede zur Freiheit am Brandenburger Tor gehalten. Er folgte damit der Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Auf seine zentrale Fragestellung, wie die Liberalen Europas Wertegemeinschaft und Freiheit angesichts der "antiliberalen Konterrevolution in Form des reaktionären Populismus" bewahren können, gab er die Formel aus: "Zuerst die selbstkritische Analyse und dann zum Kampf." In drei Punkten habe der Liberalismus Fehler gemacht: Die Reduzierung auf das Wirtschaftliche, sein elitäres Gewand und Auftreten und schließlich die abstrakte, technokratische Rhetorik, so Garton Ash. Die logische Konsequenz sei eine "psyeudoliberale Einengung des Diskurses gewesen, in der bestimmte Alternativen nicht mehr diskutiert wurden. Wenn man zu sehr auf den Begriff 'alternativlos' setzt, dann bekommt man eben als Alternative die 'Alternative für Deutschland.'"
Seiner eigenen Formel folgend laute nach selbstkritischer Analyse nun die Kampfanweisung, das Problem vor allem auf zwei Gebieten anzugehen. Zum Einen müsse der Liberalismus dreidimensional werden im Sinne des französischen Dreiklangs Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Zum Zweiten müsse Europa seine, mittlerweile stark eingebüßte, normative Kraft als Wertegemeinschaft wieder zurückerlangen. Dafür sei vor allem eine erfolgreiche Neu-Verknüpfung von Wirtschaftsgemeinschaft und Wertegemeinschaft notwendig. Wenngleich dies einer enormen Anstrengung bedürfe, blicke er optimistisch in die Zukunft: „Ich glaube, dass wir für Jahre und Jahrzehnte eine Zeit der Unfreiheit vor uns haben – doch sie wird nicht obsiegen, wenn wir kämpfen. Weltweit gibt es abertausende Menschen, die das Gefühl der Freiheit erlebt und nicht vergessen haben. Es gibt Abertausende, die für die Freiheit kämpfen, und Abermillionen, die, wenn es soweit ist, sich sofort für mehr Freiheit entscheiden würden. Das Schiff der Freiheit wird nicht untergehen.“
Zu den bisherigen Rednern der Berliner Rede zur Freiheit gehörten Udo di Fabio, Heinrich August Winkler, Joachim Gauck, Paul Nolte, Peter Sloterdijk, Karl Kardinal Lehmann, Gabor Steingart, Mark Rutte, Zhanna Nemzowa, Ryszard Petru und Christian Lindner. Weitere Informationen, Videos und Materialien zu den Reden unter www.freiheit.org.
Pressekontakt: Doris Droste, Pressereferentin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, presse@freiheit.org, Tel. 030 28 87 78 54, www.freiheit.org