Publikation
Putins Desinformation destabilisiert Israel und facht den Nahost-Konflikt an
Russische Propaganda zündelt im Nahen Osten
Der Informationskrieg des Kremls bedient sich ständig neuer Narrative und Taktiken. Gerade erst wurde vom Auswärtigen Amt eine Kampagne auf der Kurznachrichtenplattform X (ehemals Twitter) aufgedeckt, welche systematisch russische Desinformation verbreitet hat. Die Doppelgänger Kampagne, in welcher Russland unter anderem die Internetseiten von bekannten Medien kopiert und die dort veröffentlichten Artikel mit Falschinformation via Social Media verbreitet, gehört dabei zu Russlands Taktiken. Neben einer Diskreditierung der Ukraine thematisiert Russland in seiner Desinformations-Strategie immer mehr den Konflikt im Nahen Osten und die Auseinandersetzung zwischen Hamas und Israel. Ein wiederkehrendes Narrativ ist, dass die Ukraine Waffen, welche sie vom Westen bekommen hat, an die Hamas weitergeben würde. Aber auch eine vermeintliche Doppelmoral des Westens wird immer wieder angeprangert. Das Versprechen westlicher Werte soll so als Schein dargestellt werden.
Doch Russlands Informationskrieg ist nicht nur in Europa zu spüren. Auch in Israel und seinen arabischsprachigen Nachbarn nimmt Russland Einfluss. Wie die Narrative und Taktiken dort aussehen, wie sie sich unterscheiden und warum Israel sich als besonders resilient gegenüber russischer Einflussnahme zeigt, analysiert Arik Segal, Dozent an der Reichman-Universität und der Bar-Ilan-Universität in Tel-Aviv für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in dem Policy Paper „Russlands Informationskrieg im Nahen Osten“.
Analyse: Russlands Informationskrieg im Nahen Osten - Strategien und Einflussmethoden
In seiner Analyse hebt Segal hervor, dass Russlands Informationskrieg eine breite Palette von Akteuren, Methoden und Instrumenten umfasst, die in zwei Hauptstrategien unterteilt werden können. Die erste Strategie, bekannt als Einflussnahme (engl. Influence Operations), zielt darauf ab, soziale Schwachstellen im Zielland zu identifizieren und gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen, um Chaos zu stiften und das Land zu schwächen. Die zweite Variante beinhaltet die einfache Verbreitung von Propaganda und Desinformation über gefälschte und echte Social-Media-Profile.
Im Nahen Osten wendet Russland beide Strategien an, jedoch mit unterschiedlichen Herangehensweisen für die Beeinflussung der arabischsprachigen und israelischen Öffentlichkeit. Im arabischsprachigen Raum nutzt Russland hauptsächlich die Social-Media-Accounts von RT und Sputnik in arabischer Sprache, die sich großer Beliebtheit erfreuen, um populäre Narrative zu verbreiten. Dazu gehören Behauptungen wie die Schuld der USA und der NATO am Krieg in der Ukraine, die Verantwortung des ukrainischen Militärs für das Massaker von Bucha sowie die Behauptung, dass die Welternährungskrise durch die Sanktionen des Westens verursacht wurde. Russland setzt auch auf Fake-Accounts, die sich als attraktive Frauen ausgeben, sowie auf Telegram-Kanäle mit arabischen Übersetzungen, um ähnliche Botschaften zu verbreiten. Meinungsumfragen in arabischsprachigen Ländern deuten auf eine wachsende Unterstützung für Russland hin, was Expertinnen und Experten auf den Erfolg des Informationskriegs zurückführen.
In Israel verstärkt Russland offenbar seine Einflussnahme, insbesondere im Zusammenhang mit dem innerisraelischen Konflikt über die Justizreform. Hier setzt Russland ausgefeiltere Social-Media-Tools ein, darunter gesponserte Facebook-Kampagnen, Online-Spiele und die Verbreitung von Fake-Artikeln, die israelischen Nachrichtenseiten ähneln. Neben der Fokussierung auf die gesellschaftliche Spaltung in Israel bedient sich Russland auch anderer Narrative, wie etwa der Behauptung, dass die USA Israel in den Krieg gezogen haben. Trotz massiver Bemühungen scheinen die russischen Aktivitäten in Israel weniger erfolgreich zu sein, was Segal auf die kompetente israelische Cyberabwehr und das Bewusstsein der israelischen Öffentlichkeit zurückführt.
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