Romania

Europa über EU-Institutionen näher an die Bürger bringen

Die dritte Ausgabe des Future of Europe Youth Summit (FEYS 3.0) fand in diesem Jahr Mitte Mai in Jassy (rum. Iași) im Norden Rumäniens statt. Es ist die größte Jugendveranstaltung in Ost- und Südosteuropa, die in diesem Jahr vom SOOE Regionalbüro FNF in Zusammenarbeit mit der Jugendorganisation der liberalen Partei Union Rettet Rumänien (USR Tineret) organisiert wurde.

Der Summit brachte 35 Vertreter von Jugendorganisationen der Mitgliedsparteien von Renew Europe und ALDE aus 17 Staaten Europas nach Rumänien. Hinzu kamen 45 rumänische Mitglieder der USR Tineret, um über die Zukunft Europas im Kontext des Krieges in der benachbarten Ukraine, sowie der zunehmenden Auswirkungen von Phänomenen wie Fake News und Desinformation auf junge Menschen, zu diskutieren. Die Veranstaltung bot den jungen Liberalen die Chance, durch regen Ideenaustausch Europa neu zu entdecken, so Regionalbüroleiter Martin Kothee in seinem Grußwort.

Eine Besonderheit des diesjährigen Treffens war, die im Hackathon-Format geführten Debatten zu den von den Teilnehmern ausgewählten Themen. Verfolgt wurde dadurch, Ideen zu entwickeln, die einen Wandel herbeiführen können. Acht Teams erarbeiteten dann konkrete Lösungen zu Themen wie: Eingefrorene Konflikte in Ost- und Südosteuropa; EU-Erweiterungspolitik und der Beitrittsprozess der Länder der Östlichen Partnerschaft; Außenpolitische Ausrichtung der EU im Hinblick auf die Stärkung von Partnerschaften mit Drittstaaten in der Östlichen Nachbarschaft oder Phänomen der Desinformation im Kontext von Kriegen und Spannungen im Europa des 21. Jahrhunderts. Diese im Laufe des Prozesses raffinierten Ideen zur Neugestaltung Europas sind dann in konkrete Aktionspläne eingeflossen.

Team „OnlyPoliticians“ gewinnt Wettbewerb

Der eintägige Hackathon wurde vom erfahrenen Bürgeraktivisten Ciprian Ciocan, ehemaliger Direktor der Community Foundation Sibiu, angeleitet und mit Spaß moderiert. Schon bei der Gruppenbildung kam es zu witzigen Namen wie Fuck Fake News, Stop Shit Spreading, Cha Cha and Politics, Kids Next Door, OnlyPoliticians oder The Brasilians.

Nach der Vorstellung der dreiminütigen Pitches am Ende des Tages entschied sich die Jury für das Team OnlyPoliticians. Das Team überzeugte mit einem Vorschlag zum Thema EU-Erweiterung und mit ihrem Aktionsplan zur Verlegung von EU-Institutionen, die für die Erweiterung zuständig sind, nach Rumänien oder nach Bulgarien. Als Grund wird genannt, die EU-Erweiterungsinstitutionen „näher an die Kandidatenländer zu bringen, um den Zweifel der Bürger dieser Länder an den EU-Beitritt auszuräumen und um Nähe zur EU zu schaffen“. Das wäre nicht nur ein Zeichen der Solidarität mit diesen Ländern, sondern wäre auch billiger von den Kosten her im Vergleich zu Belgien, hieß es als zusätzliches Argument. Man entgegne damit auch dem Gefühl, dass die EU weit weg ist und sich nicht auf die östliche Nachbarschaft konzentriert.

Zweitplatzierter Cha-Cha and Politics überzeugte mit der Idee einer digitalen Plattform, die für das Monitoring der einzelnen Schritte für die EU-Integration zur Information der Bürger eingesetzt werden soll.

Trust Builders schlug zum Thema Desinformation auch ein Projekt vor, über welches Nachrichtenagenturen eine Punktzahl und ein Ranking bekommen sollten: Gold, Silber, Bronze – wie bei Filmen. Die Transparenz des Bewertungsverfahrens, die Zugänglichkeit für die Nutzer und die Einsetzbarkeit von Mitarbeitern mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen würden die Plattform als einen echten Glaubwürdigkeitsprüfer etablieren.

Zum Thema Östliche Partnerschaft hat das Team Escape the Matrix ein   Fachkräfteaustauschprogramm vorgeschlagen, dessen Schwerpunkt auf sechs postsowjetischen Staaten (Republik Moldau, Ukraine, Weißrussland, Georgien, Armenien, Aserbaidschan) liegen sollte. Dieses Austauschprogramm sollte den Fachaustausch in Bereichen wie Medizin, Bildung, Energie und Architektur als zweiseitige Lernerfahrung fördern: der Gastgeber lernt berufliche Fähigkeiten, der Gast lernt eine neue Kultur kennen.

Am nächsten Tag haben sich die Teilnehmer unter Anleitung der Moderatoren intensiv mit den ausgewählten Themen in Diskussionsrunden auseinandergesetzt, wobei sich das Hauptpanel dem Thema Desinformation widmete. Spannende Fragen haben für aktiven Austausch mit philosophisch-politischen Akzenten zu Themen gesorgt wie: Würde die Europäische Union bei einer Erweiterung nach Osten wie ein Imperium aussehen? Was haben alle Regionen mit eingefrorenen Konflikten gemeinsam? Ist die östliche Nachbarschaft eine Schwäche oder eher eine Stärke der EU?

Die Veranstaltung fand unter dem Motto #ReshapeEurope vor dem Hintergrund des von Russland angezettelten Aggressionskrieges gegen die Ukraine und der zunehmenden Präsenz von Fake News und Desinformation in den Nachrichtensendern der europäischen Länder statt.