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Serbien
Belgrade Pride: Keine Nachrichten sind gute Nachrichten

Eine Belgrade Pride (fast) ohne Zwischenfälle
Beograd Prajd

Die Belgrade Pride 2024 ging ohne größere Zwischenfälle über die Bühne. Dass dies erwähnenswert ist, zeigt das Umfeld, in dem die queere Community Serbiens nach wie vor lebt und agiert. Im öffentlichen Diskurs wurde sie weitgehend ausgeblendet.

Keine Verletzten, lediglich kleinere Bedrohungen und Beleidigungen, eine kümmerliche Attacke auf freiwillige Helfer im Info-Center der „Belgrade Pride“; so lautet die Bilanz der Pride Week („Nedelja ponosa“), die vergangene Woche in Belgrad stattfand. Auf der Haben-Seite stehen aber auch: mehrere tausend Teilnehmende am „Pride March“, eine Vielzahl von Veranstaltungen zu LGBTIQ-Themen, und eine starke und sichtbare Unterstützung der serbischen LGBTIQ-Gemeinschaft durch lokale und internationale Akteure.

Das Motto der diesjährigen Pride Week lautete „Pride is people“ („Ponos su ljudi“). Damit wollten die Organisatoren zeigen, dass LGBTIQ-Menschen mit denselben Herausforderungen des täglichen Lebens zu kämpfen haben wie andere, zusätzlich jedoch auch mit durch Homophobie und Transphobie hervorgerufenen Problemen.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit war erstmals einer der Hauptpartner der „Belgrade Pride“. Auf vielen von der Stiftung unterstützten Veranstaltungen wie bspw. den „Community Talks“ oder den „Human Rights Talks“ wurden Themen angesprochen, die die serbische LGBTIQ-Community umtreiben. Hauptthema waren dabei zwei auf Eis gelegte Gesetzesvorhaben, deren Verabschiedung die autokratische Regierung unter Präsident Aleksandar Vučić seit Jahren verschleppt: das Gesetzes über gleichgeschlechtliche Partnerschaften sowie das Gesetz über Geschlechtsidentität und die Rechte intersexueller Personen.

Die Stiftung für die Freiheit hatte in diesem Jahr den deutschen LGBTIQ- und Roma-Aktivisten Gianni Jovanović zu Gast. Der auch in Serbien bekannte Showmaster („Drag Race Germany“) nahm als Redner an den „Human Rights Talks“ teil, ko-moderierte die „Belgrade Pride Drag Show“ und führte mit anderen Personen des öffentlichen Lebens den „Pride March“ an.

Die Parade fand unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt; fast die gesamte Innenstadt war von hunderten, wenn nicht tausenden Polizisten hermetisch abgeriegelt. So setzt sich das autokratische Regime nicht dem Vorwurf aus, Demonstrationsrechte für LGBTIQ-Menschen zu beschneiden, stellte aber zugleich sicher, dass die Parade nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand.

Was die serbische Regierung ansonsten von Themen wie Gleichberechtigung und Toleranz hält, zeigte Premierminister Miloš Vučević, der am Tag der Parade in Belgrad in einer serbischen Kleinstadt die „Familientage“ eröffnete, deutlich. Auf die Frage, wann LGBTIQ-Menschen in Serbien die gleichen Rechte wie andere Bürgerinnen und Bürger erhielten, antwortete er, dass dies „überhaupt kein Thema“ für die regierende Serbische Fortschrittspartei (SNS) sei: „Wenn jemand anderes das Land führt, wird sich das vielleicht ändern.“ Es besteht also Hoffnung.