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Veranstaltung
Wieso die Pressefreiheit von Tech-Giganten bedroht wird

Julia Becker im Allianz Forum
Julia Becker hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Freiheit und Unabhängigkeit der Presse © Frank Nürnberger

Die Pressefreiheit ist weltweit unter Druck, auch und gerade in Deutschland. Im neuesten Ranking von Reporter ohne Grenzen rutschte Deutschland vom 11. auf den 13. Rang ab. Wie lässt sich diese Entwicklung stoppen? Darüber diskutierten Düzen Tekkal, Philipp Welte, Prof. Dr. Alexandra Borchardt, Roland Jahn und Konstantin Kuhle MdB am 03.05. auf Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung, des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ e.V.) und der Allianz Deutschland AG. Den Finger in die Wunde legte die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Medien Gruppe Julia Becker in ihrem Impulsreferat für die anschließende Podiumsdiskussion.  Wenn sich die wirtschaftlichen Grundlagen weiter verschlechterten, sei „eine freie Presse und damit auch die Pressefreiheit in ihrem Bestand gefährdet“.

Mehr als 70 Prozent des digitalen Werbemarktes in den Händen von drei US-amerikanischen Technologieplattformen, das sei mehr als ein drängendes Problem. Um sicherzugehen, dass die Firmen ihre Macht nicht missbrauchten, brauche es einen europäischen Digital Market Act, der gewährleiste, dass der „diskriminierungsfreie und faire Zugang aller Publikationen zu Google, Facebook und Co.“ sichergestellt wird, so das Fazit von Becker auf der Veranstaltung PRESSE.MACHT.FREIHEIT. anlässlich des Internationalen Tages der Pressefreiheit. „Wenn wir unabhängige Medien und damit die Pressefreiheit auch künftig verankert wissen wollen, müssen die kartellierten Märkte geöffnet und deren Freiheit gesichert werden.“, so die Aufsichtsratsvorsitzende.

Die Gefährdungen der Pressefreiheit wurden in der anschließenden Podiumsdiskussion aus ganz verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. So warnte Düzen Tekkal vor Einschränkungen der journalistischen Freiheit. „Ich spüre die Angst von Kollegen, die sich fragen, was sie noch berichten dürfen“, sagte Tekkal in der Diskussion. Die Medienwissenschaftlerin Alexandra Borchardt sprach von einer gesellschaftlichen Entwicklung hin zur „Aufmerksamkeitsökonomie“, in der krasse und radikale Nachrichten belohnt würden. Eine Minderheit, die empfänglich für Desinformation sei, organisiere sich zunehmend, um „Kritiker und Andersdenkende mundtot zu machen“. Auch Philipp Welte von Burda Media beklagte einen „brutalen, grausamen Druck“ auf Journalisten, der die Meinungsfreiheit bedrohe. Auch die Wertschätzung für die Kontroverse gehe in Deutschland „Stück für Stück“ verloren, fügte Konstantin Kuhle MdB von der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag hinzu.

Die Diskussion, die von der Friedrich-Naumann-Stiftung in Kooperation mit dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ e.V.) und der Allianz Deutschland AG gestaltet wurde, wird am Sonntag den 09. Mai 2021 um 11:05 und um 20:05 in der Sendereihe „Das Forum“ des rbb Inforadio ausgestrahlt.

Podiumsdiskussion Tag der Pressefreiheit
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion warben die Panelisten für einen leidenschaftlicheren Diskurs, eine bessere Streitkultur und eine Verteidigung der freien Presse. Die Teilnehmer waren (v.l.n.r.) Konstantin Kuhle MdB, Düzen Tekkal, Dietmar Ringel, Philipp Welte, Prof. Dr. Alexandra Borchardt und Roland Jahn. © Frank Nürnberger