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Liberale Denker
Adolph Diesterweg: „[…] das Prinzip der freien Selbstbestimmung, die Freiheit, ist damit gesetzt“ (29.10.1790-7.7.1866)

Adolph Diesterweg gehört zu den großen Pädagogen der deutschen Geschichte.

Adolph Diesterweg gehört zu den großen Pädagogen der deutschen Geschichte.

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Kurzbiographie

Heute vor allem als Vater des Namensgebers eines Schulbuchverlags bekannt, gehört Adolph Diesterweg zu den großen Pädagogen der deutschen Geschichte. Nach seinem Studium war Diesterweg zuerst als Lehrer tätig und begründete 1827 die „Rheinischen Blätter für Erziehung und Unterricht“ und ab 1851 das „Pädagogische Jahrbuch für Lehrer und Schulfreunde“.  Dazwischen lag freilich eine politische Zäsur durch die 1848er-Bewegung. 1850 wurde er aus dem Preußischen Schuldienst entlassen, nachdem er sich für Schulautonomie und andere freiheitlichen Ziele eingesetzt hatte. Von 1858 bis 1866 war Diesterweg Abgeordneter der liberalen Deutschen Fortschrittspartei im Preußischen Abgeordnetenhaus, wo er sich für bessere Schulbildung stark machte und die konservativen Regulative des preußischen Kultusministeriums scharf kritisierte.

Damals und heute

“Der Lehrer,” schrieb der liberale Bildungsphilosoph und Pädagoge Adolph Diesterweg 1847: „ist nicht Alles und macht nicht Alles, aber er legt den Grund zu Allem, und ohne ihn würde sofort die Barbarei über uns hereinbrechen.“ Und gerade weil er die höchsten Ansprüche an die Lehrkräfte stellte, forderte er auch höchstes Engagement: „Ist es denkbar, ist es glaublich, daß welche unter [den jungen Lehrern, d. Verf.] sind, die in dieser langen Zeit: 1) kein neues Schulbuch kennen gelernt, noch weniger durchstudiert und durchprobiert; 2) keine pädagogische Zeitschrift gelesen; 3) sich an keinen Lehrerverein angeschlossen haben? Ja, Solcher gibt es!“ Doch Diesterweg ist nicht nur aufgrund dieses Leistungsethos‘ auch heute noch von Relevanz. Die (relative) Eigenständigkeit der Schule gegenüber Thron und Altar ist auch heute noch ein liberales Postulat. Gerade durch diese Unabhängigkeit erfüllt die Schule auch ihre politische Aufgabe. Wie schon seine liberalen Vorgänger sieht auch Diesterweg Mündigkeit und Selbsttätigkeit als zentrale Ziele des Bildungssystems, da nur so die Teilhabe der Staatsbürger am politischen und gesellschaftlichen Leben sichergestellt werden kann.

Ich war einst auf Universitäten. Ich habe in den Vorlesungen nicht viel gelernt, nicht viel mehr mitgenommen, als ich mit hingebracht. Sie waren darnach. Monotoner Vortrag, mechanischer Pedantismus, geistloses Wesen! Aber ich liebe die Universitäten, weil es deutsche Institute sind; unsere Hochschulen, weil ich Erziehung und Bildung über Alles schätze. Aber die Liebe verbirgt mir ihre Fehler nicht.

Adolph Diesterweg, Über das Verderben auf den deutschen Universitäten (1836)

Vielleicht verdient der Ausdruck: Selbsttätigkeit im Dienste des Wahren und Guten den Vorzug vor allen anderen. Er enthält ein formales Prinzip: die Selbsttätigkeit, und ein materielles: das Wahre und Gute oder das Wahre, Schöne und Gute. Die Selbsttätigkeit besagt, dass der Mensch nicht leidend und duldend, in Selbstwegwerfung und Selbstvernichtung, sondern in Tätigkeit und Anstrengung seine Bestimmung anzustreben habe; sie spricht aus, dass der Mensch den Grund seines Strebens und Handelns in sich selbst zu suchen und aus sich heraus zu nehmen, dass er sich selbst zu bestimmen habe, d.h. das Prinzip der freien Selbstbestimmung, die Freiheit, ist damit gesetzt.

Adolph Diesterweg, Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrer (1849)

Enthält jene Richtung aber die Absicht, das Bestehende als das Vollkommenste und Beste darzustellen und den Gedanken an seine Verbesserung von Schulen du Lehrern abzuhalten, so müssen wir Einspruch tun. Nach unserem Ermessen muss die Erziehung zur Anhänglichkeit an das Bestehende, zur Achtung vor den Einrichtungen, welche die Vorfahren geschaffen haben […], stets die Tendenz in sich haben, dieselben einem vollkommneren Zustande entgegenzuführen.

Adolph Diesterweg, Die drei Preußischen Regulative (1855)

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Florian von Hennet
Florian von Hennet
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