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Das Gefühl der Freiheit

Der britische Historiker Timothy Garton Ash hält 12. Rede zur Freiheit am Brandenburger Tor
Timothy Garton Ash, der diesjährige Redner der Rede zur Freiheit am Brandenburger Tor.

Timothy Garton Ash, der diesjährige Redner der Rede zur Freiheit am Brandenburger Tor.

© Frank Nürnberger/ Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

“For Freedom's battle once begun, // … // Though baffled oft is ever won.”

“Der Freiheit Kampf einmal begonnen // … // wird immer, wenn auch schwer, gewonnen.“

Diese Zeilen fand der britische Historiker und Autor Timothy Garton Ash 1980 auf einem Zettel in der Lenin-Werft in Danzig. Sie haben ihn nicht nur damals beeindruckt, sondern sind bis heute einer der Gründe, warum er die verschiedenen Facetten der Freiheit und ihre Bedeutung zu seinem Lebensthema gemacht hat.

Die persönliche Leidenschaft, die für Garton Ash hinter dem Begriff Freiheit steckt, bekamen auch die Besucher der 12. Berliner Rede zur Freiheit zu spüren. Eine Leidenschaft, die ihn neben seiner „intellektuellen Qualität, Ausdrucksfähigkeit und breitem Wissen“ zum absolut passenden Redner für die diesjährige Ausgabe der Traditionsveranstaltung macht, wie Wolfgang Gerhardt, der Vorstandvorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, in seiner Begrüßung feststellte.

Selbstkritische Kämpfer

In Zeiten der „antiliberalen Konterrevolution in Form des reaktionären Populismus“ fordert Timothy Garton Ash alle liberal Denkenden auf, „selbstkritische Kämpfer“ zu sein. In verschiedenen Punkten habe der Liberalismus Fehler gemacht: Die Reduzierung auf das Wirtschaftliche, sein elitäres Gewand und Auftreten und schließlich die abstrakte, technokratische Rhetorik, so Garton Ash. 

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Die logische Konsequenz sei eine "psyeudoliberale Einengung des Diskurses gewesen, in der bestimmte Alternativen nicht mehr diskutiert wurden.“ Ein großer Fehler, meint der Karlspreis-Preisträger 2017.

„Wenn man zu sehr auf den Begriff 'alternativlos' setzt, dann bekommt man eben als Alternative die 'Alternative für Deutschland.'"

Timothy Garton Ash
Timothy Garton Ash

Auf die Frage „Was tun?“ gibt Garton Ash zwei Antworten: Einerseits muss der Liberalismus dreidimensionaler werden und andererseits muss Europas normative Kraft wieder erstarken.

Französischer Dreiklang                            

Die Dreidimensionalität des Liberalismus liegt für den britischen Historiker in den französischen Grundsätzen „liberté, egalité, fraternité“. Gerade die letzten beiden seien zu sehr in den Hintergrund geraten, meint Garton Ash. Dabei gehören „die Gleicheit der Aufmerksamkeit und des Respekts“ und ein „Gemeinschaftsgefühl“ genauso zu einem modernen Liberalismus wie die freiheitlichen Werte.  

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Als Lösung für Europas aktuelle Schwäche sieht Garton Ash die stärkere Verknüpfung der Wirtschafts- mit der Werteunion. Keine leichte Aufgabe, das räumt er ein, „aber wir müssen sehen, was auf dem Spiel steht“. „Ich glaube, dass wir für Jahre und Jahrzehnte eine Zeit der Unfreiheit vor uns haben – in Teilen Europas und vielleicht auch global. Doch sie wird nicht obsiegen, wenn wir kämpfen.“

„Jeder, der das Gefühl der Freiheit einmal erlebt hat, der hat es nicht und wird es auch nicht vergessen.“

Timothy Garton Ash
Timothy Garton Ash

Schiff der Freiheit

Und so schaut der Oxford-Professor trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft, denn „es gibt Abertausende, die für die Freiheit kämpfen, und Abermillionen, die, wenn es soweit ist, sich sofort für mehr Freiheit entscheiden würden. Das Schiff der Freiheit wird nicht untergehen.“

Wie auch in den Jahren zuvor waren die Plätze für diese besondere Stiftungsveranstaltung schnell ausgebucht. Zahlreiche Menschen verfolgten die Rede deshalb via freiheit.org oder auf dem Facebook-Profil der Stiftung im Livestream. Auch in den sozialen Netzwerken wurden dieses Jahr unter dem Hashtag #RZF18 wieder viele Fotos und Eindrücke geteilt.

Für alle, die nicht vor Ort dabei sein konnten, gibt es den Livestream auch nochmal hier zum Anschauen.

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Seit 2007 leisten Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft oder Kultur in den Reden zur Freiheit ihren gewichtigen Beitrag zum Freiheitsdiskurs. Bisherige Redner der jährlich im Frühjahr am Brandenburger Tor stattfindenden Stiftungs-Veranstaltung waren Udo di Fabio, Heinrich August Winkler, Joachim Gauck, Paul Nolte, Peter Sloterdijk, Karl Kardinal Lehmann, Gabor Steingart, Mark Rutte, Zhanna Nemzowa, Ryszard Petru und Christian Lindner. Weitere Informationen, alle Videos und Artikel der Reden gibt es auf der Themenseite.