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Nachruf
Ein Gentleman mit Überzeugungskraft

Karl-Heinz Paqué zum Tod von Dr. Christian Taaks
Christian Taaks

Dr. Christian Taaks (1961 - 2022)

Christian Taaks starb am vergangenen Samstag nach schwerer Krankheit – im Alter von 61 Jahren. Die letzten 18 davon ist Christian Taaks für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit tätig gewesen. Ein Mann mit breiter Bildung. Nach einem Studium der Sinologie sowie Kommunikations- und Theaterwissenschaften in Tübingen, Hamburg, Taipeh und Berlin promovierte der gebürtige Stuttgarter zur Rolle Deutscher Medien in China während der Zeit des Nationalsozialismus. Zeit seines Lebens blieb seine Liebe zur Geschichte. Kaum jemand sonst in der Stiftung kannte die verwickelte Bau- und Zeithistorie der Truman Villa in Potsdam besser als er – und konnte so humorvoll darüber sprechen; wohl niemand anderes in der Stiftung hatte zu Hause im Regal die Tagebücher von Harry Graf Kessler, des großen Zeitzeugen des Kaiserreichs und der Weimarer Republik, und las darin.

Von Deutschland nach Südkorea

Sein beruflicher Werdegang begann in den Achtzigerjahren – in der globalen Zusammenarbeit, konkret: bei der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE). Zur Friedrich-Naumann-Stiftung wechselte er 2004, zunächst auf verschiedene verantwortungsvolle Positionen im In- und Auslandsbereich; so war er z. B. auch Leiter des Referats Asien/Lateinamerika. Fünf Jahre lang, von 2010 bis 2015, leitete er dann die Begabtenförderung der Stiftung. Sie blieb auch danach für ihn eine Herzensangelegenheit. Danach war er bis 2018 Leiter des Referats Europäischer und Transatlantischer Dialog. Es folgte, wie wir heute wissen, seine letzte Station: die Projektleitung in Korea am Dienstort Seoul, in enger Zusammenarbeit mit dem Regionalbüro in Bangkok unter Leitung von Moritz Kleine-Brockhoff, mit dem sich eine enge Freundschaft entwickelte.

Christian Taaks liebte Korea. Als ich 2019 für einige Tage nach Seoul kam und er mich zu einer Tagung nach Pyeongchang begleitete, wurde mir deutlich, wie sehr er dieses Land und seine Menschen ins Herz geschlossen hatte. Und diese ihn: Bei der Konferenz des deutsch-koreanischen Konsultationsgremiums zu Fragen der Wiedervereinigung, das zwei Tage lang an der Stätte der Olympischen Spiele 2018 tagte, spürte man in jedem Gespräch die gegenseitige Hochachtung. Ähnliches gilt für sein Verhältnis zur Leitung der Hanyang University in Seoul, auf deren Campus im College of Social Sciences sich das Büro der Stiftung befindet. Überall Herzlichkeit und gegenseitiges Einvernehmen sowie höchst produktive Arbeit in niveauvoller, akademisch geprägter Atmosphäre! Christian Taaks gefiel die höfliche, verbindliche und zurückhaltende Art seiner asiatischen Gastgeber, und tief in seinem Wesen teilte er sie. Dr. Sabine Heiser, seiner Frau, ging es nicht anders. Beide verbrachten eine glückliche, aber viel zu kurze Zeit in Seoul.

Eine Stimme der Freiheit

Merkwürdig nur, dass Christian Taaks in dieser Zeit auch zu einer Art Medienstar wurde. Das kam völlig überraschend, war er doch eine Persönlichkeit, dem es stets nur um die Sache ging – ohne jede Eitelkeit. Aber „die Sache“ war ab 2020 die Corona-Pandemie, und schnell sprach sich weltweit herum, dass Regierung und Gesundheitsverwaltung in Südkorea im Kampf gegen die Verbreitung des Virus überaus erfolgreich agierten. Hinzu kamen als wichtige Themen seine kundigen Hintergrundinformationen zur politischen Entwicklung in Nordkorea und die Analyse der durch die Atomwaffentests Nordkoreas stets gefährdeten Sicherheitsarchitektur Nordostasiens. Taaks erhielt viele Bitten um Interviews – bis hin zur deutschen BILD-Zeitung. Es war eine Ironie des Schicksals: Der Sachlichste von allen gab geduldig und kompetent Auskunft über das Land und die Region, in der er erst seit 2018 lebte – und er tat es so überzeugend, dass die Anfragen nicht enden wollten. Alle diese Beiträge lieferte Taaks im Namen der Stiftung: geduldig, sachlich, überzeugend. Selten war die Friedrich-Naumann-Stiftung medial so präsent wie in den vergangenen Jahren zu Korea und Nordostasien.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit hat einen ihrer besten Mitarbeiter verloren – einen Gentleman mit Überzeugungskraft, auf den sie stolz ist. Wir trauern um ihn. Wir werden ihn nicht vergessen.