60. Todestag
Marie Baum: Pionierin der Sozialpolitik und Kämpferin der Frauenbewegung
Die in Danzig 1874 geborene Arzttochter, verwandt mit der Familie Mendelsohn-Bartholdy, gehörte zu den Wegbereiterinnen der Sozialpolitik und war zugleich führendes Mitglied der bürgerlichen Frauenbewegung. Da in Deutschland das Frauenstudium nicht möglich war, studierte sie in der Schweiz Chemie und wurde in dem Fach mit 22 Jahren promoviert.
Nach verschiedenen beruflichen Stationen wandte sie sich, stark beeinflusst von Friedrich Naumanns national-sozialem Gedankengut, dem sie lebenslang verbunden blieb, Fragen der Fürsorge und Wohlfahrt zu. Sie widmete sich dabei vor allem der Ausbildung von Fürsorgeexpertinnen, zunächst an der Sozialen Frauenschule in Hamburg, dann in der badischen Staatsverwaltung.
Naumann und Gertrud Bäumer folgte sie 1918 in die Deutsche Demokratische Partei (DDP), für die sie in der Weimarer Nationalversammlung saß. Ab 1921 konzentrierte sie sich ganz auf die Verbesserung des Fürsorgewesens in Baden, ab 1928 lehrte sie Wohlfahrtspflege an der Universität Heidelberg.
Als „jüdisch versippt“ musste sie 1933 alle ihre öffentlichen Ämter und Funktionen aufgeben. Später unterstützte sie die Maßnahmen, mit denen der ebenfalls aus der DDP stammende Heidelberger Pfarrer Hermann Maass verfolgten Juden Hilfe zukommen ließ, was bei Marie Baum schließlich zu einer – folgenlosen – Hausdurchsuchung durch die Gestapo führte.
Sie starb hochbetagt heute vor 60 Jahren in ihrer Heidelberger Wahlheimat.
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Dankschreiben von Marie Baum an Reinhold Maier vom 1. April 1959 (Quelle: ADL, Bestand Reinhold Maier, A34-68)