Frauenrechte in Südkorea
Hindernisse für arbeitende Frauen in Südkorea
Einführung
Eines der wichtigsten Themen in der modernen südkoreanischen Gesellschaft ist die „Nicht-Ehe“ (koreanisch: 비혼, Pihon). Das ist ein Neologismus, der den Familienstand einer Person als „willentlich unverheiratet“ beschreibt.
Die Südkoreaner wollen den Erwartungen der sozialen Standards der Gesellschaft gerecht werden. Die soziale Erwartung einer Person kann zum Beispiel darin bestehen, die Ausbildung vor Mitte zwanzig abzuschließen und eine Arbeit zu bekommen, vor Mitte dreißig zu heiraten und Eltern zu werden, bevor es zu spät ist. Dies ergibt sich in der Regel aus einer traditionell strukturierten Kultur, und die meisten ziehen andere Optionen nicht in Betracht. Besonders Frauen werden oft als minderwertig in der Gesellschaft angesehen, wenn sie nicht verheiratet sind oder Kinder haben. Frauen, die diesen Weg gewählt haben, werden als ungewöhnlich und eigentümlich empfunden.
Traditionell waren Frauen in der südkoreanischen Gesellschaft in der Vergangenheit von Männern abhängig und existierten nur in der ihnen zugedachten Rollen in ihren Familien, wie z. B. die Erfüllung ihrer Rollen als pflichtbewusste Töchter und Ehefrauen. In den 1980er und -90 er Jahren erreichte Südkorea ein rasantes Wirtschaftswachstum. Frauen erhielten die gleiche Ausbildung wie Männer, und junge Frauen etablierten ihre Identität allmählich durch Arbeit in der Gesellschaft. Frauen, die Selbstverwirklichung durch Karriere erlebten, begannen, die Stereotypen, die ihnen in der Vergangenheit vermittelt worden waren, abzulehnen. Die Töchter wuchsen auf und sahen ihre Mütter in einer Art Gefangenschaft leben. Durch ihr Streben nach höherer Bildung erlangten sie die Entschlossenheit, nicht das gleiche Leben wie ihre Mütter führen zu wollen.
In letzter Zeit hat sich in der jüngeren Generation die Meinung herauskristallisiert, dass es wichtig ist, einen Arbeitsplatz zu haben, und dass die Heirat freiwillig ist. Die Ehe wurde nun zu einer von vielen Optionen, denn sie erhielten die Freiheit, als Individuen zu leben. Es erfordert ungeheuren Mut, eine solche Option in der patriarchalischen südkoreanischen Gesellschaft durchzusetzen.
Das vorliegende Papier untersucht die Entwicklung der Rolle der Frau in der Gesellschaft und vor allem in der Arbeitswelt von der vorindustriellen Zeit bis heute, um zu erklären, warum sich immer mehr Frauen dafür entscheiden, unverheiratet zu bleiben. Das Auftreten des Pihon-Phänomens kann auf die ungleiche Arbeitsstruktur für Frauen zurückgeführt werden, die in der konfuzianistischen Ideologie verwurzelt ist. Diese ungleiche Arbeitsstruktur schafft ein Problem, bei dem Stereotypen und die soziale Atmosphäre eng miteinander verflochten sind.
Dieses Forschungspapier befasst sich mit der Benachteiligung südkoreanischer Frauen auf dem Arbeitsmarkt, in der modernen Geschichte, den aktuellen Problemen und der Haltung der gegenwärtigen Regierung. Die Entscheidung, unverheiratet zu bleiben, ist das Ergebnis von Diskriminierung am Arbeitsplatz und einer Benachteiligung gegenüber Männern, die ihren Ursprung in traditionellen Ansichten hat, die Stereotypen schaffen: in der Wahrnehmung der Geschlechterrolle in der Gesellschaft und im Mangel an Parlamentarierinnen und unterstützenden politischen Maßnahmen.
Wie der Konfuzianismus die südkoreanische Gesellschaft beeinflusste
Konfuzianische Ideen waren von der Joseon-Dynastie (1392-1897) bis in die Gegenwart einflussreich. Ihre ethischen Normen sind auch in der heutigen Gesellschaft noch immer vorherrschend. Im Konfuzianismus spielt die Frau gegenüber den Männern eine untergeordnete Rolle und repräsentiert patriarchalische, autoritäre Werte. Frauen müssen ihren Ehemännern folgen, die Tugenden der kindlichen Ehrerbietung gegenüber ihren Eltern praktizieren, gehorchen und sie haben keine Freiheit, als Individuen zu existieren (Sung 2003, 346). Diese traditionellen Rollen und Erwartungen der südkoreanischen Frauen sind bis heute geblieben. Sie beeinflussen das Bewusstsein und das Leben auch der modernen Frauen. Die untergeordnete Position wurde von der Frau selbst verinnerlicht, und sie erkannte sich lediglich als Teil der Familie. Die Bildung eines autonomen Selbst war unmöglich. Der soziale Status und die Ehre der Frau wurden von ihrer Familie bestimmt, was es den Frauen unmöglich machte, ein individuelles Ego zu haben.
Infolgedessen ist das Bestreben zur Aufrechterhaltung der väterlichen Abstammungslinie seit langem tief in der südkoreanischen Geschichte verwurzelt. Und auch heute noch halten es viele Südkoreaner für wichtig, die Nachfolge des Familiennamens anzutreten und das Erbe durch Söhne fortzuführen. Aus diesem Grund führte die starke Bevorzugung von Jungen durch illegale Untersuchungen von Föten zu Abtreibungen von Mädchen. Das Geschlechterverhältnis der Geburten lag im Jahr 1993, als die Geschlechterdisparität am stärksten ausgeprägt war, bei 115,5 Jungen zu 100 Mädchen (Kwak et al 2017, 131).
Der Wandel des Selbstverständnisses der Frauen weg vom Konfuzianismus kam nicht von heute auf morgen, sondern ist das Ergebnis eines allmählichen Wandels während der letzten Jahrzehnte. Im Zuge der Öffnung des Landes nach außen im späten 19. Jahrhundert führten westliche christliche Missionare erstmals moderne Schulen ein. Nach deren Gründung war die Ausbildung von Frauen ein spezifisches Ziel, das sich einige dieser Schulen setzten und erreichten.¹ Durch ihre Ausbildung nahmen Frauen an künstlerischen und religiösen Aktivitäten teil und das führte schließlich zur Aufklärung anderer Frauen. Zusammen mit den Männern beteiligten sich die Frauen auch an der Unabhängigkeitsbewegung gegen den japanischen Imperialismus. Mit der Gründung der Republik Korea im Jahr 1948 erwarben Frauen das verfassungsmäßige Recht auf Chancengleichheit in der Gesellschaft. Danach, während der Zeit der Industrialisierung, trugen die weiblichen Arbeitskräfte zum raschen wirtschaftlichen Wachstum Südkoreas bei.
Mit dem Fortschreiten der wirtschaftlichen Entwicklung und der Verbesserung der Lebensumstände der Koreaner stieg auch der Bildungsstand der Frauen. Seit der Re-Industrialisierung nach dem Koreakrieg (1950-1953) ist auch die wirtschaftliche Beteiligung von Frauen stetig gestiegen. Angesichts der steigenden Zahl berufstätiger Frauen verabschiedete die Regierung 1987 das „Gesetz über die Gleichberechtigung in der Beschäftigung“, um diskriminierende Praktiken gegen Arbeitnehmerinnen in Bezug auf Beschäftigung und Beförderung zu verhindern.
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