Friedensnobelpreis
„Das ist der Nobelpreis für Journalismus“
„Das ist für uns alle – ich stehe unter Schock…“ Mit diesen Worten kommentierte Maria Ressa unter Tränen ihre Ernennung als Friedensnobelpreisträgerin 2021. Die 58-jährige Journalistin ring sichtlich mit der Fassung, nachdem sie ihre Teilnahme an einer online Veranstaltung, in der sie an einer Paneldiskussion teilnahm, wegen der eingehenden Anrufe mehrmals unterbrechen musste.
Passenderweise drehte sich die Veranstaltung um die Dokumentation „A Thousand Cuts“, die Ressas mutigen Kampf gegen das brutale Vorgehen der philippinischen Regierung gegen die Medien aufzeigt. „Es ist eine Anerkennung die zeigt wie hart es ist ein Journalist zu sein, wie hart es ist das zu tun was wir tun…“ so Ressa nur wenige Sekunden nachdem sie von ihrer Nominierung erfahren hatte. „Es ist auch eine Anerkennung wie wir den Kampf für die Wahrheit gewinnen werden, den Kampf für Fakten. Wir halten die Stellung!“ Mit diesen abschließenden Worten wandte sich Ressa wieder der Diskussion und den anderen Panelteilnehmern zu und beantwortete die Fragen des Publikums zu Meinungsfreiheit und Medienlandschaft, die auch in Südostasien immer mehr unter Druck gerät. Ein bewundernswertes Beispiel nur für die Professionalität, mit der Maria Ressa arbeitet. Vielmehr spricht die umgehende Weiterführung ihrer Veranstaltungsteilnahme für ihre Überzeugung und ihr Engagement, keine Möglichkeit auszulassen, um sich für Meinungs- und Informationsfreiheit einzusetzen.
Als ehemalige Journalistin des CNN gründete Maria Ressa im Jahr 2012 Rappler, ein online Nachrichtenportal für investigativen Journalismus in den Philippinen. Rappler ist eines der wenigen Medien die öffentlich die Politik des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte kritisieren. Unter anderem ging Rappler dem Einsatz von künstlich kreierten Social Media Profilen und der Verbreitung von Desinformationen durch die Regierung nach, deckte Korruptionsfälle auf und dokumentierte das brutale Vorgehen von Duterte gegen vermeintliche Drogenhändler. Zu letzterem hat vor wenigen Wochen auch der Internationale Strafgerichtshof in DenHaag offizielle Ermittlungen aufgrund von Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingeleitet: unabhängige Menschenrechtsorganisationen schätzen Zahl der getöteten Menschenleben auf bis zu 30.000.
Die Philippinen liegen im internationalen Vergleich von 180 Ländern auf Platz 136 des weltweiten Pressefreiheit-Index. So wurden sowohl Ressa als auch Rappler mehrmals mit fadenscheinigen Vorwürfen angeklagt: beispielsweise wurde Maria Ressa der Prozess wegen Verleumdung gemacht. Der Vorwurf basiert auf der Korrektur eines Grammatikfehlers in einem Artikel, der vor acht Jahren verfasst und veröffentlicht wurde. Die Ankläger argumentierten dass die Korrektur eines Schreibfehlers die erneute Publizierung der Artikels darstelle, womit dieser gegen ein Versetz verstoße welches lediglich vier Monate nach Erstveröffentlichung des Artikels in Kraft trat.
Die Ernennung als Friedensnobelpreisträgerin würdigt Maria Ressas unermüdlichen und mutigen Kampf für Meinungs- und Pressefreiheit, zwei grundlegende Voraussetzungen für Demokratie und Frieden. Ressa, die die Auszeichnung zusammen mit Dmitry Muratov aus Russland erhält, steht somit stellvertretend für alle Journalisten die sich weltweit mit immer widrigeren Umständen konfrontiert sehen. „Das ist der Nobelpreis für Journalisten, er wird uns helfen, denn wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ so Maria Ressa.
Der Friedensnobelpreis für Maria Ressa reiht sich in eine Reihe von Geschehnissen ein, die Hoffnung geben dass sich der populär geführte Staat auf eine bessere Zukunft zubewegt: auch durch die nun beginnenden offiziellen Ermittlungen durch den International Gerichtshof in Den Haag erhielten die Missstände auf dem südostasiatischen Inselstaat globale Aufmerksamkeit. Im Inland stehen die Zeichen ebenfalls auf Umbruch: die Registrierung der Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr lief gerade aus. Unter anderem hat sich die getrennt vom Präsidenten gewählte, liberale Vizepräsidentin Leni Robredo zur Wahl stellen lassen, die für ihre pragmatische Politik und den effektiven Umgang mit der Covid-Pandemie bekannt ist. „Wir haben riesige Probleme, um die wir uns kümmern müssen.“ Kommentierte Maria Ressa ihre Ernennung als Friedensnobelpreisträgerin – die Hoffnung besteht dass sich die erwähnten Probleme in den kommenden Monaten zum Besseren wenden könnten.
Nobelpreis an Maria Ressa und Dmitry Muratov: Wichtige Botschaft für die Pressefreiheit
Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit gratuliert Maria Ressa und Dmitry Muratovzum Friedensnobelpreis. Ressa, die Chefin des philippinischen Online-Mediums "Rappler" kooperiert seit längerem mit der Stiftung, um die Medienkompetenz und Medienfreiheit auf den Philippinen zu verbessern. Für ihr unermüdliches Engagement wurde sie nun mit der wohl höchsten politischen Auszeichnung geehrt.