Verteidigung
Wie wehrhaft ist Deutschland?
Die Bedrohungslage für Deutschland ist ernst. Der Bundesnachrichtendienst warn: Russland könnte in den kommenden Jahren NATO-Staaten angreifen. Sabotage und Desinformationskampagnen treffen schon heute kritische Infrastrukturen. Andere NATO-Staaten wie die baltischen Länder und Schweden – das erst vor zwei Wochen seine Broschüre „Wenn Krise oder Krieg kommt“ neu aufgelegt hat – bereiten sich mit sog. Total-Defence-Konzepten auf solche Szenarien vor. Deutschland steht noch am Anfang. Der neue „Operationsplan Deutschland“ soll die zivil-militärische Zusammenarbeit im Verteidigungsfall konkretisieren. Das Deutsche Rote Kreuz und der Sanitätsdienst der Bundeswehr üben gemeinsam. Doch ein umfassendes Konzept fehlt weiterhin.
Die Umfrage der Naumann-Stiftung zeigt: Die Deutschen sind zunehmend über Sicherheitsbedrohungen besorgt. Das Bewusstsein für potentielle militärische Gefahren wächst, der Schutz vor hybriden Angriffen wird sogar als noch dringlicher empfunden.
Die Kernergebnisse der Umfrage:
- Es gibt in Deutschland eine starke öffentliche Unterstützung für verstärkte Investitionen in militärische (85%) und zivile Verteidigung (89%).
- Bürgerinnen und Bürger wollen sich aktiver für den Schutz ihres Landes engagieren. Viele sind bereit, sich z.B. an Schulungen und Übungen zu beteiligen, einschließlich solcher der Bundeswehr. Eine große Mehrheit der deutschen Bürger (71 %) zeigt sich bereit, an Zivilschutzmaßnahmen wie Evakuierungsübungen, Erste-Hilfe-Schulungen und Selbstverteidigungskursen teilzunehmen. Diese Bereitschaft ist besonders bei Jüngeren hoch (80 %).
- Informationslücke: 40 % der Bevölkerung wissen nicht, wo sie relevante Informationen zum Thema Zivile Verteidigung finden können. Diese Lücke ist schließbar: z.B. durch leicht zugängliche Informationskanäle oder eine klare öffentliche Anlaufstelle.
- Knapp mehr als die Hälfte der Befragten (54 %) würde regelmäßig an Zivilschutzübungen teilnehmen, besonders Männer (60 %), Menschen unter 30 (65 %) und Befragte mit höherem Bildungsabschluss. Auch Frauen (49%) sind bereit, sich zu engagieren.
- Die Daten zeigen außerdem: Alter und Bedrohungswahrnehmung korrelieren. Ältere nehmen generell ein höheres Bedrohungsniveau durch verschiedene Quellen wahr. 34 % der Jüngeren fühlen sich von Cyberangriffen bedroht, bei über 60-Jährigen ist die Zahl doppelt so hoch (61 %). Ähnliche Trends bei anderen Bedrohungskategorien.
- Ost und West: Nur 15 % der Ostdeutschen halten Deutschland für stark durch einen direkten militärischen Angriff bedroht, verglichen mit 26 % der Westdeutschen.
Diese Kernaussagen verdeutlichen: Die öffentliche Wahrnehmung wandelt sich hin zu einem proaktiveren Zugang zu Sicherheitsfragen in Deutschland. Den Deutschen sind die vielfältigen Bedrohungen stärker bewusst. Sie erwarten Vorbereitung und eine Offenheit für die Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Akteuren zur Verteidigung.
Theresa Caroline Winter, Expertin für Verteidigungspolitik bei der Friedrich-Naumann-Stiftung, erklärt:
„Die Umfrage zeigt, dass die deutsche Bevölkerung ein klares Bewusstsein für die aktuelle Bedrohungslage hat und sowohl den Staat als auch sich selbst in der Verantwortung sieht. Besonders beeindruckend ist, dass über 70 % bereit sind, sich aktiv an Zivilschutzmaßnahmen zu beteiligen – ein starkes Zeichen für das Verantwortungsbewusstsein unserer Gesellschaft. Die Ergebnisse zeigen auch: Die Bürgerinnen und Bürger erwarten eine ehrliche Debatte über Deutschlands Sicherheit und wollen in eine gemeinsame Strategie aktiv eingebunden werden.“
Mehr dazu hier und in unseren 25 To Dos für das Jahr 2025.