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50 Jahre BF
Zoe van Doren über ihre Zeit als Stipendiatin

Zoe van Doren

Zoe van Doren

Als Stipendiatin ist sie in die Begabtenförderung der Naumann-Stiftung gekommen, heute ist sie ihr Arbeitsplatz. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Begabtenförderung blickt Zoe van Doren auf Ihre eigene Zeit als Stipendiatin zurück und berichtet von Ihrer Arbeit als ehemalige Referentin für Süd- und Ostasien.

Warum haben Sie sich bei der FNF als Stipendiaten beworben?

Ich habe ein Praktikum im Büro der Stiftung für Indonesien und Malaysia gemacht. Innerhalb des Büros wurde ich ermuntert, mich zu bewerben. Im ersten Moment war ich mir unsicher, ob ich wirklich die Kriterien erfülle. In meinem Kopf war ein Stipendium nur für die Einser- oder Medizinstudenten. Letztendlich hat es aber geklappt.

Und wie sind Sie dann ursprünglich überhaupt darauf gekommen, bei der Stiftung ein Praktikum zu machen?

Ich kannte jemanden, der bei der Stiftung gearbeitet hat und war gerade dabei meinen Studiengang zu Politik und Recht wechseln. Damals bin ich durch Asien gereist und wollte gerne ein Praktikum machen, um zu schauen, ob ich mir die Arbeit in dem Bereich Arbeit vorstellen kann.

Haben Sie einen Tipp noch für neue Stipendiatinnen und Bewerberinnen?

Ich war sehr eingeschüchtert, als ich mich beworben habe. In meinem Interview gab es damals eine richtige Diskussion über meine liberalen Auslegungen. Ich bin aus dem Gespräch gegangen und war mir unsicher, ob das richtig war oder nicht. Im Endeffekt ist es aber wichtig zu sich und seiner liberalen Auffassung zu stehen, was mir später auch bei der Stiftung sehr geholfen hat.

Also sind Sie schon als Liberale zur Stiftung gekommen. Hat sich Ihr Bild dann auch in der Stiftung noch verändert?

Durch das Politikstudium, wo man sich sowieso intensiver mit verschiedenen politischen Ebenen auseinandersetzt, und das Auslandspraktikum bei der Stiftung bin ich zur Liberalen geworden. Als Stipendiatin wusste ich, dass ich mich bei der Stiftung wohlfühlen würde.

Wo sehen Sie die Rolle oder auch die Bedeutung der Liberalen?

Ich glaube, dass es gesellschaftlich sehr wichtig ist. Nicht nur in Form einer Partei, sondern einfach die Einstellung der Menschen. Das Austarieren zwischen verschiedenen Werten und den Versuch, ein Gleichgewicht zu finden. Wir glauben daran, dass Menschen einfach sie selbst sein dürfen und so leben und Entscheidungen treffen können, wie sie gerne möchten.

Was war Ihr Highlight beim Miteinander mit anderen Stipendiaten?

Besonders in Erinnerung geblieben, ist bei mir die Sommerakademie 2019. Thema waren Sicherheit und Freiheit. Es war inspirierend zu sehen, wie viel Energie und Herzblut die Stipendiaten in die Organisation hineinstecken und wie engagiert die Menschen sind.

Was wurde Ihnen als Stipendiatin durch die Förderung ermöglicht?

Natürlich einmal der ideelle Bereich, wo Gummersbach eine große Rolle spielt. Es war einfach super, viel Input und diversere Meinungen zu hören und mit Menschen außerhalb der eigenen Blase aus anderen Studienbereichen zusammenzukommen. Auch meinen Master im Ausland hätte ich ohne die finanzielle Unterstützung der Stiftung nicht machen können.

Sie haben es gerade schon angesprochen, dass sich die Förderung auf Ihr Studium ausgewirkt hat. Welchen Einfluss hat die BF denn auf ihre berufliche und persönliche Entwicklung gehabt?

Nach meinem Studium bin ich bei der Stiftung geblieben, habe angefangen als Referentin für Süd- und Ostasien zu arbeiten und bin nach Berlin gezogen.

Was zählte zu Ihren Aufgaben als Referentin für Süd- und Ostasien?

Eine Mischung aus Bürokratie und tollen Projekten. Wir haben die Arbeit in der Region betreut, also alles, was an Kommunikation aus der Region nach Deutschland kam und zurück. Expertinnen und Experten unterstützt und Veranstaltungen mitorganisiert. Insgesamt kam ein diverses Portfolio zusammen, zum Beispiel haben wir eine Karrikaturenausstellung gemacht, die wir aus Südost- und Ostasiens von Menschenrechtsorganisationen vor Ort bekommen haben. Mit einer Kollegin habe ich eine große Indopazifik-Sicherheitskonferenz mitorganisiert.

Als Laie ist hört sich das vielleicht aufregend an, was man in diesem Job alles macht, das ist vielleicht nicht immer alles so. Ich gehe nicht nur von einem zum nächsten Projekt, sondern muss auch mal 50 Formulare ausfüllen. Und das ist natürlich nervig und aber auch wichtig, weil es öffentliche Gelder sind.

Haben Sie eine Herzensprojekt?

Ja, definitiv. Mit meiner ehemaligen Kollegin habe ich während Corona einen Film produziert: „Women leading Protests“. Wir haben vier verschiedene Frauen interviewt, die in Demonstrationen oder in Menschenrechtsbewegungen ihrer Länder sehr aktiv waren. Wir hatten eine Frau aus Hongkong dabei, eine aus Belarus, die im Exil lebte, eine Frau aus dem Libanon und eine aus Venezuela.

Ich stelle mir das schwierig vor, Menschen zu finden, die sich trotz drohender Repressionen öffentlich äußern und sogar filmen lassen. Wie kommt man an die Protagonisten?

Über unsere Projekte, mit den Protagonistinnen aus Venezuela, Libanon und Belarus, haben wir sowieso zusammengearbeitet. Einige leben auch schon im Exil. Ich glaube, sonst hätten sie es auch vor Ort nicht machen können. In Hongkong war das schwieriger, weil wir erstens kein Büro mehr vor Ort hatten und wir auch niemanden beauftragen wollten zu filmen, da wir dann nicht die Sicherheit gewährleisten konnten. Über Partner sind wir dann an Protagonistin gekommen.

Wir haben viel mit ihr darüber gesprochen, wie wir ihre Sicherheit gewährleisten können. Letztlich haben wir uns dafür entschieden, dass sie mit Maske von einem Freund gefilmt wird. Das erste Filmmaterial hat sie sogar aus Angst vor der Polizei gelöscht und dann nochmal aufgenommen.

Wir haben nie ihren ganzen Namen erfahren und hatten nur verschlüsselt Kontakt, weil wir wussten, dass die Person noch in Hongkong ist. Die anderen Personen waren auch auf Social-Media sehr präsent, weswegen wir da weniger vorsichtig sein mussten.

Wie ließ sich so ein Projekt während der Pandemie verwirklichen?

Es wurde alles remote gemacht, was auch das Spannende daran war. Die Leute, die das hier in Berlin geschnitten haben, konnten auch nie reisen und haben das Material zugesendet bekommen. Im Libanon, das Material hängen im Zoll fest und kam ewig nicht an. Ich finde da ist hinterher was echt Schönes ausgekommen und ich hoffe auch, dass wir den Geschichten der Frauen gerecht werden konnten.

Dieses Jahr feiert die Stiftung 50 Jahre Begabtenförderung. Was wünschen Sie sich für die nächsten 50 Jahre?

Ich hoffe, dass sich die stipendiatische Selbstorganisation, eigene Themen vorzugeben und selbst Veranstaltungen zu organisieren, beibehalten und intensiviert wird. Damit nicht nur in Gummersbach, sondern auch in anderen Orten Deutschlands Projekte stattfinden. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass noch mehr Hürden abgebaut werden, damit sich mehr Menschen bewerben, die nicht in das klassische Bild reinfallen, aber super talentiert und engagiert sind.
 

Jolina Schlaß studiert BA Journalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) und ist seit 2020 FNF-Stipendiatin. Sie ist Teilnehmerin der Profi Class der Liberale Medienakademie (LMA).