PHILIPPINES
Lücke schließen: Gleichstellung bei Eigentumsrechten in den Philippinen
Rhea Lyn Dealca
Der Global Gender Gap Report 2024 des Weltwirtschaftsforums bietet eine Mischung aus Optimismus und Realität. Weltweit wurden 68,4% der Geschlechterlücke geschlossen. Die Philippinen liegen mit einer Geschlechterparität von 77,9% auf Platz 25 von 146 Ländern und nehmen damit die Spitzenposition in Südostasien ein. Sie übertreffen Singapur (Platz 48), Thailand (Platz 65) und auch Vietnam (Platz 72).
Der Erfolg der Philippinen ist zu einem großen Teil auf den Rechtsrahmen zurückzuführen, der die Gleichstellung der Geschlechter bei den Eigentumsrechten fördert – ein wesentlicher, aber oft übersehener Faktor für wirtschaftliche Teilhabe. Der Bericht unterstreicht jedoch auch die nach wie vor bestehenden Lücken, die die Komplexität des Erreichens einer echten Gleichstellung verdeutlichen.
Die Philippinen zeichnen sich in der Region durch ihren starken gesetzlichen Schutz der Eigentumsrechte von Frauen aus. Die philippinische Verfassung garantiert die Gleichstellung der Geschlechter beim Besitz, bei der Verwaltung und beim Verkauf von Eigentum, was durch bahnbrechende Gesetze wie die Magna Charta der Frauen, die die Gleichstellung bei Landbesitz und bei Agrarreformprogrammen fördert, noch verstärkt wird. Dieser solide Rechtsrahmen hat es vielen philippinischen Frauen ermöglicht, Eigentum zu erwerben, Zugang zu Krediten zu erhalten und finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen.
In der Vergangenheit wurden bereits systemische Hindernisse beseitigt. So hat das Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen (DENR) mit seiner Verwaltungsverordnung (AO) Nr. 2002-13 diskriminierende Bestimmungen bei der Vergabe öffentlicher Grundstücke abgeschafft. Im Rahmen der Agrarreformpolitik, wie z.B. mittels Verordnung AO Nr. 2011-01 des Ministeriums für Agrarreform (DAR), wird die Gleichberechtigung von Frauen bei Grundbucheinträgen und beim Zugang zu Dienstleistungen gewährleistet. Indigene Frauen profitieren vom Indigenous People's Rights Act aus dem Jahr 1997, der ihr Recht auf Immobilien und ihre Beteiligung an der Entscheidungsfindung sicherstellt.
Dennoch gibt es weiterhin Lücken. Kritiker argumentieren, dass das Fehlen einer geschlechtersensiblen Sprache und geschlechtersensibler Verfahren im öffentlich-rechtlich geregelten Teil des Immobilienrechts den gleichberechtigten Zugang einschränken. Darüber hinaus gehen die Verwaltungsrichtlinien oft nicht auf die besonderen Herausforderungen ein, mit denen Frauen vor allem in ländlichen und indigenen Gemeinschaften konfrontiert sind.
Die DENR-Daten von 2009 bis 2023 zeigen stetige Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter im Bereich der Eigentumsrechte. Aus den Berichten geht hervor, dass der Anteil der Frauen an freien Patenten (einer staatlichen Landzuteilung an gebürtige philippinische Staatsbürger, die u.a. nicht mehr als 12 Hektar Land besitzen) zugenommen hat und sich die Männer-Frauen-Ratio dabei auf durchschnittlich 56% zu 44% verringert hat. Dies deutet auf ein zunehmendes Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern bei der Erteilung von freien Patenten hin.
Die philippinische Statistikbehörde berichtet, dass Frauen zwischen 2000 und 2015 im Durchschnitt nur 33 % der Empfänger von sogenannten Emanzipationspatenten (die das absolute Eigentum an dem auf den Landwirt oder die Landwirtin übertragenen Land belegen) und Zertifikaten für Landbesitzvereinbarungen ausmachten. Diese beträchtliche Diskrepanz verdeutlicht die tiefgreifenden systemischen Hindernisse, die von kulturellen Normen bis hin zu institutionellen Vorurteilen reichen und die uneingeschränkte Teilhabe von Frauen an Landbesitz nach wie vor behindern.
Grundbesitz ist nicht nur eine Frage des Rechtsanspruchs, sondern auch ein Instrument zur Stärkung der Rolle der Frau. Grundbucheinträge geben Frauen die Sicherheiten, um Kredite aufzunehmen, Unternehmen zu gründen und in die Zukunft ihrer Familien zu investieren. Die Fähigkeit, Ressourcen unabhängig zu verwalten, fördert die finanzielle Stabilität und stärkt ihre Rolle bei der Entscheidungsfindung, sowohl im Haushalt als auch in der Gemeinschaft. Dieser Dominoeffekt fördert das Wirtschaftswachstum und die soziale Entwicklung im Allgemeinen.
Die Fortschritte, die im Rahmen der Gesetze RA 10023 und RA 11573 erzielt wurden, welche die Verfahren für die Titulierung von Wohn- und Agrarland vereinfacht haben, zeigen, wie politische Reformen einen bedeutenden Wandel bewirken können. Diese Errungenschaften müssen jedoch geschützt und ausgebaut werden. Die Überwindung von geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der Agrarreform beispielsweise wird gezielte Maßnahmen erforderlich machen, um die historische Benachteiligung von Landwirtinnen zu beseitigen.
Die Führungsrolle der Philippinen bei der Beseitigung der geschlechtsspezifischen Unterschiede in Südostasien ist lobenswert, aber es gibt weiterhin noch viel zu tun. Gesetzlicher Schutz und politische Maßnahmen sind nur so wirksam wie ihre Umsetzung. Um eine echte Geschlechterparität zu erreichen, müssen nicht nur die Fortschritte aufrechterhalten, sondern auch die zugrundeliegenden Hindernisse angegangen werden, die den Zugang von Frauen zu Land und Eigentum einschränken. Dies bedeutet, dass geschlechtsspezifische Bestimmungen im öffentlich-rechtlich geregelten Teil des Immobilienrechts verbessert werden müssen, dass in Sensibilisierungskampagnen investiert werden muss, um die Beteiligung von Frauen an Grundbucheintragungsprogrammen zu fördern, und dass insgesamt Männer und Frauen gleichermaßen Nutzen aus der Agrarreform ziehen können müssen.
Rhea Lyn Dealca ist Abteilungsleiterin Projekte und Verwaltung bei der Foundation for Economic Freedom in Quezon City/Philippinen. Übersetzung: Almut Besold.