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Konferenz über aufkommende Trends in den Medien in Südasien und Europa
Künstliche Intelligenz und die veränderte Medienlandschaft in Südasien und Europa

Media Conference

South Asia Media Conference

© FNFSouthAsia

Demokratien weltweit sehen sich konfrontiert mit der Frage, wie Social Media reguliert werden kann, ohne gleichzeitig die Rede- und Meinungsfreiheit zu beeinträchtigen. Am 17. September fand eine von der Friedrich Naumann Stiftung (FNF) in Kooperation mit der Bhutan Media Foundation (BMF) organisierte Konferenz zu aktuellen Trends in der Medienlandschaft in Südasien und Europa statt. In zwei international besetzten Panels wurde gemeinsam mit über 100 Gästen intensiv über Redefreiheit und die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf Wahlen und den demokratischen Prozess diskutiert.

Reinhard Wolf, Präsident der Deutsche Bhutan Himalaya Gesellschaft, eröffnete mit den Worten, „dass Freiheit immer mit Verantwortung einhergeht.“ Frank Müller-Rosentritt, Mitglied des Deutschen Bundestags, hob die Chancen neuer Technologien hervor, sieht aber auch kritische Aspekte: „Social  Media Plattformen können zwar das Engagement fördern und die öffentliche Meinung mobilisieren, sie können sich aber auch zu einem gefährlichen Instrument der Manipulation entwickeln.“ Namgyal Dorji, Bhutans Wirtschaftsminister , mahnte, dass die Mainstream-Medien eine bedeutende Rolle in den demokratischen Institutionen spielen, insbesondere im Hinblick auf die derzeitigen Trends an Fake News, KI und Social Media.

Im ersten Panel sprach Dr. Ranga Kalansooriya, Medien- und Politikexperte aus Sri Lanka, die Herausforderungen an, vor denen Journalisten stehen. Politische und wirtschaftliche Interessen beeinflussen die freie Presse. Für Dr. Kalansooriya stellt sich deshalb die Frage, ob traditionelle Medien verlorenes Vertrauen wieder herstellen können. Social Media Influencer und Content Creators gefährden die traditionelle Presse indem sie Inhalte ohne journalistische Fachkenntnisse, Faktenchecks und redaktionelle Kontrollen veröffentlichen. Die „Wachhund“-Rolle der Presse ist nicht mehr gegeben. KI verschärft diesen Trend. Politiker versuchen mit KI und unkontrollierten und unbestätigten Inhalten Wähler, Wahltrends und letztendlich Wahlergebnisse zu beeinflussen.

Ein wichtiger Aspekt der Diskussion waren die kulturellen Kontexte Bhutans. Kinley Tshering, Chefredakteur von Kuensel, Bhutans erster und einziger Tageszeitung, hob den erheblichen Einfluss des sozialen und kulturellen Kontextes auf die Pressefreiheit in Bhutan hervor. Tshering betonte, dass die Pressefreiheit in Bhutan nicht allein durch globale  Indizes gemessen werden kann. „Die Freiheit der Presse in Bhutan wird am besten von Bhutanern verstanden“. Bhutanische Medien haben grundsätzlich erfolgreich eine gute Balance zwischen Rechenschaftspflicht und kulturellen Sensibilitäten gefunden. Die Medien sind kritisch gegenüber der Regierung, wenn es notwendig ist und erhalten einen angemessenen Raum zur Ausübung der Pressefreiheit.

Fayyaz Ismail, Vorsitzender der Maledives Democratic Party, teilte seine Erkenntnisse über die wesentliche Beziehung zwischen Demokratie und Meinungsfreiheit und betonte, dass das eine ohne das andere nicht funktionieren kann. Freie Medien waren elementar im Übergang zur Demokratie vor 15 Jahren. Gleichzeitig warnte es, dass Medien im Land nun Gefahr laufen, zu einem Arm der Regierung zu werden.

Sujeet Kumar, Mitglied des indischen Parlaments, verwies auf den Rückgang der Zeitungsleserschaft. Social-Media-Influencer mit ihren Millionen von Anhängern gewinnen an Einfluss – ein Trend, der nicht ignoriert werden kann.

Im Jahr 2024 fanden in Bangladesch, Indien und Pakistan Parlamentswahlen statt, in Sri Lanka sind diese für November ansetzte. Zahlreiche politische Parteie nutzen heute KI in Wahlkampagnen. In Pakistan hatte die Pakistan Tehreek-e-Insaf des früheren Premiers und zerziet inhaftierten Imran Khan im Vorfeld der Wahlen eindrücklich gezeigt, wie man mit Hilfe eines KI-Alter-Ego in den Sozialen Medien Wähler mobilisieren kann – ein Beispiel für die Chancen der KI.

D. Dhanuraj, der Gründer und Vorsitzende des Centre for Public Policy Research in Indien, präsentierte Forschungsergebnisse und Fallstudien zu KI und indischen Wahlen. Politiker investieren in KI-Tools, um Wähler zu erreichen. In einigen Fällen wurden verstorbene Politiker "auferweckt". Politische Parteien in Indien setzen ihre eigenen KI-Moderatoren ein, um über Wahlkampfereignisse zu berichten. 

Gegenstand des zweiten Panels waren Maßnahmen zur Bekämpfung von Fake News und Fehlinformationen. Dhanuraj betonte, dass Regierung und Wahlkommission in der kreativen Regulierung des KI-Einsatzes in Wahlen eine besondere Verantwortung haben. Politische Parteien und die Wahlkommission müssten einen Dialog darüber führen müssen, wie der Einsatz von KI effektiv gestaltet werden kann und wie insbesondere die Verbreitung von Fake News eingedämmt werden kann.

Die österreichische Journalistin Dr. Anna Sawerthal brachte die europäische Perspektive ein und sprach über Versuche der EU, die Nutzung von KI-Tools zu regulieren. Dies könnte ein Modell für andere Länder sein.

Einig waren sich alle Expertinnen und Experten, dass die beste Regulierung nicht das Verantwortungsbewusstsein individueller Akteure ersetzen kann. Mehr noch als in früheren Phasen technologischer Disruption gilt deshalb auch heute: Demokratie braucht Demokraten. Ohne eine gelebte demokratische Kultur werden die Feinde der Demokratie ein leichtes Spiel haben.