Bürgerschaftliches Engagement
#Zusammenland: Freiheit für’s Ehrenamt!
Vom 11. bis 20. September 2020 findet die 16. bundesweite „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ statt. Im Rahmen der Veranstaltung soll die Vielfalt des Ehrenamts sichtbar gemacht und gewürdigt werden. Welch immense Bedeutung das bürgerschaftliche Engagement in Deutschland besitzt, zeigen die Daten des Deutschen Freiwilligensurvey: über 40 Prozent der Bevölkerung und damit mehr als 30 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland während ihrer Freizeit ehrenamtlich.
Die Corona-Pandemie verändert in diesem Jahr auch den Ablauf der „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“. Anders als in den vergangenen Jahren findet das diesjährige Format als digitale Veranstaltungswoche statt. Corona hat in den letzten Monaten unser Leben auf den Kopf gestellt. Gleichzeitig wurde jedoch auch eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. In vielen Städten, Gemeinden und Nachbarschaften haben sich Menschen zusammengefunden um Einkäufe für gefährdete Personengruppen zu erledigen, Masken zu nähen oder sich einfach nach dem Wohlbefinden der Menschen in Quarantäne zu erkundigen. Dabei entstanden sogar ungeahnte politische Koalitionen. Im hessischen Werra-Meißner-Kreis haben sich die Jugendorganisationen von Liberalen, CDU, SPD, Grüne und Linke zusammengetan, um gefährdete Personengruppen bei der Bewältigung ihres Alltags zu unterstützen und deren Grundversorgung zu sichern.
Bürgerschaftliches Engagement ist ein zentraler Baustein für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft Dieser Grundsatz ist uns in Zeiten von Corona wieder deutlich vor Augen geführt worden. Doch bereits vor der Krise war Deutschland ein Land des Ehrenamts: politisches Engagement, Nachbarschaftshilfen, Engagement in Sportvereinen, oder die tatkräftige Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr. Die engagierten Menschen opfern einen Großteil ihrer Freizeit dafür, das Leben in unserer Gesellschaft besser zu machen.
Aber: Die Bürgerinnen und Bürger wollen ihre Freizeit für sinnvolle Tätigkeiten einsetzen, nicht für die Bewältigung von Verwaltungsaufgaben. Im Moment sind wir auf dem besten Weg, das Ehrenamt mit Bürokratie zu überladen. Wenn sich auch in Zukunft Menschen für ihre Mitmenschen und die Gesellschaft engagieren sollen, dann muss es eine Politik des Zulassens von ehrenamtlichem Engagement geben.
Deshalb:
- Abbau von Bürokratie
Eine Studie der Stiftung Aktive Bürgerschaft aus dem Jahr 2019 kommt zu dem Ergebnis, dass mehr als die Hälfte der Zeit, die die Menschen für freiwilliges Engagement investieren, für Verwaltungsaufgaben aufgewendet werden muss. Ein solcher Zeitaufwand für bürokratische Aufgaben ist auf lange Sicht nicht tragbar. Die engagierten Menschen in Deutschland investieren ihre freie Zeit um einen Beitrag für das Gemeinwohl zu leisten, und nicht um Verwaltungsaufgaben abzuarbeiten. Für gemeinnützige Vereine sollten deshalb nicht dieselben Dokumentationspflichten und Haftungsregeln wie für Unternehmen gelten müssen. Die Zahl bürokratischer Vorschriften für Ehrenamtliche muss in Zukunft wieder sinken.
- Vorteile der Digitalisierung nutzen
Die Digitalisierung bietet für das bürgerschaftliche Engagement enorme Vorteile: Interessierte können über Social Media-Kanäle geworben werden, Verwaltungsaufgaben lassen sich effizienter erledigen und auch die Vernetzung mit anderen Vereinen und Initiativen fällt deutlich leichter. All diese Vorteile kommen jedoch nur dann zum Tragen, wenn die Ehrenamtlichen die digitalen Angebote unabhängig von Bildungsstand, Alter und Wohnort nutzen können. Damit dies gewährleistet wird, braucht es zum einen ein Bildungssystem, das dafür Sorge trägt, dass alle Menschen die notwendigen digitalen Kompetenzen erlangen. Zum anderen müssen wir sicherstellen, dass es auch in ländlichen Regionen, wo das Ehrenamt eine besondere Bedeutung einnimmt, flächendeckenden Zugang zu High-Speed-Internet gibt.
- Kommunale Selbstverwaltung stärken
Die Studie „Stärkung kommunaler Identität“ des Ifo Dresden im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zeigt, dass die Identifikation mit der eigenen Kommune die Bereitschaft zu bürgerschaftlichem Engagement maßgeblich beeinflusst. Die Intuition ist klar: Je stärker die Verbundenheit mit dem eigenen Wohnort, desto höher die Bereitschaft, sich für das Gemeinwohl vor Ort zu engagieren. Neben einer Abkehr von großflächigen Gebietsreformen und einer intensiveren Bürgerbeteiligung fordern die Forscher des Ifo Dresden deswegen eine Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung, um die Identifikation der Menschen mit ihrer Kommune zu erhöhen und damit das Ehrenamt zu stärken.