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Nachruf
Barthold C. Witte mit 90 Jahren verstorben

Ein alter Freund ist von uns gegangen
Barthold C. Witte auf der Festveranstaltung "40 Jahre Theodor-Heuss-Akademie" am 2. Juni 2007

Barthold C. Witte auf der Festveranstaltung "40 Jahre Theodor-Heuss-Akademie" am 2. Juni 2007

© ADL, Audiovisuelles Sammlungsgut, F20-13

Viele im liberalen Umfeld werden die Nachricht von seinem Ableben mit großer Trauer zur Kenntnis genommen haben: Mit Barthold C. Witte ist nun der letzte Zeitzeuge verstorben, der die Anfänge unserer Stiftung noch selbst miterlebt hat.

Nicht nur das, er hat sie auch über lange Zeit mitgestaltet: Der Pfarrersohn aus dem Hunsrück und promovierte Historiker fand als Student zum Liberalismus und vertrat dann zeitlebens eine dezidiert liberale Bildungspolitik. Von diesem Ausgangspunkt war die Nähe zur 1958 – übrigens genau an seinem 30. Geburtstag – gegründeten Friedrich-Naumann-Stiftung quasi zwangsläufig vorgegeben. Auf vielen Positionen hat er über lange Jahre die Stiftungsarbeit beeinflusst, als Mitglied im Vorstand von 1961 bis 1964 und nochmals von 1991 bis 1995. 15 Jahre lang gehörte er dem Kuratorium und zehn dem Beirat an.

Die meisten Spuren in der Stiftung hat er wohl in seiner Zeit als Geschäftsführer zwischen 1965 und 1971 hinterlassen, nicht zu Unrecht gilt er als der eigentliche Vater der 1967 eröffneten Theodor-Heuss-Akademie. Auch während und nach seinen Jahren im Auswärtigen Amt, u. a. als erfolgreicher Chef der auswärtigen Kulturpolitik, blieb er, der aus einer umfangreichen eigenen, jeden Gesprächspartner beeindruckenden Bildung schöpfte, stets ein hochgeschätzter Berater und Anreger für die vielfältigen Stiftungsaufgaben. Bis 2002 wirkte er noch als Chefredakteur von „liberal“ und damit der Zeitschrift, die er Jahrzehnte zuvor mit aus der Taufe gehoben hatte. Auch im hohen Alter nahm er regen Anteil an den Entwicklungen in „seiner“ Stiftung und gab gern Auskunft über Dinge, die die aktuellen Mitarbeiter nur noch vom Hörensagen kannten.

An Allerheiligen hat Barthold C. Witte in Bonn für immer die Augen geschlossen. Um die liberale Kulturpolitik allgemein und um die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit speziell hat er sich wahrlich verdient gemacht; das Akademie-Gebäude hoch über Gummersbach ist und wird ein Denkmal für ihn und sein liberales Engagement bleiben.