Simbabwe
"Viele Simbabwer feiern privat und still den Tod eines Tyrannen"
Robert Mugabe, der ehemalige Präsident Simbabwes, ist im Alter von 95 Jahren verstorben. Ihm wird von vielen hoch angerechnet, dass er seinem Land die Unabhängigkeit und das Ende des weißen Minderheitsregimes brachte, welches das damalige Rhodesien regierte. Als er jedoch im November 2017 durch einen Militärputsch gestürzt wurde, tanzten die Menschen vor Freude auf der Straße. Fungisai Sithole erklärt im Interview mit Freiheit.org, was Mugabe hinterlässt und wie es nun für Simbabwe weitergehen könnte.
Wie reagieren Simbabwer jetzt bei der Nachricht, dass er tot ist?
Die Reaktionen sind gemischt und ambivalent. Er war 37 Jahre an der Macht. Es gibt nicht viele Menschen in diesem demographisch sehr jungen Land, die bis zu Mugabes Sturz jemals einen anderen Präsidenten erlebt hatten. Kulturell gilt es als grob unhöflich und gesellschaftlich inakzeptabel, schlecht über einen Toten zu reden, was die Reaktionen in der Öffentlichkeit sehr beeinflusst. Ich glaube, dass viele Simbabwer privat und still das Ableben eines Tyrannen feiern - der so viel Tod, Zerstörung und Schmerz über sie alle gebracht hat. Er ist übrigens in Singapur gestorben, wo es Elektrizität, sauberes Wasser und eine ausgezeichnete gesundheitliche Versorgung gibt: Nichts davon gibt es für seine Landsleute in Simbabwe.
Welche unmittelbaren politischen Konsequenzen wird sein Tod in Simbabwe und darüber hinaus haben?
Es wird keine großen politischen Konsequenzen nach seinem Tod geben. Die großen Umwälzungen fanden alle nach dem Coup 2017 statt. Unglücklicherweise beschränkten sich viele dieser Veränderungen sinnbildlich auf ein Umstellen der Liegestühle auf der Titanic, dem Schiff ZANU-PF, Mugabes Partei, sowie auf den Erhalt der Macht für die Militär-Junta, die im Hintergrund alles bestimmt. Die gestohlenen Wahlen 2018 und die damit einhergehende Gewalt gegen einfache Bürger und die Zivilgesellschaft waren wie aus dem Drehbuch Mugabes, ebenso die Menschenrechtsverletzungen und der wirtschaftliche Niedergang, die das Land erfahren hat. Das zeigt, dass Mugabe im gewissen Sinn ein Symptom war, aber nicht die Krankheit.
Welches Vermächtnis hinterlässt Robert Mugabe und wie sieht die Zukunft für Simbabwe aus?
Die überschwänglichen Nachrufe anderer afrikanischer Staatschefs klingen für Simbabwer sehr hohl - sowohl für die Simbabwer im Lande wie auch die drei Millionen Diaspora-Simbabwer (bei einer Gesamtbevölkerung von nur ca. 15 Millionen), die von Mugabes ruinösen und grausamen Regime gezwungen wurden, aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen aus dem Land zu fliehen. Auch wenn er versucht hat, die Zivilgesellschaft und die fleißigen Simbabwer zu zerstören, er hat es nicht geschafft. Und die Leute, die sich den Mantel um das Vermächtnis Mugabes umhängen wollen wie der jetzige Präsident und seine Regierung werden das auch nicht schaffen.
Fungisai Sitole ist Mitarbeiterin der Friedrich-Naumann-Stiftung im Büro in Harare, Simbabwe. Die Stiftung für die Freiheit ist dort seit 1980 vertreten und konzentriert sich in ihrer Arbeit auf Konzepte zum Wiederaufbau des Rechtsstaats, der liberalen Demokratie und der Marktwirtschaft.
Übersetzt von Barbara Groeblinghoff, Projektleiterin Südafrika und Simbabwe.