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Auslandsakademie
Willkommen im ehemaligen Paris des Nahen Ostens

Libanon Auslandsakademie
© FNF

Nach der individuellen Anreise bildete das gemeinsame Abendessen in einem klassisch-libanesischen nahe des Hotels am 22. Mai den Auftakt für die Auslandsakademie 2022. Vor einer Woche hieß es noch zittern angesichts der Parlamentswahl des Landes. Um so mehr freuten sich 20 Stipendiat:innen darüber, nach einer recht unkomplizierten Einreise in Beirut angekommen zu sein.

Etwa zehn Minuten vom Flughafen entfernt lag unser im Stadtviertel Sodeco gelegenes Hotel. Von dort aus ging es am nächsten Morgen zunächst auf einem gemeinsamen Spaziergang zum libanesischen Büro der Stiftung, wo uns Kristof Kleemann in das Programm der Akademiewoche einführte.

Am ersten Vormittag tauchten wir bei einer „alternativen Stadtführung“ tiefer in die Stadtgeschichte ein. Aya, unser Guide, führte uns entlang der als „Grüne Linie“ bekannten Damaskus-Straße – eine Hinterlassenschaft und ehemals Todesstreifen aus der Zeit des Bürgerkriegs. Damals, von 1975 bis 1990, führten unter anderem christliche und muslimische Milizen im Libanon gegeneinander einen Bürgerkrieg, dem rund 100.000 Menschen zum Opfer fielen, der etwa eine Million Libanesen und Libanesinnen zu Flüchtlingen machte und der Beirut in einen christlich dominierten Osten und einen hauptsächlich muslimischen Westen teilte. Offiziell galt der Krieg – und damit die Teilung der Stadt – mit dem Abkommen von Taif, das das Parlament am 5. November 1989 ratifizierte, als beendet. Inoffiziell sind bis zum heutigen Tage die Auswirkungen des Kriegs in den Straßen sichtbar. Zwischen Ruinen, deren Mauern von Einschusslöchern überzogen sind, stehen verlassene Hochhäuser, die während der goldenen Ära in den 1960er Jahren erbaut wurden – in einer Zeit, als das Land prosperierte. Damals trug Beirut den Beinamen „Paris des Nahen Ostens“. Heute schwindet die Hoffnung insbesondere der jungen Bevölkerung, die zunehmend das Land verlässt, da Perspektiven fehlen.

Unser Stadtspaziergang führt uns jedoch auch an zum Teil renovierten prachtvollen Villen und architektonischen Glanzstücken vorbei, die im Stil der französischen Kolonialarchitektur errichtet wurden und an die einstige Blüte des Landes erinnern. Street Art, die sogenannte „Calligraffitti“, erinnert auf kunstvolle Weise an die libanesische Vergangenheit. Im Yellow House, auch Beit Beirut – dem kulturellen Zentrum und historischen Wahrzeichen der Stadt –, lauschen wir Ayas Erzählungen aus der Perspektive einer jungen Libanesin.

Unsere Tour endet im Osten von Beirut, im künstlerischen Bohème-Viertel Gemmayzeh, das heute ein beliebtes Ausgeh-Viertel darstellt.