SPANIEN
Über das Transgender-Gesetz
Das umstrittene Transgender-Gesetz, gefördert vom Ministerium für Gleichberechtigung, ist eine Anerkennung der Freiheit und des Rechts jedes Einzelnen, seine Geschlechtsidentität nach seinen innersten Gefühlen auszudrücken. In diesem Sinne ist es ein liberales Gesetz, das die Grundrechte einer Gemeinschaft verteidigt, die bis vor relativ kurzer Zeit diskriminiert wurde. In der Tat war Transsexualität eine Krankheit, bis sie 2018 von der WHO von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen wurde.
Der Entwurf der Norm erlaubt den Menschen die freie Selbstbestimmung des Geschlechts, was bedeutet, dass jede Person ab dem 16. Lebensjahr ihren Namen und ihr Geschlecht im Personenstandsregister nur mit einer ausdrücklichen Erklärung ändern kann. Der daraus abgeleitete Konflikt liegt nicht in der Anerkennung der Rechte von Transgender-Personen als ihr gefühltes Geschlecht behandelt und anerkannt zu werden, sondern in dem "Mechanismus" im Änderungsprozess vom anerkannten Geschlecht zum gefühlten Geschlecht.
LGTBI-Organisationen argumentieren, dass jede Person, die sich nicht ihrem anerkannten Geschlecht zugehörig fühlt, die Änderung im Personenstandsregister ohne jegliche psychologische oder physiologische Behandlung beantragen kann. Einige feministische Stimmen sind der Meinung, dass diese "freie Geschlechtsumwandlung" eine Perversion des Konzepts des Geschlechts darstellt, da man zu jeder Zeit definieren kann wer man ist und damit das Konzept der Frau als solches verschwindet und der Kampf des Feminismus für die Anerkennung von Frauenrechten verblasst, da das weibliche Geschlecht infolgedessen nicht als „als etwas Stabiles weiter existiert.
Wie läuft der Prozess der Geschlechtsumwandlung ab? Die offizielle Änderung des Namens und des Geschlechts wird ein Jahr lang von einem spezialisierten Psychologen überprüft, vervollständigt durch zwei Jahre kontinuierliche Hormontherapie als Zeichen der "Beständigkeit". Am Ende wird ein Dokument ausgestellt, das besagt, dass die jeweilige Person keine psychische Störung hat, die gegen eine Umwandlung sprechen würde, und die Transition schließlich fördert.
Die Realität eines Transitionsprozesses der Geschlechtsidentität, basierend auf meiner tatsächlichen Erfahrung, ist folgende:
1. Wenn ein Kind geboren wird, hat es schon früh Anzeichen für eine Diskrepanz (Dysphorie) zwischen seinem anerkannten Geschlecht und seinem gefühlten Geschlecht. Um zu der Überzeugung zu kommen, dass das, was sie wirklich fühlen, eine Geschlechtsdysphorie ist, bedarf es jedoch eines komplexen inneren Prozesses, der eine intensive und lange Unterstützung durch das familiäre Umfeld und spezialisierte Psychologen erfordert.
2. Es gibt ein breites Spektrum psychischer Situationen, die dazu führen können, dass eine Person glaubt, sie wünsche sich eine Identitätsänderung, ohne dass dies real ist, wie etwa Akzeptanzprobleme in der Kindheit oder krankhafte sexuelle Abweichungen, die durch das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts entstehen. Es ist erwiesen, dass eine falsche Transition Frustration, Depression und in vielen Fällen Selbstmord hervorrufen kann.
3. Ein Leben als Frau zu beginnen, wenn man als Mann erzogen wurde - oder umgekehrt – kann man nicht mit der Frage gleichstellen, wie man heißt oder ob man eine Krawatte oder Absätze trägt. Man muss die komplette Erziehung, die man nach dem anerkannten Geschlecht erhalten hat, dekonstruieren und mit dem gefühlten Geschlecht einen Lernprozess beginnen. Diesen Weg „in Einsamkeit" zu gehen ist unmöglich. Psychologische Unterstützung ist hierbei unabdingbar.
4. Ich bestreite nicht die Tatsache, dass es Personen gibt, die sich für die Umwandlung des Geschlechts entscheiden und ihren Körper und ihre körperliche Erscheinung auf die „ursprüngliche" Weise behalten, aber dabei handelt es sich um einen minimalen Anteil. Die große Mehrheit wünscht sich, wie das „neue“ Geschlecht auszusehen und sich entsprechend zu fühlen.
Der Prozess ist starr und sollte zeitlich flexibler sein, denn nicht jeder hat das gleiche Vertrauen in den Übergangsprozess. Es bedarf mehr geschulten Spezialisten und die Unterstützung muss auch auf unser Umfeld ausgeweitet, denn Familien und Freunde müssen Verständnis für die Realität aufbringen. Außerdem müssen die Sozialversicherungsträger die Prozesse, die mit körperlichen Aspekten zusammenhängen, verstärkt und besser unterstützen.
Zu denken, dass eine Person keine Aufmerksamkeit, Unterstützung und notwendigen physiologischen Behandlungen, um Harmonie zwischen ihrem Körper und Geschlecht zu fühlen, benötigt, hat nichts mit der Realität zu tun. Ebenso wie die Annahme, dass Männer diesen Mechanismus der Geschlechtsumwandlung ohne Aufsicht nutzen, um sich gesellschaftliche Vorteile zu verschaffen.
Die Realität wird zunächst weitestgehend unverändert bleiben. Menschen mit einem Geschlechtsidentitätsproblem werden es weiterhin schwer haben ihre Freiheit auszuleben und sich so zu fühlen, wie sie sich es wünschen. Denn Gesetze zu erlassen bedeutet nicht, „gute Dinge" zu schreiben, sondern Probleme zu lösen, um ein freies Leben zu ermöglichen.
Eva Díaz, #FemaleForward-Botschafterin, ausgebildet in Maschinenbau und mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in Führungspositionen in der Beratungsbranche; engagiert sich für die Gesellschaft und ihr Umfeld bei relevanten Themen wie Gleichstellung der Geschlechter, Diversität und dem Einfluss von Technologie auf Gesellschaft und Wirtschaft. 1962 geboren, schloss sie 2015 ihren Prozess der Geschlechtsidentitätsumwandlung ab. Sie konnte ihre berufliche Tätigkeit und persönliche Aktivitäten während dieses Prozesses beibehalten und wurde zu einem Vorbild für eine umgewandelte Frau und Führungspersönlichkeit.