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re:publica
Warum die re:publica ein wichtiger Ort der Wissenschaftsfreiheit ist

Paneldiskussion auf der re:publica 2024.

Paneldiskussion auf der re:publica 2024.

© FNF

Die Wissenschaftsfreiheit ist eine zentrale Eigenschaft jeder liberalen und offenen Gesellschaft. Sie ermöglicht unabhängige Forschung und den freien Austausch von Wissen, was Innovation und Fortschritt ermöglicht, um das Zusammenleben nachhaltig und langfristig zu verbessern. Wissenschaft mag oft trocken, theoretisch und fast metaphysisch anmuten – man denkt vielleicht an Reagenzgläser, an komplizierte Gleichungen und Beweise aus dem Chemieunterricht oder an die Modellierungen der Coronapandemie. Wohl kaum denkt man aber an mehrere tausend modisch gekleidete, eher junge, liberale Menschen, die sich einmal im Jahr in Berlin treffen: Die re:publica ist eine der führenden Konferenzen für digitale Kultur und Gesellschaft und zieht alle Menschen an, die sich damit befassen. Gerade deshalb ist sie ein wichtiges Beispiel für die Bedeutung von Wissenschaftsfreiheit.

Wissenschaftsfreiheit als Grundpfeiler liberaler Gesellschaften

Aus liberaler Perspektive ist die Wissenschaftsfreiheit unverzichtbar. Sie schützt die Unabhängigkeit der Forschung und ermöglicht es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, ohne äußere Einflüsse nach Wahrheit und Wissen zu streben und diese anderen Wahrheiten und anderem Wissen gegenüberzustellen, ohne Zensur in irgendeiner Form fürchten zu müssen. Diese Freiheit fördert den kritischen Diskurs und den Fortschritt in allen Bereichen der Gesellschaft. Ein freier wissenschaftlicher Austausch führt zu neuen Technologien, verbessert das Verständnis komplexer Probleme und trägt zur Lösung globaler Herausforderungen bei. Wissenschaft lebt also gewissermaßen von Freiheit – und Freiheit von Wissenschaft.  

Die Rolle der re:publica

Austausch ist hier das entscheidende Stichwort, denn darum geht es bei der re:publica. Sie bringt eine Vielzahl von Akteuren zusammen – von Journalistinnen über Wissenschaftler, Digitalisierungsexpertinnen und Aktivisten. All diese Menschen sind in ihrer Arbeit eng miteinander verknüpft, wirklich zusammenkommen werden sie aber selten. Und dennoch eint sie der Wille, die Welt ein kleines Stückchen zu verbessern.

Wissenschaftliche Wertschöpfungsketten

Nicht vergessen darf man, was ich die Wertschöpfungskette von Wissenschaft nennen möchte: Wissenschaft ist jedenfalls wenig wert, wenn sie niemanden erreicht. Demnach ist gute Wissenschaft nicht nur frei, sondern auch verständlich, zugänglich und wird von Journalisten aus ihrem trockenen, wissenschaftlichen Diskurs weitertransportiert und im öffentlichen Raum diskutiert. Gewissermaßen reichen wissenschaftliche Erkenntnisse damit von ihrer Herstellung durch Wissenschaftlerinnen weiter über Journalisten hin zu Aktivistinnen oder anderen öffentlichen Intellektuellen, die die Bedeutung dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse einordnen. Auf der re:publica finden alle Beteiligten dieser Wertschöpfungskette zusammen.

Wissenschaft zugänglich machen

Nichtsdestotrotz würde ich mir noch mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wünschen, die der Konferenz beiwohnen und sich darüber austauschen, wie sie ihre Forschung nahbarer machen und weiterverbreiten können.  Das soll nicht heißen, dass alle Forschung direkt gesellschaftlich anwend- oder umsetzbar sein muss – beispielsweise in medizinischen Fragen gibt es sicherlich Nischenthemen. Trotzdem sind diese nicht weniger wert als große sozialwissenschaftliche Analysen. Wie genial wäre es aber, quantenwissenschaftliche Erkenntnisse im TikTok-Format zu erklären oder die neusten Ergebnisse einer pädagogischen Massenstudie in einem Youtube-Video zusammenzufassen, welches man sich auch gerne anschaut? Formate wie die re:publica machen Hoffnung, dass das irgendwann zur Wirklichkeit werden könnte. Denn auch Freiheit erfordert Wissen (so viel wie möglich), und dafür muss Wissen zugänglich gemacht werden.

Die re:publica zeigt: Wissenschaft und Gesellschaft kann und soll sich miteinander vernetzen. Am Ende läuft es darauf hinaus: Eine Gesellschaft lebt von Freiheit – genauso wie Wissenschaft, und beide können sich noch dazu gegenseitig befördern. Die Freiheit der Gesellschaft und der Wissenschaft zu schützen, ist die große Aufgabe des 21. Jahrhunderts.