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50 Jahre BF
Friedrich Naumann Stiftung bringt Gründer hervor

Vincent Zimmer

Vincent Zimmer

Mia Manstein: Welchen Einfluss hatte die Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit auf ihre berufliche Laufbahn?

Vincent Zimmer: Als ich mich bei der Friedrich-Naumann-Stiftung beworben habe, hätte ich mich als Radikalliberalen bezeichnet. Ich habe vor allen Dingen an das Individuum geglaubt und generell großen Machtkonzentrationen, egal ob staatlich oder privat, misstraut. Es war die Friedrich Naumann-Stiftung, die mich ein Stück weit mit anderen Menschen und anderen Fachrichtungen zusammengebracht hat und mir geholfen hat, den intellektuellen Überbau zu verstehen und mich da auch selber besser zu verorten. Sie hat damit entscheidend dazu beigetragen, dass ich kein E-Commerce Startup gegründet habe, sondern ein Sozialunternehmen.

Was wurde aus dem Radikalliberalen in der FNF?
Vincent Zimmer: Ich glaube, ich bin liberaler geworden! Ich bin mit einem anderen Verständnis von Liberalität dahin gekommen. Ich war sehr Partei-liberal orientiert und die Stiftung hat mir geholfen das Intellektuelle daran zu entdecken. Und damit auch bestimmte Grundüberzeugungen noch mal zu vertiefen, zum Beispiel; jeder hat ein Anrecht auf Bildung oder jeder Mensch ist gleich oder jeder Mensch verdient die gleichen Chancen. Das macht einen dann auch widerstandsfähig. Es gab zum Beispiel auch Momente, wo wir Geld angeboten bekommen haben, um Flüchtlinge davon abzuhalten, nach Deutschland zu kommen. Oder als wir entscheiden mussten, wie genau wir denn hinschauen, wer Flüchtling ist und wer nicht. Wo wir immer gesagt haben, dass unser Kompass da klar ist; es geht darum Menschen Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

Fühlen Sie sich der Stiftung denn jetzt auch nach der Förderungszeit verbunden?
Vincent Zimmer: Ich bin generell ein sehr loyaler Mensch. Ich überlege mir auch bei Personen die ich treffe, will ich die Person auch noch in 40 Jahren kennen? Die Stiftung gibt ja erst mal und fragt nicht so viel. Die „Stiftung“ sind ja vor allen Dingen die Menschen die dort etwas gemeinsam miteinander tun. Ich hatte durch meine Gründung eben sehr viel Kontakt mit der Stipendiatenschaft und dann aber auch ein paar Jahre wieder etwas Abstand. Das ist aber auch das Schöne, dass man immer wieder zurückkommen kann und dass man dort einen Bezugspunkt hat, der ein Leben lang hält.

Haben Sie einen Tipp für aktuelle Stipendiaten?
Vincent Zimmer: Sehr oft, trifft man Lebensentscheidungen aus dem Zufall heraus, je nach dem welche Firma einem das erste Job Angebot macht oder wo die erste Master Zusage kommt und ich habe für mich erkannt, dass mein Leben sehr viel erfüllter und selbstbestimmter ist, seitdem ich weiß was ich eigentlich möchte und auch gelernt habe, wo meine Fähigkeiten liegen. Und das ist vielleicht ein ganz wichtiger Hinweis; es hat fast gar nichts mit der eigenen Studienrichtung zu tun. Also als Volkswirt hätte ich eigentlich in irgendeiner Versicherung oder Bank arbeiten müssen. Ich fand es richtig, dass man erst sein eigenes Fach meistert und erstmal die Anforderungen erfüllt, die man als Mindestmaß hat, aber das Stipendium sollte einen immer dazu einleiten, weiter zu denken und nach mehr zu streben.

Mia Manstein studiert BA Psychologie an der Universität Trier und ist seit 2019 FNF-Stipendiatin. Sie ist Teilnehmerin der Profi Class der Liberale Medienakademie (LMA).