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Würdigung
Nachruf für Prof. Dr. Müller-Groeling

Kurz vor Vollendung des 90. Lebensjahres ist Prof. Dr. Müller-Groeling (*09.11.1929) verstorben. Geboren wurde er in Osterode/Ostpreußen.

Prof. Dr. Hubertus Müller-Groeling war Wirtschaftswissenschaftler und Marktwirtschaftler mit Leib und Seele. Nach Ablegung des Diploms 1958 in Heidelberg schlug er die wissenschaftliche Laufbahn ein. Er arbeitete zunächst von 1959 bis 1968 an der Universität des Saarlandes, wo er 1964 promoviert wurde. 1969 wechselte er an die Universität Kiel und dann zum Kieler Institut für Weltwirtschaft, wo er von 1970 bis 1994 tätig war, dabei von 1983 bis 1994 als Direktor und von 1989 bis 1994 als Vizepräsident.

Seine enge Zusammenarbeit mit Professor Dr. Herbert Giersch am Kieler Institut mündete in die langjährige Mitgliedschaft Müller-Groelings im Beirat der Herbert-Giersch-Stiftung, die 1998 gegründet wurde.

Eine enge Bindung hatte Müller-Groeling zur Friedrich-Naumann-Stiftung. Hier war er von 1973 bis 1987 Mitglied des Kuratoriums, 1987 bis 1991 Stellvertretender Vorsitzender und bis 2007 Mitglied des Vorstands. Zudem bekleidete er von 1987 bis 2003 die Position des Vorsitzenden des Auswahlausschusses der Begabtenförderung der Stiftung.

Müller-Groeling stritt sein Leben lang für die Marktwirtschaft; er wehrte sich in seinen Schriften und in Diskussionen immer gegen den Vorwurf, der Liberalismus sei "sozial kalt". Dieses Mißverständnis, so schrieb er, könne nur aufkommen, wenn man - fälschlich - Sozialpolitik mit den staatlichen Systemen der sozialen Sicherung identifiziere. Eine liberale Politik sei vielmehr in sich sozial, weil sie darauf ziele, jedem Bürger die Freiheit einzuräumen, sein Leben nach eigenem Gutdünken und ohne Gängelung zu führen, und weil sie einen Rahmen setze, der das private Interesse mit dem gesellschaftlichen in Deckung bringe.

Ich selbst lernte Hubertus Müller-Groeling vor 42 Jahren kennen - im Rahmen meines Studiums an der Universität Kiel. Er war später einer meiner Vorgesetzten im Institut für Weltwirtschaft (IfW) zu Kiel. In seiner verantwortungsvollen Tätigkeit als Abteilungsleiter und später Vizepräsident des IfW blieb er stets ein klug abwägender und überaus höflicher Gentleman, der aber auch, wenn es nötig wurde, harte Entscheidungen treffen und durchsetzen konnte. Sein Blick für Qualität war untrüglich, sein Auftreten stets ein Vorbild von Stil und Würde.

In den Führungsgremien, in die er gewählt wurde, setzte er sich voll ein - stets mit größtem Bewusstsein für die Verantwortung, die er trug. In der Herbert-Giersch-Stiftung war er von deren Gründung an im Beirat tätig, zunächst als dessen Vorsitzender. Damit verband er auch den persönlichen Dank an seinen verehrten akademischen Lehrer Herbert Giersch, dem er bis zu dessen Tod aufs Engste verbunden blieb. Ich selbst habe als Vorstandsvorsitzender der Stiftung von seinem Rat vielfach profitiert.

Auch die Arbeit der Friedrich-Naumann-Stiftung hat er über lange Jahre mit geprägt. Aus vielen Gesprächen mit ihm weiß ich, wie sehr ihm das Schicksal des Liberalismus in Deutschland und weltweit am Herzen lag. Seine Loyalität war dabei unumstößlich, auch in den schwierigsten Zeiten zwischen 2013 und 2017, als seine Partei, die FDP, nicht dem Bundestag angehörte. Auch die Stiftungsarbeit der letzten Jahre verfolgte er mit großem Interesse, soweit es seine Gesundheit noch zuließ.

Mit Hubertus Müller-Groeling hat uns ein großer Freund verlassen. Wir werden ihn und seine Arbeit nicht vergessen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.