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Smart City
Städte von morgen schon heute denken

Smart City Festival Belgrad
Die technologische Entwicklung wird unser zukünftiges Zusammenleben massiv beeinflussen. Smart Cities ist das Schlagwort, das Unternehmer und städtische Entscheidungsträger fast täglich bemühen.

Die technologische Entwicklung wird unser zukünftiges Zusammenleben massiv beeinflussen. Smart Cities ist das Schlagwort, das Unternehmer und städtische Entscheidungsträger fast täglich bemühen.

© picture alliance / NurPhoto

Die technologische Entwicklung wird unser zukünftiges Zusammenleben massiv beeinflussen. Smart Cities ist das Schlagwort, das Unternehmer und städtische Entscheidungsträger fast täglich bemühen. Was es eigentlich bedarf, um eine intelligente Stadt zu bauen, darüber herrscht oft noch Unklarheit.

Im Jahr 2050 werden 68% der Weltbevölkerung in Städten leben. Urbane Zentren müssen sich wandeln, um attraktive Lebensräume zu bleiben. Hier kommen Technologie und Innovation zusammen und Städte werden zu Smart Cities. Aber werden sie wirklich smarter oder ist das nur ein weiteres Schlagwort, das Unternehmen Umsätze und Regierungen mehr Kontrolle bringt?

Stellt man es richtig an, nutzen Städte das Internet der Dinge (in jedem Gerät oder Apparat steckt ein Chip, der Daten aufzeichnet und versendet), um verstopfte Straßen zu verhindern, öffentlichen Transport attraktiver zu machen, Abfall automatisiert zu sammeln und die öffentliche Sicherheit zu verbessern. Technologie und Innovation helfen, CO2 Ausstoß zu verringern und die praktischen Auswirkungen des Klimawandels und der Bebauung (Stichwort: Hitzeinseln) zu mäßigen. Die Kehrseite von all dem ist die Rundumüberwachung des öffentlichen Raums: (unfreiwillig) wird der Aufbau eines schlüsselfertigen Überwachungsstaats vorangetrieben.

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Die Realität zeigt, dass es sich bei einer intelligenten Stadt nicht um die neuesten Technologien drehen muss. Es geht darum, Technologien so zu nutzen, dass öffentliche Dienstleistungen verbessert und auf steigende Serviceanforderungen reagiert wird. Bislang scheinen nur wenige Städte ein klares Verständnis davon zu haben, was sie zu einer Smart City macht. Es bestehen massive Informationslücken darüber, an welchen Problemen angesetzt werden kann und was auch mit verhältnismäßig wenig Geld möglich ist. Um diese Lücken zu schließen, kamen Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus der ganzen Welt in Belgrad zum zweiten Smart City Festival, dem größten Treffen zur intelligenten Urbanisierung in Südosteuropa, zusammen.

Die Region steht nicht unbedingt im Ruf, Vorreiter der digitalen Urbanisierung zu sein. Dabei gibt es beeindruckende Beispiele, wie das griechische Trikala, das trotz der vergleichbar kleinen Größe von 80.000 Einwohnern zu den weltweiten Vorreitern gehört. Das Erfolgsrezept beschreibt Bürgermeister Dimitris Papastergiou: „Mit Technologie kann man jeden Bürger als Stakeholder behandeln.“ Wichtig ist die Förderung einer Kultur, in der Daten und Analysen alle kommunalen Dienstleistungen unterstützen. Und im Zweifelsfall einfach mal die Bürger befragen, welche Probleme und Lösungen sie sehen. So beschreibt Lea Knott, Stadtabgeordnete in Johannesburg, die richtige Geisteshaltung. „Smart City Projekte müssen einen konkreten Bürgernutzen zeigen. Wenn sie den nicht liefern können, lassen Sie die Finger davon."

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Bürgerrechtliche Fragen müssen in den Städten von morgen bereits heute mitgedacht werden. Die Überwachung des Verkehrs und öffentlicher Plätze um Staus zu vermeiden und Kriminalität zu bekämpfen, kann sich sonst schnell in flächendeckende Komplettüberwachung der Einwohner verwandeln. Abschreckende Beispiele aus autoritären Regimen wie China gibt es bereits.

Intelligente Städte sind demokratischere Städte, die die Kenntnisse ihrer Bürgerinnen und Bürger aktivieren, dadurch Partizipation verbessern und im Idealfall zur sinnvollen Einsetzung notorisch knapper kommunaler Finanzmittel führen. Offenheit für Innovation ist dabei der Schlüssel für die Städte der Zukunft. Wo Offenheit herrscht, kann Vielfalt gedeihen. Und von Vielfalt werden Städte in Zukunft mehr bekommen: ob sie es wollen oder nicht.

Ruben Dieckhoff ist Projektleiter Westbalkan der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.