Altersvorsorge
Die Rente ist sicher…
Die Rente ist sicher… jedenfalls, solange sie beständig an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst wird, analysiert Justus Lenz. Ein Ignorieren des demographischen Wandels würde jedoch mittelfristig zur Destabilisierung des Rentensystems führen, zum Nachteil von Rentner und Arbeitnehmern.
Vielzitiert und im kollektiven Gedächtnis tief verankert ist die Aussage des ehemaligen Arbeitsministers Norbert Blüm, die Rente sei sicher. Weniger bekannt dürfte der Umstand sein, dass er sie nicht nur im Wahlkampf, sondern auch während einer Debatte zur Reform der Rentenversicherung im Deutschen Bundestag getätigt hat. Hier wurde am 10. Oktober 1997 ein Reformvorschlag der schwarz-gelben Bundesregierung diskutiert, mit dem die Rentenversicherung, an den demographischen Wandel angepasst werden sollte. Hierfür wollte schwarz-gelb einen demographischen Faktor einführen. Auch damals war klar, dass die Rente nur so lange sicher ist, wie sie an die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst wird.
Diesen Zusammenhang ruft die Deutsche Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht eindrücklich in Gedächtnis: Bleibt die aktuelle Gesetzeslage unverändert, würde die Rentenfinanzierung ab 2030 aus dem Ruder laufen, wenn der demographische Wandel voll zum Tragen kommt. Die Beitragssätze zur Rentenversicherung müssten nach den Berechnungen der Bundesbank von heute 18,6 Prozent bis 2070 auf rund 26 Prozent ansteigen. Die Lohnnebenkosten würden also explodieren. Parallel müsste der Steuerzuschuss zur Rentenversicherung aus dem Bundeshaushalt um etwa die Hälfte ansteigen, das Rentenniveau würde um rund 17 Prozent sinken.
Als Ausweg aus der demographischen Falle schlägt die Bundesbank vor, Renteneintrittsalter und Lebenserwartung zu koppeln. Zusätzliche Lebenszeit würde zwischen Rente und Arbeit aufgeteilt. Auf Grundlage der aktuellen Bevölkerungsvorausrechnung würde das Renteneintrittsalter bis 2070 auf über 69 Jahre steigen. So würden die Lasten des demographischen Wandels zwischen älteren und jüngeren Menschen fairer verteilt. Gleichzeitig würde die gesetzliche Rentenversicherung stabilisiert, was im ureigenen Interesse der Rentner liegt. Steuerzuschuss und Beiträge würden zwar weiterhin ansteigen, aber auf deutlich verträglichere Höhen. So würden die Arbeitnehmer nicht überlastet und die finanzielle Tragfähigkeit des Rentensystems wäre sichergestellt.
Die Berechnungen der Bundesbank sollten wir sehr ernst nehmen. Die Wucht des demographischen Wandels wird uns ab 2030 voll treffen. Um eine weitere Anhebung der Lebensarbeitszeit werden wir dann nicht herumkommen. Trotzdem wurde die kurzfristig gute Lage der Rentenversicherung in den letzten Jahren nicht genutzt, um das System weiter demographiefest zu machen. Ganz im Gegenteil, mit Mütterrente und Rente mit 63 wurden neue Ausgaben beschlossen, die die Rentenversicherung teilweise auch in den schwierigen Jahren ab 2030 belasten werden.
Dabei gilt heute natürlich immer noch, was 1997 schon klar war: Die Rente ist sicher – solange sie reformfähig bleibt.