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Wasserstoffatlas
Wasserstoffatlas: Ein Wegweiser für die Energie der Zukunft

Wasserstoffwirtschaft

In dem vorgestellten Wasserstoffatlas werden die Potentiale der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland aufgezeigt

© picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod

Mangelnde Phantasie kann man dem französischen Schriftsteller Jules Verne beileibe nicht vorwerfen. Die Annahmen hinter seinen Werken, wie beispielsweise 20.000 Meilen unter dem Meer, müssen der damaligen Leserschaft aberwitzig vorgekommen sein. Heute sind über vierteljährige Tauchfahrten zwar eine Zumutung für die U-Boot-Besatzungen – aber prinzipiell möglich. Doch genauso wie heute Tauchfahrten in der Realität angekommen sind, ist eine weitere Prophezeiung Vernes ihrer Umsetzung nun einen ganzen Schritt nähergekommen. Im Jahr 1875 sagte der Schriftsteller voraus, dass Wasser die Kohle der Zukunft sei. So führte er damals weiter aus: Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt wurde. Über 150 Jahre später sind die technischen Möglichkeiten zur Umsetzung hinlänglich erforscht – doch noch längst nicht implementiert. Das soll sich nun ändern.

Der Wasserstoffatlas

In dem heute vorgestellten Wasserstoffatlas werden die Potentiale der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland aufgezeigt. Aufgeschlüsselt nach Regionen werden installierte sowie geplante Produktionskapazität und erwarteten Entwicklungen dargestellt. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) schafft der Atlas somit eine Entscheidungsgrundlage für Unternehmen, Investoren und potentielle Gründer. Jules Vernes Vision rückt so ein Stück näher an die Realität heran – der Moment dafür könnte auch besser nicht sein.

Beitrag zur Energiesicherheit

Besonders die energiepolitischen Perspektiven in Deutschland sind aktuell durch die drohende Versorgungsunsicherheit getrübt. Der Wasserstoffatlas erlaubt in diesem Zusammenhang einen positiven Ausblick. Denn Wasserstoff hat das Potenzial, langfristig sowohl in der Strom- als auch der Wärmeerzeugung eine wichtige Rolle zu spielen. Hinzu kommt, dass die Anwendung von Wasserstoff keine Auswirkungen auf die Erderwärmung hat, wenn er mit klimaneutralem Strom erzeugt wurde. Angesichts der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten ermöglicht Wasserstoff daher auch in den Sektoren eine Verringerung des Klimaeffektes, die sich in der Vergangenheit eher schwer damit getan haben. Folglich wird Wasserstoff auch eine besonders bedeutsame Rolle in der Dekarbonisierung der Industrie und mancher Verkehrsmittel haben.

Wenn man so will, war Verne der Vater des Science-Fiction-Genres. Dass selbst seine kühnsten Vorstellungen dabei zum Teil nicht ausgereicht haben, ist uns heute auch klar. Wo man früher selbst im Roman 80 Tage (genauer genommen 79 Tage) – und ein halbes Vermögen für die Weltumrundung gebraucht hat, ist es heute in zwei bis drei Tagen und zu erschwinglichen Preisen möglich. Wo die Fiction verloren gegangen ist bleibt nur die Science – also die Wissenschaft. Viele der derzeit drängenden Probleme lassen sich mit einer gesunden Mischung aus Phantasie, forscherischem Ehrgeiz und Vertrauen in die zukunftsweisenden Fähigkeiten unserer Forscher und Techniker lösen, oder zumindest einer Lösung näherbringen. Optimismus und Tatendrang sind angesagt. Es ist also richtig, dass gerade das Forschungsministerium sich bei der Förderung dieses wichtigen Projektes engagiert. Vom Erfolg der Wasserstoffwirtschaft hängt in Deutschland viel ab – der Wasserstoffatlas kann nun der Privatwirtschaft zeigen, wo Potentiale zu heben sind. Gleichermaßen hilft er auch den staatlichen Entscheidungsträgern bei der Bewertung und Entwicklung von öffentlichen Förderungsprogrammen.