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Irmgard Schwaetzer
Eine Politikerin voller Leidenschaft

Zum 80. Geburtstag von Irmgard Schwaetzer
Irmgard Schwaetzer

Irmgard Schwaetzer

© picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Erste Außenministerin der Bundesrepublik und erste Bundesvorsitzende der FDP ist Irmgard Schwaetzer zwar nicht geworden, aber dennoch hat sie gerade aus weiblicher Perspektive liberale Geschichte geschrieben. 1942 in Münster geboren, absolvierte sie ein 1971 an der Universität Bonn mit der Promotion abgeschlossenes Pharmaziestudium. Ihre Tätigkeit für die pharmazeutische Industrie endete 1980, als sie für die FDP, der sie 1975 beigetreten war, in den Deutschen Bundestag einzog. Nach der sogenannten „Wende“ von 1982 übernahm sie in einer politisch sehr schwierigen Situation in der Nachfolge von Günter Verheugen als erste Frau das Amt der FDP-Generalsekretärin. Ähnlich schwierig war die ab 1984 von Irmgard Schwaetzer ausgeübte Funktion der FDP-Schatzmeisterin; in beiden Positionen hatte sie gewichtigen Anteil an der allmählichen Konsolidierung der Partei Mitte der 1980er Jahre. 1987 wurde sie an der Seite von Hans-Dietrich Genscher Staatsministerin im Auswärtigen Amt. Als solche kandidierte sie ein Jahr später für die Nachfolge von Martin Bangemann als FDP-Vorsitzende, wobei sie knapp gegen Otto Graf Lambsdorff unterlag.

Gut zwei Jahre später erreichte Irmgard Schwaetzer, nunmehr stellvertretende FDP-Vorsitzende, den Gipfel ihrer politischen Karriere: Als Bundesministerin für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau wurde sie das erste weibliche Mitglied des Bundeskabinetts aus den Reihen der FDP. Angesichts der Situation in den neuen Bundesländern gehörte das „Bauministerium“ damals zu den Ressorts mit den größten Herausforderungen. Das gravierendste Problem ihrer Amtszeit entstand allerdings nicht im Osten, sondern ausgerechnet am Regierungssitz Bonn, wo ein Rheinhochwasser einen Neubautrakt des Bundestages unterspülte. 1992 wurde sie vom Parteivorstand als Kandidatin für die Nachfolge Genschers im Außenministerium nominiert, doch entschied man sich am Ende für Klaus Kinkel. Dem liberalen Stimmenrückgang bei der Bundestagswahl 1994 fiel auch Irmgard Schwaetzers Ministeramt zum Opfer, fortan konzentrierte sie sich bis zu ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag 2002 auf ihre Tätigkeit als Abgeordnete und auf ihr außerpolitisches Engagement. Bei der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit gehörte sie von 2003 bis 2014 dem Kuratorium und dem Vorstand an. Von 2003 bis 2015 war sie zudem Vorsitzende des Auswahlausschusses in der Begabtenförderung der Stiftung, weshalb sie bei allen Stipendiatinnen und Stipendiaten sehr präsent war. Sie engagierte sich außerdem lange Jahre in der evangelischen Kirche, war seit 2009 Mitglied und von 2013 bis 2021 schließlich Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Bis heute ist Irmgard Schwaetzers Engagement in Politik und Kirche überaus eindrucksvoll und hat ihr hohe Wertschätzung eingetragen. So ist sie neben anderen Ehrenämtern seit März 2022 als Stiftsdame in Heiligengrabe (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) tätig. Sie hat sich mit all ihrer Vitalität auch mit achtzig Lebensjahren noch lange nicht zur Ruhe gesetzt.

FDP-Generalsekretärin Irmgard Schwaetzer

FDP-Generalsekretärin Irmgard Schwaetzer

© J.H. Darchinger, Bonn, Archiv des Liberalismus, Fotobestand
Otto Graf Lambsdorff gratuliert Irmgard Adam-Schwaetzer

Otto Graf Lambsdorff gratuliert Irmgard Schwaetzer

© Marc Darchinger, Bonn, Archiv des Liberalismus, Fotobestand
Otto Graf Lambsdorff und Irmgard Adam-Schwaetzer

Otto Graf Lambsdorff und Irmgard Schwaetzer

© J.H. Darchinger, Bonn, Archiv des Liberalismus, Fotobestand