EN

Afghanistan
„Heute hat in Kabul eine Katze mehr Freiheit als eine Frau“

Heute, nach der erneuten Machtübernahme der Taliban, sind Frauen vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen.

Nach der erneuten Machtübernahme der Taliban sind Frauen vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen.

© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ebrahim Noroozi

Heute hat in Kabul eine Katze mehr Freiheit als eine Frau. Eine Katze in Kabul kann die Sonne auf ihrem Gesicht spüren und Eichhörnchen im Park jagen. Ein Eichhörnchen hat heute mehr Rechte als ein Mädchen, da die Taliban öffentliche Parks für Frauen und Mädchen geschlossen haben.

Meryl Streep

Mit diesen eindringlichen Worten hob Meryl Streep in ihrer Rede bei der Premiere des Dokumentarfilms „The Sharp Edges of Peace“ die erschreckende Realität der Situation der Frauen in Afghanistan hervor. Die Vorführung des Films, die sich auf das Thema „Frieden“ konzentrierte, fand am 23. September 2024 am Rande der UN-Generalversammlung in New York statt.

Kurz nach der Veröffentlichung des Videos von ihrer Rede, haben sich diese erschütternden Worte im Internet und internationalen Medien schnell verbreitet. Niemand könnte bessere Worte finden als die 75-jährige Schauspielerin, um die schreckliche Lage von Frauen in Afghanistan zu beschreiben.

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Inhalt ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

Es war nicht immer so in Afghanistan!

 „1971 habe ich hier in New York meinen College-Abschluss gemacht, und in diesem Jahr erhielten Frauen in der Schweiz das Wahlrecht. Frauen in Afghanistan hingegen genossen dieses Recht bereits seit einem halben Jahrhundert. Frauen in Afghanistan erhielten das Wahlrecht 1919“, so sagte es Meryl Streep treffend.  Der Bürgerkrieg und später die Herrschaft der Taliban haben dazu geführt, dass diese Kultur und Gesellschaft stark verändert und unterdrückt wurden – eine ernste Warnung für den Rest der Welt.

Heute, nach der erneuten Machtübernahme der Taliban, sind Frauen vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen. Man könnte sich fragen, ob es in diesem Land überhaupt noch Frauen gibt, wenn man durch die Straßen Kabuls geht. Doch natürlich gibt es sie – sie sind jedoch durch die drakonischen Maßnahmen der Taliban in ihren eigenen vier Wänden eingesperrt, allein dafür, dass sie Frauen sind. Kürzlich erließen die Taliban ein Gesetz, das Frauen verbietet, ihr Gesicht zu zeigen oder in der Öffentlichkeit ihre Stimme zu erheben. Dies ist nicht nur „außergewöhnlich, sondern widerspricht auch grundlegenden Naturgesetzen“, so bezeichnet es Meryl Streep treffend. Das Verbot untergräbt die fundamentalen Menschenrechte und stellt eine gravierende Rückentwicklung für die Frauen als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft dar.

Der Aufruf zum Handeln für Afghanistans Frauen

Streep rief am 23. September die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich zusammenzuschließen und diese Ungerechtigkeiten zu bekämpfen: „Wenn die internationale Gemeinschaft zusammenarbeitet, könnte sie das langsame Ersticken der Hälfte der Bevölkerung, die inhaftiert ist, stoppen.“ Ein wichtiger erster Schritt wäre, die Taliban auf internationaler Ebene als ein Apartheid-Regime zu bezeichnen.

Der Internationale Strafgerichtshof sollte so schnell wie möglich Ermittlungen gegen die Taliban einleiten – das fordern internationale Menschenrechtsorganisationen eindringlich. Frauen in Afghanistan Brauchen Frieden! Denn Frieden bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern auch den Zugang zu grundlegenden Menschenrechten und Chancen – etwas, das vielen Frauen in Afghanistan verwehrt bleibt.

Im letzten Jahr wurde von der Friedrich-Naumann-Stiftung ein Policy Paper der beiden Autoren Dr. Thomas Clausen und Dr. Salim Amin veröffentlicht, das sich mit dem verwehrten Recht auf Bildung für Frauen und Mädchen in Afghanistan auseinandersetzt. Die Publikation können Sie hier abrufen.