Bildung
Demokratiebildung in der Schule: Mehr Partizipation wagen!

Eine Studie zeigt, dass Schulen mehr zeitgemäße und digitale Beteiligungsmöglichkeiten bieten sollten.
© picture alliance / dpa | Matthias BalkDemokratie lebt vom Mitmachen! Dieser oft gebrauchte Satz ist (leider) nicht überholt, sondern immer noch aktuell. Aus Befragungen wissen wir: Es gibt eine wachsende Skepsis in der Bevölkerung in Bezug auf demokratische Parteien und parlamentarische Prozesse – und auch unter jungen Menschen ist dies festzustellen. Während viele Jugendliche demokratische Werte an sich unterstützen, ist das Vertrauen in die dahinterliegenden Abläufe oft erschüttert. Da stellt sich die Frage: Wird in den Bildungsanstalten nicht ausreichend auf demokratische Mitwirkung hin trainiert?
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage nach Demokratiebildung und Partizipation in Schulen an Bedeutung. Eine aktuelle Veröffentlichung unserer Stiftung bietet dazu aufschlussreiche Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen.
Zufriedenheit und Herausforderungen
Das Institut "IconKids&Youth" hat im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit eine Befragung unter jungen Menschen durchgeführt, um herauszufinden, ob und wie und auf welchen Wegen demokratische Prozesse in den Schulen erläutert und den jungen Menschen nähergebracht werden. Die darauf aufbauende Studie "Demokratiebildung und Schülerpartizipation" zeigt, dass viele Schülerinnen und Schüler zwar mit bestehenden Mitbestimmungsmöglichkeiten an ihrer Schule weit überwiegend zufrieden sind, es aber noch erhebliche ungenutzte Potenziale gibt. Besonders deutlich wird, dass Schulen oft traditionelle Kommunikationskanäle (direkte Ansprache über die Lehrkräfte oder das Schwarze Brett) nutzen, während Jugendliche eher modernere Methoden für den Austausch wünschen. Die Studie empfiehlt daher, digitale Kanäle gezielter zu nutzen, um politische Bildung niedrigschwelliger und attraktiver zu gestalten.
Ein weiteres zentrales Ergebnis ist, dass Motivation zur Partizipation oft aus sozialer Interaktion und persönlichen Anreizen erwächst. Um auch bisher weniger engagierte Jugendliche einzubinden, müssen – so die Forscher - Schulen Mitbestimmungsangebote besser in den Alltag integrieren und sichtbare Erfolge für Beteiligung schaffen. Gewünscht sind auch Entlastungen für ein geleistetes Engagement – in Form von Freistunden oder Berücksichtigung im Zeugnis oder allgemein in der Notengebung.
Generation Z: Demokratie zwischen Ideal und Wirklichkeit
Diese erkennbare Diskrepanz zwischen Ideal und gelebter Erfahrung unterstreicht die Notwendigkeit, Demokratiebildung nicht nur als theoretisches Konzept zu vermitteln, sondern sie für Schülerinnen und Schüler erfahrbar zu machen. Mehr Mitsprache in schulischen Entscheidungsprozessen, transparente politische Bildung und ein praxisnaher Zugang zu demokratischen Strukturen sind dabei zentrale Hebel. Mitarbeit in einer Schülervertretung, Engagement in Arbeitsgemeinschaften oder das Verfassen von Artikeln in einer Schülerzeitung: Dies alles sind Möglichkeiten, sich im Umfeld der Schule demokratisch zu engagieren. Viel mehr als bisher sollte dabei von der Schulgemeinschaft dieser Ort als „Demokratie-Labor“ verstanden werden. Geeignete Mechanismen müssen identifiziert und gefördert werden, um einer größtmöglichen Zahl eine niedrigschwellige Partizipation zu ermöglichen.
Demokratie erfahrbar machen
Die aktuelle Publikation verdeutlicht, dass Demokratiebildung in Schulen modernisiert und ausgeweitet werden muss. Neben inhaltlicher Vermittlung ist es essenziell, junge Menschen aktiv an politischen Prozessen zu beteiligen, sie hierfür zu begeistern und ihnen konkrete Mitgestaltungsmöglichkeiten zu bieten. Schulen, Bildungspolitik und Gesellschaft sind gefordert, die Rahmenbedingungen so auszugestalten, dass Partizipation erleichtert und so praktische Demokratie für die kommende Generation greifbar gemacht wird.