Innenstädte
Neue Horizonte: Die Zukunft unserer Innenstädte nach Corona
Die Vorweihnachtszeit hat begonnen. Besonders sichtbar ist dies in den Innenstädten, die derzeit überall weihnachtlich geschmückt sind und so viele Menschen anziehen, wie zu sonst keiner anderen Zeit im Jahr. Der Trubel ist riesig. Alle müssen Geschenke kaufen, letzte Erledigungen machen und natürlich auch einen der zahlreichen Weihnachtsmärkte besuchen. Der viel zitierte „Tod der Innenstadt“ wirkt gerade weit entfernt.
Die erste Vorweihnachtszeit nach der Pandemie
Kaum zu glauben, aber wahr: Es handelt sich um die erste Vorweihnachtszeit seit 2019, in der keine Corona-Maßnahmen mehr in Kraft sind. Corona war für den stationären Einzelhandel und damit auch für die Innenstädte ein schwerer Schlag. In den Hochzeiten der Pandemie waren die Auswirkungen nirgendwo so stark spürbar wie in den nahezu leergefegten Innenstädten. Corona gibt es immer noch – doch die Pandemie ist überstanden. Sind damit auch alle Probleme der Innenstadt gelöst?
Sind die Probleme der Innenstadt gelöst?
Mitnichten. Analysen zeigen, dass der stationäre Einzelhandel in den Stadtzentren in Folge der Corona-Pandemie dauerhaft Schaden genommen hat. Nach der Insolvenz der Signa Holding, zu der große Immobilienbestände und die Warenhauskette GALERIA gehören, könnten nun weitere Probleme und im schlimmsten Fall leerstehende Bau-Ruinen auf Deutschlands Innenstädte zukommen.
Das Geschäftsmodell großer Warenhäuser geriet schon lange vor Corona in Bedrängnis. Denn dieses Geschäftsmodell war und ist es, ein möglichst großes Warensortiment unter einem Dach anzubieten (ganz nach dem 60er-Jahre-Werbeslogan „Tausendfach unter einem Dach“ von Kaufhof) und damit den Einkauf für die Kundinnen und Kunden möglichst einfach zu gestalten. Doch genau dieses Geschäftsmodell wurde von Amazon und Co. über die letzten Jahre geradezu perfektioniert. Kein Warenhaus dieser Welt wird es je schaffen, ein ähnlich umfangreiches Sortiment anzubieten und den Einkauf so einfach zu gestalten wie per Mausklick von der heimischen Couch.
Der stationäre Einzelhandel steht vor großen Herausforderungen
Doch nicht nur große Warenhäuser, sondern der gesamte stationäre Einzelhandel steht vor große Herausforderungen. In Zukunft wird es noch stärker darauf ankommen, den Mehrwert zum Online-Shopping herauszustellen. Viele Einzelhandelsgeschäfte haben dies schon längst erkannt und beschreiten genau diesen Weg. Sie setzen auf exzellente Beratung, umfassenden Service und auf echte Einkaufserlebnisse – alles Dinge, die das Bestellen im Internet nicht in dieser Form bieten kann. Es ist also durchaus möglich, dass Einzelhandelsgeschäfte in Zukunft anders aussehen als heute. Vorstellbar sind kleinere Ladenflächen, die als eine Art Showroom dienen, ohne dabei alle Produkte vorrätig zu haben. Das Innovationspotenzial des stationären Einzelhandels wird hier die besten Lösungen hervorbringen.
Es bleibt dabei: Wir werden in den nächsten Jahren einen dramatischen Wandel in den Innenstädten sehen. Dieser Wandel muss keineswegs schlecht sein – ganz im Gegenteil. Genau dieser Wandel könnte dringend benötigte Innovationen hervorbringen. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit hat hierzu in Zusammenarbeit mit Fraunhofer IAO bereits im Sommer 2021 die Studie „Zukunft der Innenstädte“ veröffentlicht. Unsere Studie macht deutlich, dass in vielen Innenstädten bereits heute spannende Innovationen entstehen: Sei es der hybride Einzelhandel, das digitale Lieferzonenmanagement, der Einsatz von Augmented Reality oder ganz einfach die Entstehung von Pop-up-Straßenlokalen.
Fazit
In Zukunft müssen Innenstädte zu echten Innovationslaboren werden. Ein Selbstläufer ist das jedoch nicht. Hierzu müssen Kommunen, Einzelhandel und Gastronomie ihre Ideen in die Tat umsetzen können. Und dazu braucht es kommunale Verwaltungen, die die passenden Rahmenbedingungen schaffen und sich als echte Problemlöser verstehen. Einfache Patentlösungen wird es nicht geben. Jede Stadt ist anders, jede hat ihre individuellen Stärken und Schwächen. Aber je mehr Ideen entstehen und bekannt werden, desto größer ist die Chance, dass auch für andere Kommunen passende Lösungen dabei sind. Mit unserer Studie „Zukunft der Innenstädte“ wollen wir die innerstädtische Innovationskraft sichtbar machen. Das Ziel ist klar: Im besten Fall sind Innenstädte immer so attraktiv und anziehend wie zur Weihnachtszeit.