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Verschwundener Journalist
„Was die arabische Welt am meisten braucht, ist freie Meinungsäußerung"

Washington Post veröffentlicht Jamal Khashoggis letzten Beitrag
Fahne Saudi-Arabien

Khashoggi prangerte die fehlenden Menschenrechte in Saudi-Arabien an

© NatanaelGinting / iStock / Getty Images Plus

Vor zwei Wochen verschwand der saudische Journalist Jamal Khashoggi – seitdem mehren sich die Hinweise, dass er nicht nur im saudi-arabischen Konsulat verschwand, sondern dort auch getötet wurde. Es soll Ton- und Videodokumente geben, die belegen, das Khashoggi gefoltert und ermordet wurde, berichten zahlreiche Medien. 

Warum der Journalist für Saudi-Arabien wohl zu freiheitlich dachte und schrieb, zeigt sein letzter Text, den die Washington Post am Mittwoch veröffentlichte. Darin prangert er die fehlende Meinungsfreiheit in Saudi-Arabien an. "Was die arabische Welt am meisten braucht, ist freie Meinungsäußerung", ist das Stück betitelt. Es wurde Post-Redakteurin Karen Attiah, die seine Artikel redigierte, von Khashoggis Assistenten und Übersetzer am Tag nach seinem Verschwinden zugeschickt. Eigentlich wollte die Redaktion mit der Veröffentlichung warten, bis er zurückgekehrt sei. "Nun muss ich akzeptieren: Das wird nicht passieren“, schreibt Attiah. Es sei die letzte Kolumne von ihm, die sie redigieren werde und sie zeige perfekt sein Engagement und seine Leidenschaft für Freiheit in der arabischen Welt.

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Khashoggi verweist auf den Freedom in the World 2018 Report, der besagt, dass lediglich ein arabisches Land als "frei" eingestuft wurde: Tunesien. "Teilweise frei" seien Marokko, Kuwait und Jordanien – der Rest der arabischen Welt sei "nicht frei". „Deshalb sind Araber, die in diesen Ländern leben, entweder nicht informiert oder falsch informiert", schreibt der Journalist. Sie würden somit dem staatlichen Narrativ folgen und sich nicht eigenständig über Probleme ihres Landes eine Meinung bilden, geschweige denn diese Probleme diskutieren können. "Traurigerweise wird sich diese Situation vermutlich nicht ändern."

Der Journalist erinnert auch an 2011, als es kurzzeitig Hoffnung auf eine freiere arabische Welt gab. Doch diese wurde schnell begraben. Er kritisiert außerdem die Verhaftung seines Freundes und Kollegen Saleh al-Schehi, der "wegen angeblicher Kommentare gegen das saudische Establishment" zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde.  Doch einen Aufschrei aus der internationalen Gemeinschaft gibt es trotz solch unrechter Handlungen längst nicht mehr. Somit hätten die arabischen Regierungen freie Hand, die Medien unter wachsendem Tempo immer weiter zum Schweigen zu bringen. Das Internet sei einst Hoffnung gewesen, nun werde es aggressiv geblockt und kontrolliert. Letztlich fordert er ein Forum für arabische Belange und Missstände, eine "Plattform für arabische Stimmen".

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