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Hans-Dietrich Genscher
„Die Einheit Deutschlands ist ein Schritt zur Einheit Europas.“

Unterzeichnung des Abschlussdokumentes der 2+4-Verhandlungen in Moskau
Unterzeichnung des Abschlussdokumentes der 2+4-Verhandlungen in Moskau, © Foto J. H. Darchinger. Nutzungsrecht: ADL* FD-201

Am 9. November 1989 öffnete die SED-Führung die Grenzen der DDR. Es stellte sich nun die Frage, wie für Deutschland und Europa eine neue, von allen getragene Ordnung entstehen sollte. Genscher sah jetzt die Chance, seine Vision von 1966 zu verwirklichen. Mit seinem Plan, die Neuordnung Deutschlands mit den vier Siegermächten des Weltkriegs und der neuen DDR-Führung zu verhandeln, wollte Genscher sicherstellen, dass sich an zentralen Essentials der bundesdeutschen Außenpolitik – Zugehörigkeit zur Nato und EU-Mitgliedschaft – nichts änderte. Die Wiedereinigung sollte nicht auf Kosten von Freiheit und Sicherheit der Deutschen erlangt werden. Vor allem dank der amerikanischen Unterstützung gelang es, dies in den sogenannten „2+4-Gesprächen“ bis Mitte September 1990 durchzusetzen, sodass am 3. Oktober die deutsche Wiedervereinigung feierlich begangen werden konnte. Nachdem mit Polen und der Sowjet-Union Freundschaftsverträge abgeschlossen worden waren, setzte die „Charta von Paris“ am 21. November 1990 den Schlussstein unter Genschers große Vision, indem hier das Ende der Spaltung Europas feierlich bekräftigt wurde. Die mit der Entspannungspolitik und der KSZE verbundenen Hoffnungen Genschers waren schließlich aufgegangen, die deutsche Einheit in einem freien Europa Realität geworden.

„Im 2+4-Vertrag hat sich das vereinigte Deutschland auf die Achtung der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung aller Völker verpflichtet. Auf diesen Grundvorgaben muss die deutsche Außenpolitik beruhen“, so Genscher.

In einem Interview mit der Deutschen Welle 2009 resümierte Genscher: „Es war eine europäische Freiheitsrevolution. Das war das Besondere des Jahres 1989. Zum ersten Mal, als es in Europa um die Freiheit ging, war Deutschland auf der richtigen Seite. Die Deutschen zusammen mit den anderen im sowjetischen Machtbereich stehen friedlich auf für Freiheit und Demokratie. Das hat uns Deutsche im Westen in einem ganz immateriellen Sinne reicher gemacht und unser Ansehen gefördert.“

„Die breite Zustimmung unserer Nachbarn war natürlich auch die Frucht einer langen Arbeit. Der Westintegration Deutschlands, der aktiven Rolle in der europäischen Einigung, aber auch der Ostverträge, die das Verhältnis zum Osten veränderte und endfeindet hatten. Ich wünsche mir, dass Deutschland innerhalb der Europäischen Union eine wichtige Rolle im Sinne der fortschreitenden Integration führt, denn Europa hat eine Mission in dieser Welt – davon überzeugen, dass man aus der Geschichte lernen kann. Und man kann durch Zusammenarbeit viel erreichen und Trennendes überwinden."

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