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Jahrestag
75 Jahre Bundesregierung – 75 Jahre Bundestag: Ein Symbol für Frieden in Europa

Am 7. September 1949 trat der erste Deutsche Bundestag in Bonn zum ersten Mal zusammen

Am 7. September 1949 trat der erste Deutsche Bundestag in Bonn zum ersten Mal zusammen

© picture alliance / dpa | dpa

Am 7. September 1949 trat der Deutsche Bundestag zum ersten Mal zusammen – ein Ereignis, das nicht nur die Entwicklungen der Bundesrepublik Deutschland entscheidend beeinflusste, sondern auch den Beginn eines neuen Kapitels in der europäischen Geschichte markierte. Als Symbol für die demokratische Erneuerung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg spielt der Deutsche Bundestag seitdem eine zentrale Rolle in der Gestaltung internationaler Beziehungen. Von der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl bis hin zur Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze markierte der Bundestag wichtige Meilensteine für Frieden und Integration in Europa.

Der Bundestag als Symbol für eine neue Ära der deutsch-französischen Zusammenarbeit

Die Nachkriegszeit war eine Phase des Wiederaufbaus und der Neuausrichtung in ganz Europa. Für Frankreich war eine stabile Demokratie in Deutschland von größter Bedeutung, um Frieden und Sicherheit in der Region zu gewährleisten. Der Bundestag spielte hierbei eine zentrale Rolle, da er demokratische Prinzipien in der Bundesrepublik verankerte und damit das Vertrauen Frankreichs in seinen Nachbarn stärkte. So war die Schaffung des Bundestags in Deutschland ein Zeichen der Hoffnung und des Neuanfangs und ebnete den Weg für eine neue Ära der Zusammenarbeit zwischen den ehemaligen Erzfeinden.

Und das erste Zeichen der neuen Zusammenarbeit zwischen den Ländern folgte nur wenige Jahre später, als 1951 auf eine gemeinsame Initiative des damaligen französischen Außenministers Robert Schuman und des deutschen Kanzlers Konrad Adenauer die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) gegründet wurde. Gemeinsam mit Belgien, Luxemburg, Italien und der Niederlande schlossen sich Deutschland und Frankreich zusammen, um ihre wirtschaftlichen Interessen zu koordinieren und so Konflikte künftig zu vermeiden. Damit legte die enge Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern den Grundstein für die europäische Integration.

Die Rolle des Bundestags in der deutsch-französischen Zusammenarbeit

Über die Jahre vertieften sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich weiter: Der Bundestag spielte insbesondere bei der Ratifizierung des Elysée-Vertrags, der 1963 endlich die deutsch-französische „Erbfeindschaft“ beendete, eine entscheidende Rolle. Der Élysée-Vertrag bildete die Basis für die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich – ein Meilenstein und „unerlässlicher Schritt für vereinigtes Europa“.

Und auch in jüngerer Zeit gibt es Bemühungen, die parlamentarische Zusammenarbeit zu vertiefen. Anlässlich 55 Jahre des Elysée-Vertrags wurde 2019 die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung gegründet – eine Initiative, die zeigt, wie eng die beiden Parlamente, der Bundestag und die französische Nationalversammlung, inzwischen kooperieren. Gemeinsam arbeiten sie daran, Gesetzgebungen zu harmonisieren und europäische Projekte voranzutreiben. Es ist ein klares Zeichen dafür, dass der Bundestag auch heute eine zentrale Rolle in der deutsch-französischen Partnerschaft spielt.

2024, in einer Zeit, in der Europa vor zahlreichen Herausforderungen steht – von geopolitischen Spannungen bis hin zu technologischen Umbrüchen – bleibt die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich von entscheidender Bedeutung. Der Bundestag ist hierbei ein unverzichtbarer Partner für Frankreich, genau wie die französische Nationalversammlung für Deutschland, um gemeinsame Lösungen zu finden und die europäische Integration weiter voranzutreiben. Er ist ein Symbol für die demokratischen Werte, die Deutschland und Frankreich teilen, und auch für Frieden und Stabilität in Europa.

Die Rolle des Bundestages in den deutsch-polnischen Beziehungen

Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 spielte der Deutsche Bundestag eine wichtige Rolle in der Gestaltung der deutsch-polnischen Beziehungen. In den ersten Nachkriegsjahrzehnten waren die Verhältnisse zwischen beiden Ländern durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs, territoriale Konflikte und die politischen Spannungen des Kalten Krieges geprägt. Polen war nach dem Krieg in die sowjetische Einflusssphäre gefallen. Noch im Jahr 1945 wurde die Verstaatlichung und Zwangskollektivierung auf den Weg gebracht und der Kommunismus schrittweise im Land eingeführt. Nach manipulierten Wahlen im Januar 1947 wurde die Volksrepublik Polen als sowjetischer Satellit gegründet.

Westdeutschland wurde in der Volksrepublik oftmals als der ideelle und rechtliche Nachfolger des nationalsozialistischen Deutschlands betrachtet, das Polen besetzt und schwer verwüstet hatte. Diese Sichtweise wurde vom kommunistischen Regime in Warschau systematisch gefördert. Westdeutschland – insbesondere unter Kanzler Konrad Adenauer – hege revanchistische Absichten und strebe, so der Vorwurf, eine Revision der nach 1945 festgelegten Grenzen an.

Ein weiterer zentraler Aspekt der polnischen Wahrnehmung war die Westintegration Westdeutschlands, insbesondere dessen Beitritt zur NATO. In Polen wurde dies als Bedrohung empfunden, da es die deutsche Teilung verfestigte und die Präsenz westlicher, vor allem amerikanischer, Militärkräfte in Europa verstärkte.

Der Bundestag war maßgeblich an allen diesen Entscheidungen und der Entwicklung der Außenpolitik beteiligt, die später in den 70ern doch die Grundlage für eine Annäherung und spätere Normalisierung der Beziehungen zwischen Deutschland und Polen schuf.

Die Oder-Neiße-Linie und die deutsch-polnische Grenze

Ein zentraler Konfliktpunkt in den westdeutsch-polnischen Beziehungen war die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Westgrenze Polens. Die Gebiete hinter dieser Grenze, die auf den Konferenzen von Teheran, Jalta und Potsdam festgelegt wurde, stellte für Polen eine Kompensation für das Terrain dar, das an die Sowjetunion verloren gegangen waren. Während die DDR die Oder-Neiße-Linie im Görlitzer Abkommen von 1950 anerkannte, weigerte sich Bonn lange Zeit, diese Grenze offiziell anzuerkennen, was in Polen tiefes Misstrauen hervorrief.

Die neue Ostpolitik und Willy Brandt als Wendepunkt

Ein bedeutender Wendepunkt in den deutsch-polnischen Beziehungen war die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition unter der Führung von Willy Brandt, die 1969 eingeleitet wurde. Diese Politik verfolgte das Ziel, die Beziehungen zwischen Westdeutschland und den Staaten des Ostblocks zu normalisieren und langfristig zur Überwindung der deutschen Teilung beizutragen. Die Ostpolitik basierte auf dem Prinzip des „Wandels durch Annäherung“, das eine neue Grundlage für den Dialog mit den östlichen Nachbarn schaffen sollte.

Ein zentrales Element dieser Politik war die Unterzeichnung des Moskauer Vertrags zwischen Westdeutschland und der Sowjetunion im August 1970. In diesem Vertrag erkannte die Bundesrepublik die bestehenden Grenzen in Europa, einschließlich der Oder-Neiße-Linie, de facto an und verpflichtete sich, auf Gebietsansprüche zu verzichten. Dies bildete eine wesentliche Voraussetzung für die nachfolgenden Verhandlungen mit Polen.

Am 7. Dezember 1970 unterzeichneten Willy Brandt und der polnische Ministerpräsident Józef Cyrankiewicz den Warschauer Vertrag. Der Deutsche Bundestag stimmte am 17. Mai 1972 dem Moskauer Vertrag und dem Warschauer Vertrag zu. Dieses historische Dokument markierte die offizielle Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze durch die Bundesrepublik Deutschland und verpflichtete beide Seiten zu einer friedlichen Zusammenarbeit. Der Vertrag legte den Grundstein für die Normalisierung der bilateralen Beziehungen und stellte einen wichtigen Schritt zur Überwindung der Nachkriegsfeindseligkeiten dar.

An demselben Tag, als der Vertrag unterzeichnet wurde, kam es auch zu einem symbolischen Höhepunkt der deutsch-polnischen Annäherung. Während seinem Besuch in Warschau legte Bundeskanzler Brandt am Denkmal für die Helden des Warschauer Ghettos einen Kranz nieder und kniete unerwartet nieder – eine Geste, die als „Kniefall von Warschau“ in die Geschichte einging. Der Kniefall Brandts wurde in Polen und weltweit als symbolische Anerkennung der deutschen Schuld und als Ausdruck des Willens zur Versöhnung verstanden. In Polen wurde diese Geste von vielen als bedeutender Schritt in Richtung eines neuen, friedlichen und kooperativen Europas wahrgenommen.

Seitdem bemühen sich Polen und Deutschland zunehmend um die Überwindung der Spuren der Vergangenheit. Trotzdem kann diese Nachbarbeziehung als eine der kompliziertesten in Europa bezeichnet werden. Vor allem während der Regierungszeit der nationalkonservativen polnischen Partei Recht und Gerechtigkeit (2005-2007 und 2015-2023) war die Zusammenarbeit immer wieder durch Fragen der Vergangenheit belastet. Die aktuelle Regierung von Donald Tusk, seit Dezember 2023 im Amt, betont dagegen, dass Deutschland der engste und wichtigste Partner Polens ist und strebt eine verstärkte Zusammenarbeit mit seinem westlichen Nachbarn in allen Bereichen an.

Der Bundestag bleibt zentral in der Zusammenarbeit mit Nachbarländern

Auch heute bleibt der Bundestag ein unverzichtbarer Akteur in der europäischen Zusammenarbeit, sowohl in den Beziehungen zu Frankreich und Polen als auch zu anderen Mitgliedsstaaten der EU – und darüber hinaus. Seine historische Bedeutung wird durch seine kontinuierlichen Bemühungen um Frieden und Stabilität, mit der er zur Stärkung der europäischen Integration beiträgt, unterstrichen.