Desinformation
FNF auf der RightsCon 2025

Anna Marti, Leiterin FNF Global Innovation Hub in Taiwan, eröffnet die Ausstellung auf der RightsCon 2025
© Crystal Pan, courtesy of FNF Global Innovation HubDigitale Desinformation im Fokus: Podiumsdiskussion mit internationalen Experten
Desinformationskampagnen sind längst ein bewährtes Mittel politischer Einflussnahme – doch ihr geschlechtsspezifischer Charakter, gerade im digitalen Raum, wird oft übersehen. Auf der RightsCon 2025 in Taipeh rückte ein von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF) organisiertes Panel dieses Thema in den Fokus. Unter dem Titel „Gender-Based Political Campaigns Targeting Politicians and Leaders: A Neglected Risk to Democracy“ diskutierten die taiwanesische DPP-Abgeordnete Jie Huang, der Rechtsexperte Alessandro Polidoro von CyberLove und Lucina Di Meco, Gründerin der Organisation ShePersisted, mit Anna Marti der Leiterin des Global Innovation Hubs der Stiftung, über die Auswirkungen geschlechtsbasierter Desinformation auf demokratische Prozesse.

Ausstellungseröffnung RightsCon 2025
© Crystal Pan, courtesy of FNF Global Innovation Hub
Ausstellungseröffnung auf der RightsCon 2025
© Crystal Pan, courtesy of FNF Global Innovation HubEin Angriff auf Frauen – und die Demokratie
Gerade in Wahljahren, so betonte Huang, werde gezielte Falschinformation verstärkt eingesetzt, um die öffentliche Wahrnehmung von Politikerinnen und LGBTQ+-Führungspersonen zu manipulieren. Häufige Taktiken reichen von verzerrten Narrativen über die politische Kompetenz der Betroffenen bis hin zu sexualisierten Falschmeldungen und manipulierten Bildern. Jie Huang, die selbst Ziel von Angriffen wurde, schilderte ihre Erfahrung und betont, dass Frauen und Angehörige von Genderminderheiten des ganzen politischen Spektrums Opfer solcher Angriffe würden. Sie würden entmutigt, sich politisch zu engagieren, während Wählerinnen und Wähler durch gezielte Fehlinformationen beeinflusst würden. Die Taktik sei besonders perfide, weil sie nicht nur die betroffene Person angreife, sondern auch die demokratische Teilhabe insgesamt behindere. Die Angegriffenen würden systematisch aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt – nicht nur durch Drohungen oder Hassbotschaften, sondern durch gezielt gestreute Falschinformationen, die an ihrer Glaubwürdigkeit und ihrem politischen Ansehen rüttelten. Lucina Di Meco, Gründerin der NGO ShePersisted, machte deutlich, dass diese Angriffe kein zufälliges Phänomen seien, sondern systematisch genutzt würden, um politische Strukturen zu beeinflussen. „Das Problem ist nicht der Sexist oder Misogynist neben an,“ erklärte sie. „Es ist ein systemisches Problem.“ Besonders rechte und populistische Parteien würden gezielt auf geschlechtsbasierte Narrative setzen, um Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren. Indem sie traditionelle Rollenbilder verstärkten und Frauen in Führungspositionen diffamierten, betrieben sie politische Einflussnahme.
Diese Gewalt schlägt sich nicht nur im digitalem Raum nieder. Eine Studie von HateAid zeigt, dass die Hälfte aller Frauen, die in der Politik tätig sind, auch offline sexueller Belästigung und geschlechtsspezifischer Anfeindungen erfahren. Viele Frauen würden deswegen über einen Rücktritt aus der Politik nachdenken.
Interaktive Ausstellung zur digitalen Gewalt
Parallel zur Diskussion präsentierte die Stiftung die Ausstellung „This is not your fault. And I told them that everything will be fine.“ der Künstlerin Ting-Ting Cheng im C-lab. Die Ausstellung setzte sich aus einer künstlerischen Perspektive mit digitaler geschlechtsbasierter Gewalt auseinander. Besucherinnen und Besucher konnten in einer immersiven Erfahrung verschiedene Szenarien durchlaufen, die den Mechanismus von Desinformationskampagnen verdeutlichten. Ziel war es, das Bewusstsein für diese Form digitaler Gewalt zu schärfen und die Auswirkungen auf betroffene Personen erfahrbar zu machen.
Förderung junger Stimmen: Youth RightsCon
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit digitalen Bedrohungen engagierte sich der Global Innovation Hub auch für den Nachwuchs im Bereich digitaler Rechte ein. Durch die Unterstützung der Youth RightsCon, einer speziellen Plattform für junge Aktivistinnen und Aktivisten, förderte die Stiftung gezielt junge Stimmen in der Debatte über digitale Freiheitsrechte.