FNF in der Türkei
30 Jahre Friedrich-Naumann-Stiftung in der Türkei
30 Jahre ist es her, seit die Friedrich-Naumann-Stiftung ihre politische Bildungsarbeit in Ankara begann. Mit Partnern aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Journalismus fördern wir seither – ab 2002 aus Istanbul – liberale Werte in der Gesellschaft ebenso wie den Dialog zwischen der Türkei und Deutschland sowie anderen Ländern der Region.
Das Jubiläum fällt in eine Zeit, in der nach Monaten der Pandemie persönliche Treffen endlich wieder möglich sind. Wir haben es genutzt, um das zu tun, was wir für lange Zeit entbehren mussten: in echter Begegnung gemeinsam zu lernen. Etwa 20 Vertreterinnen und Vertreter von Partnerorganisationen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Journalismus kamen bei spätsommerlichem Wetter in Bodrum zu einem mehrtätigen Capacity Building zusammen. Das Motto lautete „Restart Freedom Journey“. Was immer uns in der täglichen Arbeit antreibt, Menschenrechte, Minderheiten- oder Frauenrechte, Umwelt, Kultur oder Außenpolitik – uns alle beschäftigen dieselben Fragen: Wie können wir als Organisation noch erfolgreicher sein? Wie erreichen wir die Menschen und Zielgruppen, die für uns wichtig sind? Und wie gestalten wir Treffen und Veranstaltungen, die wirklich etwas bewegen?
Diesen Fragen gingen wir – unterstützt von internationalen Facilitatoren – in drei intensiven Tagen nach. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entdeckten dabei neue Perspektiven auf ihre eigene Organisation, übten innovative Lehr- und Lernmethoden ein und tauschten sich über ihre Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen aus. Das mehrtägige Zusammensein in entspannter Atmosphäre fern des Alltags trug nicht zuletzt dazu bei, Beziehungen wieder herzustellen und Vertrauen aufzubauen.
Waren die Tage des Capacity Building der Arbeit und Weiterentwicklung der Stiftungspartner selbst gewidmet, diente der vierte Tag des Treffens dem Blick nach außen: Gemeinsam mit Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Medien diskutierten wir in drei Rundtischen die „Zukunft der Freiheit in der Türkei“. Das erste Panel beschäftigte sich damit, was verschiedene Sektoren – politische Parteien, unabhängige Medienschaffende, Menschenrechtsorganisationen oder Wissenschaftler – zu einer demokratischen Entwicklung der Türkei beitragen können. Die zweite Diskussion widmete sich dem zivilgesellschaftlichen Sektor, der Rolle der Jugend und neuer Organisationsformen wie etwa der social entrepreneurships. Abschließend stand die Zukunft der Türkei-EU-Beziehungen auf dem Programm. Die Expertinnen und Experten beleuchteten Möglichkeiten und Hindernisse der Zusammenarbeit und ließen keinen Zweifel, dass den globalen Herausforderungen, sei es in den Bereichen Sicherheit, Migration oder Klimaschutz, am besten kooperativ begegnet werden kann.
Nach lebhaften Diskussionen endete der Tag mit einem festlichen Abendessen unter dem Bodrumer Abendhimmel. Als Ehrengast gab Anne Brasseur, Kuratoriumsmitglied der Stiftung und ehemalige Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, uns bedenkenswerte wie ermutigende Worte auf den Weg. Sie skizzierte die zunehmenden Bedrohungen für freie, offene und friedliche Gesellschaften, etwa durch die mangelnde Solidarität im Angesicht von Flüchtlingsbewegungen, wachsenden Hass und Intoleranz sowie den Aufstieg eines autoritären Populismus. Ihre Wertschätzung galt den türkischen Partnern der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, die mit großem Mut die drei Säulen des Europarats – Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – verteidigen und uns erinnern, dass diese auch heute keine Selbstverständlichkeit sind.
30 Jahre Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in der Türkei – das Zusammentreffen in Bodrum war ein Moment des Rückblicks und der Dankbarkeit für die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit so vielen wundervollen, mutigen und engagierten Partnern. Vielmehr noch war es aber ein Neustart in einer herausfordernden Zeit. Die Freiheit ist hier wie an vielen anderen Orten der Welt ein bedrohtes Gut, die Arbeit ist nicht getan. „Restart Freedom Journey“ heißt deshalb auch: Die nächsten 30 Jahre haben begonnen.